US-Akademikervereinigung MESA unterstützt Kampagne gegen Israel

Middle East Studies Association vunterstützt die antisemitische BDS-Kampagne
Middle East Studies Association vunterstützt die antisemitische BDS-Kampagne (Quelle: Legal Insurrection)

Die einst hochgeschätzte Middle East Studies Association verkommt zu einem Helfershelfer der BDS-Kampagne, die zum Ziel hat, Israel durch Boykott zu vernichten.

Mit 768 zu 167 Stimmen haben die Mitglieder der amerikanischen Akademikervereinigung Middle East Studies Association (MESA) im März eine Resolution verabschiedet, in der sie ihre Unterstützung der Kampagne BDS (Boycott, Divestments, Sanctions) erklären, die zum Ziel hat, den Staat Israel durch einen Boykott von Menschen und Waren zu zerstören. Damit schließt die 1966 gegründete Organisation den Umbau von der Wissenschafts- zur Propagandaorganisation ab, der lange im Gang war.

Schon vor 15 Jahren waren die beiden renommierten – und mittlerweile verstorbenen – Nahost- und Islamwissenschaftler Bernard Lewis (Princeton University) und Fouad Ajami (Hoover Institution) aus dem Verband ausgetreten und hatten die Association for the Study of the Middle East and Africa (ASMEA) als Alternative zu der hochpolitisierten MESA gegründet. Diese wurde damals schon von Anhängern Edward Saids (1935–2003) dominiert, die der Organisation eine antiisraelische und antiamerikanische Stoßrichtung gaben.

Ursprünglich hatte MESA eine Politisierung jeglicher Art vermeiden wollen, weil die Gründer voraussahen, dass sie zu einer Spaltung führen würde. Darum war in den Statuten ausdrücklich festgehalten, dass MESA eine »nicht-politische Organisation« sei.

So stand es noch lange auf dem Papier, obwohl es längst nicht mehr Praxis war. Die BDS-Aktivistin Noura Erakat, Professorin für internationale Studien an der Rutgers University in New Jersey, sagte 2014, es sei »unvermeidlich«, dass MESA einen Pro-BDS-Beschluss fassen werde; die Frage sei nur, ob MESA ein Vorreiter oder Nachzügler sein werde.

Eine Ausnahme: MESA

Der israelisch-amerikanische Historiker Martin Kramer, der lange Zeit an US-Universitäten lehrte und nun Dozent für Politik, Kultur und Geschichte des Nahen Ostens an dem von ihm mitgegründeten Shalem College in Jerusalem ist, schrieb im selben Jahr in einem Beitrag im jüdisch-amerikanischen Monatsmagazin Commentary, er würde es begrüßen, wenn MESA einen solchen Beschluss fassen würde:

»Als israelischer Hochschullehrer bin ich entschieden gegen den akademischen Boykott Israels, insbesondere durch amerikanische akademische Verbände. Aber es gibt eine Ausnahme: MESA, an deren Konferenz ich letzte Woche teilgenommen habe.«

Er sei kein Mitglied oder Unterstützer von MESA, so Kramer sarkastisch; es würde ihn darum freuen, wenn MESA

»endlich als das entlarvt würde, was es hauptsächlich geworden ist: eine pro-palästinensische politische Gesellschaft, deren Mitglieder zufällig Akademiker sind.«

In einem Artikel, der kürzlich auf der Website des in London ansässigen arabischen Medienunternehmens Al-Araby erschien, schreibt die BDS-Aktivistin Samar Saeed über den »Mythos von nicht-politischen Institutionen« und schildert empathisch, wie MESA über Jahre hinweg zu einer BDS-Organisation transformiert wurde:

»Laut Judith Tucker, Professorin für Geschichte in Georgetown und ehemalige MESA-Präsidentin, haben Gelehrte und Studenten in der MESA im Laufe der Jahre aktiv die Grundlagen für diesen Moment gelegt. ›2015 verabschiedeten wir eine Resolution, die darauf abzielte, BDS als zentrales Gesprächsthema in den von MESA organisierten Konferenzen, Panels und Debatten zu positionieren‹, sagt Tucker.«

Der zweite Angriff sei die Änderung der Satzung gewesen: Wie oben erwähnt, war MESA laut Satzung ja ausdrücklich keine politische Organisation. Saeed zitiert Tucker mit den Worten:

»Als wir anfingen, über BDS zu debattieren, erlaubte uns die Satzung daher nicht, sie anzunehmen. Wir haben begonnen, daran zu arbeiten, das zu ändern.«

So geschah es – der Passus wurde aus der Satzung gestrichen.

»Studier’ nicht bei Juden!«

2019 unterstützte MESA einen Professor, der einer jüdischen Studentin, die ein Semester in Tel Aviv absolvieren wollte, das für einen Auslandsaufenthalt notwendige Empfehlungsschreiben mit der Begründung verweigert hatte, dass er den Boykott Israels unterstütze. Die Rede ist von John Cheney-Lippold, Professor für amerikanische Kultur an der University of Michigan.

