Warum wir (uns) an den irakischen Farhud erinnern müssen

Der Schlagstock wurde von denen, die 1941 in Bagdad Juden massakrierten, an die heutigen Politiker weitergegeben, die vom Iran kontrolliert werden.

Lyn Julius

Der Irak ist wieder in den Nachrichten, diesmal wegen der Verabschiedung eines drakonischen Gesetzes, das den Kontakt zwischen Israel und irakischen Bürgern bei Todesstrafe verbietet. Mehrere arabische Staaten haben sich im Gefolge der Abraham-Abkommen für eine Normalisierung mit Israel entschieden. Sie haben Handelsabkommen unterzeichnet, Flugverbindungen eingerichtet und den Tourismus gefördert, aber der Irak hat sich diesem Trend widersetzt.

Das Gesetz wurde von der größten Partei im irakischen Parlament, die vom Schiitenführer Muqtada al-Sadr angeführt wird. vorgeschlagen und mit überwältigender Mehrheit verabschiedet. Während antisemitische und antizionistische Gesetze bereits in den irakischen Gesetzbüchern verankert sind und dazu benutzt wurden, die jüdische Gemeinschaft des Irak zu vertreiben, dehnt das al-Sadr-Gesetz seinen Geltungsbereich auf die autonome Region Kurdistan aus, wo die Kurden offen ihre Sympathie für Israel bekunden.

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass das al-Sadr-Gesetz wenige Tage vor dem 81. Jahrestag der schlimmsten Katastrophe, die die irakische jüdische Gemeinde getroffen hat, verabschiedet wurde: Das Massaker von 1941 an Hunderten von Juden nach der Niederlage des von Rashid Ali al-Kilani geführten pro-nazistischen Regimes im Irak, das als Farhud bekannt ist.

Der Farhud …

Ein schrecklicher Zufall wollte es, dass das Gemetzel während des Schawuot-Festes am 1. und 2. Juni 1941 stattfand. »In der ersten Nacht von Schawu’ot gehen wir normalerweise in die Synagoge und bleiben die ganze Nacht auf, um die Tora zu studieren«, sagt Heskel Haddad, heute ein Augenarzt in New York.

»Plötzlich hörten wir Schreie: ›Allah Allah!‹ und Schüsse wurden abgefeuert. Wir gingen aufs Dach, um zu sehen, was los war, wir sahen Feuer, wir sahen Menschen auf den Dächern im jüdischen Viertel, die schrien und Gott anflehten, ihnen zu helfen.«

Die Gewalt setzte sich in der Nacht fort. Jüdische Häuser wurden mit einem roten Handabdruck, der sogenannten Hamsa, gekennzeichnet. Haddad erinnert sich, dass der Mob im Morgengrauen in seine Straße kam und er vom Dach aus beobachtete, wie sie das Haus seines Nachbarn plünderten.

»Mein Vater hatte einen Dolch in der Hand und ein Rohr, um zu verhindern, dass die Leute uns auf dem Dach angreifen. Mir kam eine Idee, und ich brach ein paar Ziegelsteine aus der Wand und fing an, sie zu werfen. Andere Kinder kamen mit mir und begannen, Steine auf diese Leute zu werfen. Als wir jemanden trafen und er zu bluten begann, fingen sie an zu schreien ›Allah!‹ und ließen die Beute zurück.«

Einige Familien bestachen Polizisten, um sie zu bewachen, und zahlten den Sicherheitskräften einen halben Dinar für jede abgefeuerte Kugel. Andere verdanken ihr Leben jenen Muslimen, die ihr Leben riskierten, um ihre jüdischen Nachbarn zu schützen.

Der Farhud wurde durch eine giftige Mischung aus nationalsozialistischem Einfluss und Propaganda, aus Antikolonialismus, der die Juden angebliche als fünfte Kolonne der Briten zum Sündenbock machte sowie aus militaristischem Nationalismus verursacht. Viele geben dem nazifreundlichen Mufti von Jerusalem, Haj Amin al-Husseini, die Schuld, der in den zwei Jahren, die er in Bagdad verbrachte, zusammen mit 400 palästinensischen und syrischen Exilanten den antijüdischen Hass schürte.

Andere wiederum sind der Meinung, dass die schattenhafte Gestalt von Yunis Bahri mehr Schaden angerichtet hat als der Mufti. Bahri verbreitete Radiopropaganda aus Berlin. In Cafés drängten sich die Iraker um Kurzwellenradios, um seine Sendungen zu hören. Sie begannen immer mit dem Ruf »Huna Berlin. Hayii al Arab«. (»Hier ist Berlin. Arabische Grüße.«) Die Macht von Bahris Sendungen ist nicht zu unterschätzen. Vier Tage vor dem Ausbruch des Farhud stachelte er die arabischen Zuhörer zur Gewalt an: »Die größten Feinde der Menschheit«, erklärte er, »sind diejenigen, die an die Juden glauben«.

… und seine Strahlkraft

Der Farhud war ein Novum in der jüngeren Geschichte der irakischen Juden, der ältesten Diaspora-Gemeinde der Welt. Er hatte eine so traumatische Wirkung, dass – nachdem das irakische Regime begonnen hatte, seine jüdischen Bürger aus Rache für die Niederlage Israels im Jahr 1948 zu verfolgen nachdem das irakische Regime begonnen hatte, seine jüdischen Bürger aus Rache für die Niederlage Israels im Jahr 1948 zu verfolgen – innerhalb von zehn Jahren, die meisten Mitglieder der Gemeinde flohen, sobald sie dazu in der Lage waren.

Heute leben nur noch drei Juden im Irak, der 1948 noch 150.000 jüdische Einwohner hatte. Die meisten derjenigen, die vertrieben wurden, haben sich in Israel niedergelassen.

Der Name Farhud bedeutet »erzwungene Enteignung«. Er ist ein Euphemismus für brutales Morden, Verstümmeln, Ertränken, Vergiften und Plündern. Es war die erste von mehreren mörderischen Unruhen, die der Gründung Israels im Jahr 1948 vorausgingen. Diese Gewaltausbrüche und eine Reihe von antijüdischen Gesetzen in den Ländern der Arabischen Liga, die an die Nürnberger Gesetze der Nazis erinnerten, überzeugten die Juden in der arabischen Welt davon, dass sie in den unabhängigen arabischen Staaten, die aus der Kolonialzeit hervorgingen, keine Zukunft hatten.

Warum müssen wir uns an den Farhud erinnern? Weil der Farhud und die antisemitische Ablehnung, die im al-Sadr-Gesetz zum Ausdruck kommt, ein Kontinuum bilden. Der Irak hat nie einen Friedensvertrag mit Israel unterzeichnet und befindet sich immer noch im Krieg mit dem jüdsichen Staat. Der Stab der Ablehnung wurde von denen, die den Farhud angezettelt haben, an al-Sadr und die iranischen Herren ihrer irakisch-schiitischen Stellverterter weitergegeben, die den Holocaust leugnen, obwohl sie den Wunsch äußern, ihn zu wiederholen.

Lyn Julius ist die Autorin von Uprooted: How 3,000 Years of Jewish Civilization in the Arab World Vanished Overnight. Der Text erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate.

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