Die Universität Leipzig untersagte einen Vortrag des renommierten Historikers Benny Morris – ausgerechnet mit Verweis auf »kritischen« Dialog.
»Nie war fundiertes historisches Wissen über die Entstehung Israels so wichtig wie heute«, war in der Welt in einer Rezension des Buches 1948. Der erste arabisch-israelische Krieg des israelischen Historikers Benny Morris zu lesen. Das Standardwerk sei mit all seinen »akribischen Detail« geeignet, mit »auch im deutschen Sprachraum weitverbreiteten Mythen und Legenden rund um die Staatsgründung Israels aufzuräumen«.
Mit historischen Details und Aufklärung über weit verbreitete Mythen über Israel haben die Gegner des jüdischen Staates, die seit dem 7. Oktober 2023 nicht zuletzt an Universitäten auch in Deutschland ihr Unwesen treiben, nichts am Hut. Sie, die sich unter anderem mit dem Slogan »So sieht Dekolonialisierung aus« mit dem antisemitischen Terrormassaker der Hamas einverstanden erklären, tun vielmehr alles in ihrer Macht Stehende, um jeglichen Gedanken, der ihrem hasserfüllten Schwarz-Weiß-Denken über Israel widerspricht, zu unterbinden.
In ihrer Entschlossenheit, das Brett vorm Kopf zur Waffe zu machen, konnten sie jetzt einen Erfolg einfahren: Das Institut für praktische Theologie sagte einen Vortrag des eingangs erwähnten israelischen Historikers Benny Morris ab, der im Rahmen einer Ringvorlesung über »Traditionen und Gegenwart des Antisemitismus« über das Thema »The 1948 and Jihad« hätte sprechen sollen. Die Erklärung des Instituts zur Absage ist ein Dokument kognitiver Dissonanz und der Kapitulation vor Israelhassern.
Auf der einen Seite bekannte sich das Institut zu seiner Verpflichtung, »den respektvollen Dialog und den offenen wie kritischen Austausch von Ideen zu fördern«. Die »kritische Auseinandersetzung mit Ideen in einem vernünftigen Diskurs« sei es, die dabei helfe, »Erkenntnisse zu gewinnen«. Dem habe man mit der Einladung von Morris nachkommen wollen, dessen »kritische Positionen gegenüber allen an dem Konflikt Beteiligten« seine Arbeiten »lesenswert« machten.
Auf der anderen Seite habe Morris in Interviews neueren Datums – nicht näher genannte – »Ansichten geäußert, die teilweise als verletzend und sogar rassistisch gelesen werden können«. Dies habe zu »verständlichen, allerdings in der Art und Weise beängstigenden Protesten seitens einzelner studentischer Gruppen geführt«. Aufforderungen nach einer Absage des Vortrags und »Sicherheitsbedenken« hätten schließlich dazu geführt, die Veranstaltung zu streichen.
Leicht, dieser Eindruck sollte wohl vermittelt werden, habe man es sich nicht gemacht, und man wolle die »Besorgnis darüber zum Ausdruck bringen, dass sich eine Doppelmoral etabliert, die auf israelische Gelehrte angewandt wird, die zunehmend marginalisiert und unter dem Vorwand politischer Meinungsverschiedenheiten von Veranstaltungen ausgeschlossen werden, während andere Stimmen« – namentlich Befürworter der antisemitischen Israel-Boykottbewegung BDS – »ungehinderten Zugang zur Universität erhalten«. Den Verantwortlichen stehe es »fern, eine Kultur von Absagen zu etablieren«, und es solle »die Möglichkeit offenbleiben, auch schwierige und kritische Stimmen von beiden Seiten hart diskutieren zu können«.
Kapitulation
Doch statt diese Bekenntnisse mit Leben zu erfüllen und das einzige Richtige zu tun – wenn nötig eben mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen den Vortrag zu garantieren –, hat das Institut schlicht kapituliert und unter Beweis gestellt, was all die schönen Worte über »respektvollen Dialog«, »kritischen Austausch« und das angebliche Vertrauen darauf, »dass unsere Studierenden in der Lage sind, sich konstruktiv und kritisch mit dem Gastredner auseinanderzusetzen«, im Fall des Falles wert sind: gar nichts.
Dass Israelfeinde sich von irgendwelchen Aussagen Morris’ »verletzt« fühlen oder diese als »rassistisch gelesen« werden könnten, reichte schon aus, um dem Mob nachzugeben, dessen Ziel genau in der Verhinderung und dem unmöglich machen kritischen Diskurses besteht. Damit verabschiedete sich das Institut auch von jedem Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, die hinter diffuse »Gefühle« von Leuten gezwungen wurde, die schon das bloße Aussprechen simpler historischer Tatsachen über den arabisch-palästinensischen Krieg gegen Israel als »rassistisch lesen«.
Dass damit ausgerechnet der Vortrag eines Mannes verhindert wurde, der selbst einige Zeit im Gefängnis gesessen ist, weil er sich geweigert hat, als Reservesoldat der israelischen Armee im Westjordanland eingesetzt zu werden, und an dessen Büchern, wie beispielsweise seiner ausführlichen Studie über die Entstehung des palästinensischen Flüchtlingsproblems, niemand vorbei kann, der an differenzierter historischer Forschung über Israel interessiert ist, verdeutlicht nur zusätzlich das jämmerliche Verhalten der Universität Leipzig, das von den Israelhassern völlig zu Recht als großer Erfolg verbucht werden kann.