Erster Fund dieser Art in dem seit Jahren andauernden Krieg im Jemen, in dem vor Kurzem der Waffenstillstand auslief.
Die US-Marine hat am Dienstag mitgeteilt, siebzig Tonnen eines Raketentreibstoffs gefunden zu haben, der in Säcken mit Düngemitteln an Bord eines Schiffes versteckt war, das aus dem Iran nach dem Jemen unterwegs war. Nach Angaben der Marine könnte die entdeckte Menge Ammoniumperchlorat als Treibstoff für mehr als ein Dutzend ballistische Mittelstreckenraketen dienen; Waffen, mit denen die vom Iran unterstützten jemenitischen Huthi-Rebellen in der Vergangenheit sowohl die Streitkräfte der international anerkannten Regierung des Landes als auch die von Saudi-Arabien unterstützte Koalition angegriffen haben.
Die iranischen Aufrüstungsbemühungen erfolgen zu einem Zeitpunkt, zu dem der Iran Saudi-Arabien, den Vereinigten Staaten und anderen Ländern wegen der Unterstützung der Proteste mit »Zwischenfällen« gedroht hat, die die Islamische Republik seit Wochen erschüttern. Teheran macht ausländische Mächte für das Schüren der Proteste verantwortlich, bei denen bislang mindestens 344 Menschen getötet und über 15.800 Personen festgenommen wurden.
Große Besorgnis
»Die Art des Transports und die enorme Menge an explosivem Material geben Anlass zu ernster Besorgnis, weil sie destabilisierend wirken«, meinte Commander Timothy Hawkins, ein Sprecher der im Nahen Osten stationierten Fünften US-Flotte gegenüber Associated Press. »Der illegale Transport von Waffen aus dem Iran in den Jemen führt zu Instabilität und Gewalt.«
Zwei Schiffe der US-Küstenwache stoppten am 8. November im Golf von Oman ein traditionelles Holzsegelschiff, so die Marine in ihrer Erklärung. Während einer Durchsuchung entdeckten die Matrosen Säcke mit Ammoniumperchlorat, die in einer Ladung von hundert Tonnen Harnstoff versteckt waren, einem Düngemittel, das auch zur Herstellung von Sprengstoff verwendet werden kann. Die Marine versenkte das Schiff mit einem Großteil des Materials an Bord und übergab die vier jemenitischen Besatzungsmitglieder am Dienstag an die international anerkannte Regierung des Landes.
Marine-Sprecher Hawkins sagte, die Marine konnte durch »verschiedene Instrumente« in Erfahrung bringen, dass das Schiff den Treibstoff an Bord hatte, aus dem Iran kam und die Ladung für den Jemen bestimmt war. »Die Tatsache, dass das Schiff auf einer Route unterwegs war, die normalerweise für den Schmuggel von illegalen Waffen und Drogen aus dem Iran in den Jemen genutzt wird, sagt eigentlich alles, was man wissen muss«, so Hawkins. »Es war eindeutig nicht für etwas Gutes bestimmt.«
Die Huthis nahmen im September 2014 die jemenitische Hauptstadt Sanaa ein und zwangen die international anerkannte Regierung ins Exil. Eine mit US-Waffen und Geheimdienstinformationen ausgestattete und von Saudi-Arabien angeführte Koalition trat im März 2015 auf Seite der jemenitischen Exilregierung in den Krieg ein, der das ärmste Land der arabischen Welt an den Rand einer Hungersnot brachte.
Der Iran hält sich nicht an das Waffenembargo der Vereinten Nationen, das seit 2014 Waffenlieferungen an die Huthis verbietet und liefert Gewehre, Panzerfäuste, Raketen und andere Waffen an die Rebellen. Ein sechsmonatiger Waffenstillstand lief im Oktober trotz diplomatischer Bemühungen um seine Verlängerung aus, was zu Befürchtungen geführt hat, der Krieg könnte wieder eskalieren. Mehr als 150.000 Menschen wurden während der jahrelangen Kämpfe im Jemen getötet, darunter über 14.500 Zivilisten.