Die Universität ist mit Recht stolz auf die zahlreichen Austauschprogramme. Die Studentin Abigail Ingber hatte ein Seminar bei Cheney-Lippold belegt, der ihr ursprünglich ein Empfehlungsschreiben zugesagt hatte, dieses aber dann zurückzog, nachdem er bemerkt hatte, dass es für eine israelische Universität sein sollte. Er schrieb:

»Abigail,

es tut mir sehr leid, aber ich habe deine erste E-Mail von vor einigen Wochen nur überflogen und ein Schlüsseldetail übersehen: Wie du weißt, haben viele Universitätsfakultäten einen akademischen Boykott gegen Israel geschworen, um die in Palästina lebenden Palästinenser zu unterstützen. Von diesem Boykott betroffen ist auch das Ausstellen von Empfehlungsschreiben für Studenten, die dort studieren wollen.

Ich hätte dich das eher wissen lassen sollen, und dafür entschuldige ich mich. Doch aus Gründen dieser Politik muss ich mein Angebot, deinen Brief zu schreiben, zurückziehen. Lass mich wissen, ob ich dir andere Briefe schreiben soll, was ich mit Freude tun würde.

John«

Der Fall sorgte für Empörung. In einem Brief an die Universitätsgemeinschaft erklärten Universitätspräsident Mark Schlissel und Provost Martin Filbert:

»Die persönlichen politischen Überzeugungen der Fakultätsmitglieder dürfen ihre Verpflichtungen gegenüber unseren Studenten in Bezug auf das Schreiben von Briefen und alle anderen Formen der akademischen Unterstützung nicht beeinträchtigen.«

Das Zurückhalten eines Empfehlungsschreibens verletze die akademische Freiheit und sei ein Verrat am Bildungsauftrag der Universität, die anschließend auch Sanktionen gegen Cheney-Lippold verhängte: Er erhielt ein Jahr lang keine Gehaltserhöhung und musste auf ein Forschungsjahr (Sabbatical) verzichten, das er antreten wollte.

MESA unterstützte Cheney-Lippold mit dem skurrilen Argument, dessen Weigerung, den zugesagten Empfehlungsbrief nicht zu schreiben, sofern die Studentin weiter beabsichtige, in Tel Aviv zu studieren (ihr aber eine Empfehlung für jede Universität der Welt zu schreiben, die nicht in Israel liegt), stelle eine »Meinungsäußerung« dar und die ihm auferlegten Sanktionen seien folglich die »Unterdrückung« einer Meinung.

Insofern MESA sich für die Studentin Abigail Ingber, deren akademische Freiheit verletzt worden war, nicht im Geringsten interessierte, übersah es auch geflissentlich, dass Cheney-Lippold nicht wegen seiner politischen Ansichten mit – sehr milden – Sanktionen belegt wurde, sondern wegen grober Pflichtverletzung. Der Jurist Steven Lubet kommentierte den Fall auf der Website Slate:

»Cheney-Lippold hat durchaus das Recht, Israel zu boykottieren, aber er liegt völlig falsch, wenn er darauf besteht, dass seine Solidarität mit der BDS-Bewegung es ihm ermöglicht, einer qualifizierten Studentin ein Zeugnis vorzuenthalten.

Das Tel-Aviv-Programm ist offiziell von der University of Michigan genehmigt und Cheney-Lippold ist nicht berechtigt, Studenten den Zugang dazu zu verwehren, genauso wenig, wie er nicht boykottierende Studenten von seinen Seminaren ausschließen, die Benotung ihrer Arbeiten ablehnen oder sich weigern kann, ihnen im Unterricht das Wort zu erteilen. Jeder Lehrer hat die berufliche Verantwortung, seine Schüler unparteiisch zu behandeln, ohne Rücksicht auf persönliche Politik.«

Zur Kenntlichkeit entstellt

In einem aktuellen Beitrag zur MESA-BDS-Resolution (»Die unglaublich schrumpfende MESA«) wiederholt Martin Kramer seine Einschätzung von 2014: Er freue sich, dass MESA mit der Resolution nun

»endlich als das entlarvt wurde, was es hauptsächlich geworden ist: eine pro-palästinensische, anti-israelische politische Gesellschaft, deren Mitglieder zufällig Akademiker sind«.

Er sei nicht der einzige gewesen, der diese Entwicklung habe kommen sehen, so Kramer. Seit Jahren gebe es einen Schwund an institutionellen Mitgliedern – vor allem an Universitäten.»Eine wachsende Liste institutioneller Mitglieder war schon immer ein Prestigezeichen für die Vereinigung. 2013 gehörten zu den institutionellen Mitgliedern von MESA 53 nordamerikanische Universitäten und universitätsbasierte Programme. Derzeit sind es nicht mehr als 31, vielleicht weniger.«

Kramer vermutet, der Mitgliederschwund könne damit zusammenhängen, dass viele amerikanische Universitäten fürchten, eine Mitgliedschaft bei MESA könnte gegen Gesetze verstoßen, die Institutionen, die Steuergelder ausgeben, einen Boykott Israels verbieten.

»Ich kann mir vorstellen«, so der Historiker, »dass viele dieser Institutionen jetzt den von MESA tatsächlich erklärten Boykottbeschluss kommen sahen und beschlossen, sich durch die Hintertür hinaus zu schleichen, indem sie ihre Mitgliedschaft nicht erneuerten«.

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