„Ich wundere mich immer wieder, wie sogenannte ‚Progressive‘ in westlichen Gesellschaften die Gefahr des Islamismus kleinreden. Sie veredeln uns Fremde – denn ein solcher war und bin ich in Europa bis heute – undifferenziert als Bon Sauvage und blenden alle gegen die Säkularisierung, Demokratie und offene Gesellschaft gerichteten Bestrebungen islamistischer Kräfte völlig aus. In Anlehnung an Hannah Arendt von einem neuen Totalitarismus zu reden, ist in diesem Fall durchaus angemessen. Die Alternative dazu lautet ziviler Islam (…) Theodor W. Adorno hat in seinem Aufsatz ‚Erziehung nach Auschwitz‘ die Einordnung der Menschen in Kollektive als eine Quelle der Barbarei bezeichnet, die in Auschwitz münde. Adorno schreibt wörtlich, dass diese Barbarei fortbestehen würde, solange Menschen in Kollektiven eingepfercht werden. Genau dies tun die sogenannten heutigen ‚Progressiven‘, also die neuen Barbaren im indirekten Bündnis mit den Islamisten. Das ist das Gegenprogramm zur Aufklärung. (…)
Ich war als Islamologe dabei und machte deutlich, dass die Kulturrelativisten, die die Aufklärung bloß für eine europäische Marotte halten, in die Hände der Islamisten arbeiten, die wahrhafte Neo-Absolutisten sind. (…) Die Gewährung von Minderheitenrechten für Muslime in Europa bedeutet (…) eine Ermächtigung des organisierten Islam, der von Islamisten getragen wird. Die sogenannten ‚Progressiven‘ wirken bei ihrem doppelten Einsatz einerseits für die Herabsetzung des Aufklärungserbes, andererseits für Minderheitenrechte wie Hilfssoldaten des Islamismus in Europa. Zusammen verhindern sie eine kritische Debatte – denn wer sich kritisch äußert, wird reflexartig als Islamophobiker hingestellt, was völlig unzutreffend ist. (…) Die ‚Progressiven‘ sind in der Tat kulturrelativistisch und postmodern; sie ersetzen das individuelle ‚Subjektivitätsprinzip‘ (Habermas) durch Minderheitenrechte. Setzte sich diese Haltung durch, würde dies das Ende von Europa als Kontinent der Aufklärung und als ‚Insel der Freiheit in einem Ozean der Gewaltherrschaft‘ (Horkheimer) bedeuten.“ (Bassam Tibi: „Aufklärung und Kulturrelativismus vertragen sich nicht“)