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Wieder mehr weibliche Genitalverstümmelung in Irakisch-Kurdistan

Demonstration gegen weibliche Genitalverstümmelung in Berlin
Demonstration gegen weibliche Genitalverstümmelung in Berlin (© Imago Images / Christian Ditsch)

Was jungen Mädchen mit der grausamen Praxis der Genitalverstümmelung angetan wird, ist kaum vorstellbar. In Irakisch-Kurdistan wird sie wieder vermehrt angewendet.

Weibliche Genitalverstümmelungen (FGM) sind auch über ein Jahrzehnt nach ihrem Verbot immer noch ein ernstes Problem in Irakisch-Kurdistan, warnte am Wochenende die Menschenrechtsorganisation Wadi, die sich gegen geschlechtsspezifische Gewalt einsetzt. Während einer anlässlich des Internationalen Anti-FGM-Tages in der Regionshauptstadt Erbil stattfindenden Konferenz sagte die Juristin und Wadi-Vertreterin Payam Ahmed in einem Interview:

»Im vergangenen Jahr haben wir viele Dörfer, Gemeinden und Städte besucht und herausgefunden, dass in Kurdistan immer noch Genitalverstümmelungen praktiziert werden. In der ganzen Region, nicht nur in kleinen Dörfern, sondern sogar im Zentrum von Erbil ist eine große Zahl an Fällen zu verzeichnen.«

Im Jahr 2021 hat Wadi in einer unter 1.260 Mädchen unter achtzehn Jahren durchgeführten Umfrage in der Provinz Erbil und dem Ranya-Distrikt in Sulaimaniyya herausgefunden, dass 110 von ihnen genitalverstümmelt waren.

Bei der FGM werden die weiblichen Genitalien beschnitten oder sogar komplett entfernt. Diese Praxis wird noch immer betrieben, obwohl die Regionalregierung von Kurdistan (KRG) sie 2011 mit dem Gesetz gegen häusliche Gewalt verboten hat.

Laut einer Zahl des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) wurden allein im Jahr 2018 um die 15.000 Mädchen in der Region Kurdistan genitalverstümmelt. Seit 2004 kämpft Wadi in der Region Kurdistan gegen FGM, das international als Verletzung der Menschenrechte von Mädchen und Frauen eingestuft ist.

In der Region Halabja im Westen des Landes scheint die Praxis so gut wie ausgerottet zu sein, während sie laut Aktivisten und Angehörigen der Zivilgesellschaft in der Provinz Duhok im Norden wieder einen Anstieg verzeichnet.

Nach einer Reihe von Besuchen in verschiedenen Dörfern Halabjas »können wir feststellen, dass die Fallzahlen von Genitalverstümmelung dort gegen Null gehen, sodass sie dort mehr oder weniger als abgeschafft gelten kann«, erklärte die Aktivistin Hero Ahmed, die ein Frauenrechtsprojekt in Halaja leitet.

Die Aktivistin und Vorsitzende der Organisation Zhinda, Chiman Rashid, meinte hingegen auf der Konferenz am Wochenende, dass »die FGM-Rate in Duhok 2007 noch bei einem Prozent gelegen ist, dass aber alles, was wir sehen und hören, darauf hindeutet, dass die Zahlen wieder ansteigen«.

Mädchen und Frauen, die Opfer von FGM werden, sind oft von kurz- und langzeitigen Gesundheitsproblemen betroffen, darunter hoher Blutverlust, Infektionen, Probleme beim Urinieren, Komplikationen beim Gebären, schmerzhafte Menstruation sowie generelle Probleme beim Geschlechtsverkehr, die von verminderter Sensibilität über Gefühllosigkeit bis hin zu (starken) Schmerzen reichen.

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