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Wenn deutsche Ex-Botschafter aus ihrem Herzen keine Mördergrube machen

Scheint deutschen Ex-Botschaftern nicht zu gefallen: Schwächung der Hisbollah im Libanon
Scheint deutschen Ex-Botschaftern nicht zu gefallen: Schwächung der Hisbollah im Libanon (© Imago Images / Xinhua)

Ehemalige deutsche Diplomaten in der arabischen Welt können es Israel nicht verzeihen, die Hisbollah im Libanon dezimiert und dem Land so eine Chance auf weitreichende Veränderungen gegeben zu haben.

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wollten jüngst vier ehemalige deutsche Botschafter in arabischen Ländern aus ihren Herzen nicht länger Mördergruben machen: »Deutschland darf nicht länger schweigen«, proklamierten sie – und wie fast immer, wenn die Last des Gewissens allzu schwer auf zeitgenössischen deutschen Seelen ruht, ist Israel schuld an den nicht länger ertragbaren Qualen.

»Bürde des Holocausts« hin, »besondere moralische Verantwortung für Israel« her: Die »Menschlichkeit« gebiete es, die »bedingungslose Unterstützung für Israels Vorgehen« zu beenden, welche die Ex-Botschafter in Deutschland seit dem 7. Oktober 2023 am Werk wähnten.

Dass diese nicht einmal weit genug reichte, um sich bei Resolutionsabstimmungen bei den Vereinten Nationen gegen die große israelfeindliche Mehrheit zu stellen, blendeten die Diplomaten genauso aus wie den Umstand, dass Außenministerin Annalena Baerbock allseits bekannte Israelfeinde zum gemütlichen Dinner-Plausch ins Außenamt einlud oder das Faktum, dass Deutschland zumindest zeitweilig Exportgenehmigungen für Rüstungsgüter nach Israel deutlich reduzierte sowie keine Kriegswaffen lieferte. Die angeblich »bedingungslose Unterstützung« Deutschlands für Israel ist in Wahrheit ein Mythos, der mit der Realität wenig zu tun hat und einzig in der antiisraelischen Propaganda existiert.

Wenig überraschend war, dass die Botschafter in ihrer schriftlichen Gewissenserleichterung gefälschte Opferzahlen aus dem Gazastreifen aufboten, die direkt von der Hamas stammen, der Einfachheit halber zwischen zivilen Toten und getöteten Terroristen keinerlei Unterschied machten und am Ende ihrer Litanei auf dem Rücken des totesten aller toten Pferde in den Sonnenuntergang ritten: der »Zwei-Staaten-Lösung«, die aktuell ungefähr so realistisch ist wie das Auffinden eines schwarzen Schwans.

Ach ja, eine aus »freien Wahlen« hervorgegangene »palästinensische Regierung der nationalen Einheit« soll es auch noch geben, soll heißen: Die Hamas solle künftig nicht nur im Gazastreifen, sondern auch im Westjordanland (mit-)regieren. Im Dienst des Friedens, selbstverständlich.

Groll über Niederlage der Hisbollah

So erwartbar und abgeschmackt all das ist, so bezeichnend ist eine Passage, in der die Ex-Botschafter aufzählten, warum es ein »Weiter-so« nicht geben dürfte und darin unter anderem »Israels Vorgehen in [sic!] Libanon« anführten.

Zur Erinnerung: Nach fast einem Jahr tagtäglichen Raketen- und sonstigen Beschusses durch die Hisbollah, der außerhalb Israels weitgehend ignoriert wurde, hat Israel ab Mitte September letzten Jahres umfangreiche Operationen gegen die Terrorgruppe unternommen, von Pager-Attacken gegen Mitglieder des bewaffneten Arms der Hisbollah über die gezielte Tötung ihres Generalsekretärs Hassan Nasrallah und anderer Führungspersonen der Organisation bis hin zu einer Bodenoffensive Ende September.

Zwei Monate später ging der Krieg mit einer umfassenden Niederlage der Hisbollah zu Ende, die von Israel in einer Art und Weise dezimiert wurde, die vorher kaum jemand für möglich gehalten hatte. »Die militärische Bedeutung der Hisbollah«, resümierte unlängst der libanesische Journalist Michael Young, »ist hinfällig geworden, da sie nicht in der Lage ist, neue Angriffe gegen Israel zu starten. Die Gruppe ist im Inland isoliert, die Zerstörung in den mehrheitlich schiitischen Gebieten ist immens, und die Hisbollah kann sich nicht mehr über Syrien neu bewaffnen.«

Und auch die bisher so verlässliche Unterstützung durch das iranische Regime gibt es in dieser Form nicht mehr. »Die iranische Wirtschaft befindet sich in einer derart tiefen Krise, dass sie kein Geld für den Wiederaufbau zerstörter schiitischer Gebiete im Libanon aufbringen kann. Die Übereinkunft zwischen dem Iran und seinen Verbündeten der Hisbollah ist daher ernsthaft gefährdet, zumal viele in der schiitischen Gemeinschaft der Meinung sind, dass sie von Teheran als Kanonenfutter missbraucht wurden, ohne selbst davon zu profitieren.«

Nach Jahrzehnten, in denen die vom Iran ins Leben gerufene, unterstützte und aufgerüstete schiitische Terrorgruppe zur stärksten bewaffneten Kraft im Libanon wurde und einen Staat im Staat aufbauen konnte, der maßgeblich für den wirtschaftlichen Zusammenbruch und die scheinbar ausweglose politische Blockade des Landes verantwortlich war, hat der Libanon dank des militärischen Erfolgs Israels jetzt zum ersten Mal die Möglichkeit, sich aus der alles lähmenden Umklammerung durch die Hisbollah zu befreien. Selbst die Entwaffnung der Terrororganisation, die eigentlich zwar schon längst hätte geschehen müssen, aber noch vor einem Jahr ein absolutes Tabuthema gewesen ist, ist jetzt Gegenstand der politischen Auseinandersetzung.

Beeindruckende Ignoranz

Nicht alle gehen so weit wie die vier deutschen Ex-Botschafter, die in den äußerst erfolgreichen israelischen Operationen gegen die Hisbollah einen Grund dafür sehen, sich von Israel abzuwenden – so viel Groll über den Untergang der einst mächtigsten islamistischen Terrororganisation der Welt ist denn doch eher ein Minderheitenprogramm.

Aber bis auf wenige Ausnahmen herrscht vor allem in Europa eine beeindruckende Ignoranz gegenüber dem Paradigmenwechsel im Libanon, in dem sich zumindest ein Fenster zu weitreichenden Veränderungen aufgetan hat, das jahrzehntelang angesichts der Dominanz der Hisbollah fest verbarrikadiert war.

Auf europäische oder gar deutsche Hilfe bei dem Versuch, sich aus der Geiselhaft der Hisbollah und des iranischen Regimes zu befreien, dürfen die Libanesen also leider nicht hoffen. Aber wenn man liest, was so manche deutsche Diplomaten umtreibt, ist man fast verleitet zu sagen: Vielleicht ist es sogar besser so.

Dies ist ein Auszug aus unserem Newsletter vom 23. April. Wenn Sie den nächsten Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich an!

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