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Weltbank empfiehlt Ägypten Eindämmung des Bevölkerungswachstums

Ägyptens Minister für Gesundheit und Bevölkerung, Khaled Abdel Ghaffar
Ägyptens Minister für Gesundheit und Bevölkerung, Khaled Abdel Ghaffar (© Imago Images / Xinhua)

Der jüngste Bericht spricht von einer »demografischen Dividende«, durch die Ägypten erhebliche wirtschaftliche Vorteile erzielen könnte.

Im Anfang der Woche veröffentlichten Bericht der Weltbank heißt es, Ägypten können eine »demografische Dividende« erzielen und seine Chancen auf mehr Wohlstand und einen höheren Lebensstandard nutzen, ergreife es Maßnahmen, durch die der Anteil der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter größer wird als jener der von ihnen abhängigen Personen.

Die Studie schätzt, dass eine Senkung der Fruchtbarkeitsrate von 2,9 Geburten pro Frau auf 2,1 in der Dekade zwischen 2020 und 2030 zu einem kumulativen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von rd. 17,4 Mrd. Euro und zu Einsparungen in den Bereichen Gesundheit, Wohnungsbau und Bildung von ca. 800 Mio. Euro führen würde.

Das nordafrikanische Land mit 104 Millionen Einwohnern, das alle zehn Monate um eine Million Menschen wächst, kämpft schon seit Jahrzehnten mit einer chronischen Überbevölkerung. In den vergangenen Monaten ist dieses Problem jedoch zu einer nationalen Priorität geworden, da das Bevölkerungswachstum in der aktuellen Wirtschaftskrise fast alle staatlichen Sektoren zusätzlich belastet. »Es besteht kein Zweifel daran, dass das Problem des Bevölkerungswachstums jetzt zu einer der wichtigsten Prioritäten Ägyptens geworden ist«, sagte sagte der Minister für Gesundheit und Bevölkerung, Khaled Abdel Ghaffar, bei der Präsentation des Berichts vergangenen Montag in Kairo.

Vorschläge der Weltbank

Die Weltbank schlägt sechs Möglichkeiten zur Senkung der Geburtenrate vor, darunter die Verringerung der Schulabbrecherquote, die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen, die Verzögerung von Frühehen, die Nutzung von Sozialschutzprogrammen und die Verbesserung der Verwaltung des Bevölkerungsprogramms.

Parallel dazu müsse die Regierung Maßnahmen ergreifen, welche die sozioökonomische Entwicklung sicherstellen, wie zum Beispiel die Schaffung produktiver Arbeitsplätze, Investitionen in Humankapital, die Förderung der finanziellen Eingliederung und des Unternehmertums – insbesondere für Frauen – und die Aufrechterhaltung der makroökonomischen Stabilität.

Ägypten habe für zwei Jahrzehnte vor 2008 eine gute Bilanz bei der Bewältigung des Bevölkerungswachstums vorzuweisen. So hätten Investitionen in Familienplanung, reproduktive Gesundheit und die Stärkung der Rolle der Frau dazu beigetragen, dass die Gesamtfruchtbarkeitsrate des Landes zwischen 1988 und 2008 von 4,5 auf drei Geburten pro Frau sank, heißt es in dem Bericht. Seitdem seien die Fortschritte jedoch ins Stocken geraten, sodass zwischen 2008 und 2014 die Fruchtbarkeitsrate wieder zu steigen begann und 3,5 Geburten erreichte, was als »alarmierende« Wende bezeichnet wird.

Zu den wichtigsten bevölkerungspolitischen Herausforderungen nach dem Aufstand vom Januar 2011 habe der Rückgang der öffentlichen Mittel für die Familienplanung gehört, ebenso wie der Rückgang der sozialen und medialen Kampagnen zur Familienplanung, die Zunahme der Armut und der Anstieg des konservativen Einflusses durch die Muslimbrüder.

Im Jahr 2014 waren 33,2 Prozent der Bevölkerung unter 14 Jahre alt, was zu einem »Jugendboom« geführt habe. Nachdem der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwischen 1990 und 2010 angestiegen war, ging er danach aufgrund der höheren Geburtenrate und der Bevölkerungsdynamik zurück, und zwar von fast 63 Prozent im Jahr 2010 auf 61 Prozent im Jahr 2020. »Zurzeit kommen zwei Ägypter im erwerbsfähigen Alter für drei abhängige Personen auf. Wir möchten, dass nur einer für einen sorgt, und das ist machbar«, so Sameh El Saharty, leitender Gesundheitsexperte bei der Weltbank und Autor der Studie. 

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