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US-Schläge treffen die Huthi hart, aber nicht endgültig

Kämpfer der jemenitischen Huthi-Miliz in der Hauptstadt Sanaa
Kämpfer der jemenitischen Huthi-Miliz in der Hauptstadt Sanaa (Imago Images / Hamza Ali)

Während die US-Luftkampagne die Kapazitäten der Huthi geschwächt hat, würde deren komplette Beseitigung nach Ansicht israelischer Beobachter eine Bodenoffensive erfordern.

Yaakov Lappin

Nach einem Monat anhaltender amerikanischer Luftangriffe auf die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen mehren sich die Hinweise auf operative Schäden an der militärischen Infrastruktur der Terrorgruppe. Israelische Beobachter haben jedoch gewarnt, dass die Luftstreitkräfte allein nicht ausreichen werden, um die Bedrohung langfristig zu neutralisieren.

Am Sonntag feuerten die Huthi nach mehreren Tagen ohne Raketenangriffe eine ballistische Rakete auf Israel ab und lösten damit Sirenen im Zentrum des Landes aus. Nach Angaben der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) wurde die Rakete wahrscheinlich abgefangen. Einen Tag zuvor hatten die Vereinigten Staaten internationalen Medienberichten zufolge eine Reihe von Luftangriffen im Zentrum Jemens durchgeführt.

Währenddessen bereitet die international anerkannte und von Saudi-Arabien unterstützte jemenitische Regierung Berichten zufolge eine groß angelegte Militäroperation vor und mobilisiert rund 80.000 Soldaten, um die Hafenstadt Hodeidah an der jemenitischen Küste des Roten Meeres und die umliegenden Gebiete zurückzuerobern, wie die in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässige Nachrichtenseite The National berichtet.

Die Vereinigten Staaten haben in den letzten Tagen auch Luftangriffe in der Provinz rund um die Hauptstadt Sanaa, darunter auch auf den von den Huthi gehaltenen Präsidentenpalast, sowie zahlreiche Angriffe in anderen Gebieten wie Hudaydah und Ma’arib im Zentraljemen durchgeführt.  Die IDF gaben am 11. April bekannt, eine Huthi-Drohne abgefangen zu haben, die sich dem israelischen Luftraum von Osten her genähert hatte.

Internationale Koalition

Eyal Zisser, Vizerektor der Universität Tel Aviv und Inhaber des Lehrstuhls für zeitgenössische Geschichte des Nahen Ostens, erklärte gegenüber dem Jewish News Syndicate, die amerikanischen Angriffe würde »kontinuierlich fortgesetzt und fügen den Huthi offenbar erheblichen Schaden zu«. Ein Beweis dafür sei, dass die Miliz das Abfeuern von Raketen in Richtung Israel fast eingestellt habe, was offensichtlich mit den schweren Schlägen gegen ihre Infrastruktur zusammenhänge. »Aber es ist klar, dass Luftangriffe nicht ausreichen, um sie zu Fall zu bringen oder zu besiegen.«

Mit den aktuellen Angriffen gehe es vielmehr darum, den Huthi und dem mit ihnen verbündeten Iran eine Botschaft zu senden, »und auch um spezifische Schläge gegen ihre Ressourcen, aber nicht um eine vollständige Beseitigung«. Gehen die Angriffe so weiter, meinte Zisser, »wird es für die Huthi problematisch, weil es einfacher ist, Raketenwerfer zu entdecken, die für den Abschuss vorbereitet sind, und genau das tun die Amerikaner«. Dennoch sei es mit Luftangriffen alleine »nicht möglich, hieb- und stichfeste, sondern nur begrenzte Ergebnisse zu erzielen«.

Ein entscheidenderes Ergebnis hingegen würde die Anstrengung einer regionalen Koalition in der Größenordnung der internationalen Kampagne gegen den Islamischen Staat (IS) erfordern, erklärte Zisser: »Saudi-Arabien und andere Länder müssen sich an einer Task Force beteiligen, die versucht, das Huthi-Regime zu stürzen, ähnlich wie beim IS: Eine Koalition aus lokalen Kräften, in erster Linie Jemeniten, die sich den Huthi widersetzen, aber natürlich mit massiver saudischer Unterstützung, die zum Sturz der Terrormiliz führen wird, denn sonst bleibt das Problem für die Zukunft bestehen.« Israel unterstütze solche Bestrebungen offensichtlich, »aber man darf nicht vergessen, dass Israels Möglichkeiten aufgrund der Entfernung relativ begrenzt sind.«

Der jemenitische Informationsminister Moammar al-Eryani, ein hochrangiger Beamter aus dem Anti-Huthi-Lager des Landes, erklärte am 9. April, die amerikanischen Luftangriffe hätten etwa dreißig Prozent der Raketen- und Drohnenkapazitäten der Huthi beeinträchtigt.

Geschwächte Huthi

Für Kobi Michael, leitender Forscher am Institut für nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv und am Misgav-Institut für nationale Sicherheit und zionistische Strategie in Jerusalem, seien »die militärischen Kapazitäten der Huthi zwar verringert, aber noch nicht ausgeschaltet. Es werden noch mehr Zeit und Anstrengung – ergänzend zu den militärischen Anstrengungen – erforderlich sein, um den Großteil ihrer Ressourcen in signifikanter Weise aufzulösen.«

Michael, ehemaliger stellvertretender Generaldirektor und Leiter des Palästina-Referats im israelischen Ministerium für strategische Angelegenheiten, sagte, die amerikanischen Bemühungen müssten durch sozialpolitische Anstrengungen im Jemen selbst unterstützt werden. Diese neben dem militärischen Vorgehen durchgeführten Bemühungen sollten darauf abzielen, die Huthi und ihr Regime im Nordjemen zu schwächen und zu spalten, »um der Regierung des Südjemens in Zusammenarbeit mit den Stämmen im Nordjemen, die mit den Huthi-Stämmen rivalisieren, dabei zu helfen, die effektive Kontrolle über das Gebiet wiederzuerlangen«.

Die Vereinigten Staaten haben kürzlich Sanktionen gegen ein Netzwerk von Finanz- und Beschaffungsunternehmen der Huthi verhängt, das Waffen und andere Güter im Wert von mehreren zehn Millionen Dollar aus Russland bezogen haben soll.

Israels aktuelle Rolle in der Kampagne gegen die Huthi ist laut Michael unter Bezug auf die US-Luftangriffe »nur marginal, sie besteht nicht im kinetischen Kontext. Es gibt sie im nachrichtendienstlichen Kontext und vielleicht in der Unterstützung von Überlegungen und Konsultationen im politischen Kontext. Die USA koordinieren und aktualisieren die Informationen, handeln aber unabhängig und ziehen es vor, dass sich Israel nicht einmischt, da dies die Sache nur verkomplizieren würde.«

Yaakov Lappin ist Korrespondent und Analyst für militärische Angelegenheiten in Israel. Er ist hausinterner Analyst am MirYam-Institut, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Alma-Forschungs- und Bildungszentrum und am Begin-Sadat-Zentrum für strategische Studien an der Bar-Ilan-Universität sowie Autor von Virtual Caliphate – Exposing the Islamist State on the Internet. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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