Von Thomas von der Osten-Sacken
Man mag von Trump halten, was man will, er benennt das Kind beim Namen und fordert den Iran auf „seine Unterstützung für Terroristen, Extremisten und regionale Stellvertreter wie die Hamas, die Hisbollah, die Taliban und al-Qaida aufzugeben.“ Und von seiner „öffentlich erklärten Absicht abzusehen, Israel zu vernichten.“ Das aber ist es, was so viele, ob bewusst oder unbewusst, vom Iran erhoffen: Zu vollenden, woran die Alliierten am 8. Mai 1945 ihre Groß- und Urgroßeltern hinderten. Seitdem ist Auschwitz nicht nur ein präzedenzloses Verbrechen, es wartet auf Vollendung. Wie oft schon hat man den Spruch gehört, ob im Nahen Osten oder hier: Die anderen sechs Millionen müssten auch noch vernichtet werden.
Die Aufgabe wurde deshalb gewissermaßen in den Nahen Osten delegiert. Wer dort nur laut genug seinen Willen erklärte, Israel vernichten und die Juden ins Meer treiben zu wollen, konnte sich sicher sein, dass ihm besonders von ganz rechts und ganz links (und verschämt aus der Mitte dazwischen) die Herzen zuflogen. Ob früher Jamal Abdel Nasser, Jassir Arafat, Saddam Hussein, Muammar al-Gaddafi; man vereherte sie genau deshalb.
Kurzum, dieses Ziel steht und fällt mit den Mullahs in Teheran und ihrer Fähigkeit, die Bombe zu bauen und allerlei Terroristen zu finanzieren und anzuleiten, denn konventionell stellt der Iran keine Bedrohung für Israel dar. Wenn ein Tag gut gewählt für die Erklärung aus Washington war, dann der 8. Mai. Und vor genau diesem Hintergrund sollte man den mantrahaften Schwall an Statements und Stellungnahmen lesen, mit dem wir in den nächsten Tagen in Deutschland überschwemmt werden … über Eskalation, Hardliner, drohenden Krieg etc.
Wenn die USA den Iran sanktionieren will muss Europa nicht folgen. Und China und Russland erst recht nicht. Es darf sich nicht die ganze Welt dem kriegerischen Kalkül der USA, Israels und Saudi Arabiens unterwerfen. Solange der Iran seine Verpflichtungen erfüllt, gilt der Vertrag
— Jakob Augstein (@Augstein) 8. Mai 2018