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Warum der Iran im Golf tun kann, was er will

Warum der Iran im Golf tun kann, was er will
Satellitenaufnahme des Persischen/Arabischen Golfs (CC BY-NC 2.0)

„In der amerikanischen Außenpolitik galt lange Zeit als ausgemacht, dass die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten die ihnen zur Verfügung stehenden, überwältigenden Mittel einsetzen würden, um die Freiheit der Schifffahrt zu verteidigen, sollte ein Land die Fahrt durch die Straße von Hormus behindern oder blockieren. Wie es aussieht, gehört dieser Grundsatz in die Reihe lange geglaubter Wahrheiten und eiserner Gesetze, die sich in diesen Zeiten mehr als Fiktionen denn als Fakten erweisen.

Die Vereinigten Staaten haben über viele Jahrzehnte hinweg große Summen aufgebracht, um im Nahen Osten einige wichtige Aufgaben zu erledigen, darunter insbesondere den Schutz der Seewege. Der derzeitige Präsident scheint allerdings nicht zu glauben, dass dies ein zentrales amerikanisches Interesse wäre. Denn am 24. Juni hat Donald Trump getwittert: ‚China bezieht 91% seines Öls über die Straße von Hormus, Japan 62% und viele andere Länder ebenfalls viel. Warum schützen wir (seit vielen Jahre) also die Schifffahrtswege für andere Länder und erhalten dafür keine Entschädigung? All diese Länder sollten ihre eigenen Schiffe selbst schützen auf dieser schon seit jeher gefährlichen Reise.

Wer immer noch daran glaubt, dass die USA dem Iran direkt entgegentreten werden, sollte Trumps Tweet noch einmal lesen. Doch hier geht es um noch mehr: einen Vorboten dessen, was in Zukunft von der US-Außenpolitik zu erwarten ist.

Die Vereinigten Staaten werden den Persischen Golf verlassen. Nicht in diesem oder im nächsten Jahr, aber es besteht kein Zweifel daran, dass die Vereinigten Staaten auf dem Weg nach hinaus sind. Abgesehen von dem Tweet des Präsidenten ist der beste Beweis für den bevorstehenden amerikanischen Abzug aus der Region die Untätigkeit Washingtons angesichts der Provokationen des Iran. Regierungsvertreter und Analysten werden dem häufig widersprechen und die Personalzahl, die Flugzeuge und Schiffe hervorheben, die die Vereinigten Staaten in und um den Golf postiert haben, aber die Führer in Riad, Abu Dhabi, Doha, Manama und Maskat verstehen genau, was gerade vor sich geht. Sie sorgen sich bereits seit einiger Zeit, ob sich die USA ihnen wirklich noch verpflichtet fühlen – und suchen nach anderen Garanten für ihre Sicherheit, unter anderem durch Ouvertüren in Richtung China, Russland, den Iran und die Türkei. (…)

Was auch immer es genau ist, das die Kommandeure der Revolutionsgarden [mit ihren Aktionen der letzten Zeit] erreichen wollen, sie müssen inzwischen verstanden haben, dass sie im Persischen Golf so ziemlich alles tun können, was sie wollen, ohne Angst vor Vergeltungsaktionen haben zu müssen. Das liegt daran, dass Trump in Wort und Tat deutlich gemacht hat, dass die Vereinigten Staaten auf dem Weg sind, sich aus der Region zu verabschieden. Denn wenn die Vereinigten Staaten vorhätten, am Golf zu bleiben und der ihnen zugeschriebenen Verpflichtung zur Offenhaltung der Seewege nachzukommen, würden sie nicht so schwach agieren.“ (Steven A. Cook: „Iran Owns the Persian Gulf Now“)

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