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Türkisches Schulbuch wirbt für bewaffneten Dschihad

Schulklasse in der Türkei. (© imago images/ZUMA Wire)
Schulklasse in der Türkei. (© imago images/ZUMA Wire)

Schulbücher in der Türkei spiegeln zunehmend die Ideologie der in der Türkei herrschenden islamistischen AKP wider.

Ein Religionsbuch für die zwölfte Schulstufe, das in öffentlichen Schulen in der Türkei Verwendung findet, macht sich für den bewaffneten Dschihad stark. Das zweiteilige Buch mit dem Titel »Grundlagen der religiösen Überzeugungen des Islam« wird seit 2019 von der türkischen Staatsdruckerei hergestellt, Hunderttausende Exemplare davon sind im Umlauf.

Wie das Nordic Research Monitoring Network beschreibt, wird in dem Schulbuch der bewaffnete Dschihad als eine Verpflichtung für alle Muslime dargestellt. Es erklärt, »dass der Dschihad bis zum Ende der Zeit andauern wird, und beschreibt dschihadistische Aktivitäten als eine der Aufgaben, die jeder muslimische Mann und jede muslimische Frau erfüllen muss«.

Das Lehrbuch soll nicht das einzige sein, in dem neuerdings höchst problematische Inhalte propagiert werden. Ein Geschichtsbuch beinhaltet demnach eine Vielzahl antiwestlicher, gegen die USA und die EU gerichteter Passagen.

»Die Änderungen in den Schulbüchern in den letzten Jahren folgten auf die massenhafte Entlassung von Zehntausenden von Lehrern an öffentlichen Schulen und Akademikern an Universitäten. Die Schulbücher wurden umgeschrieben, um die Sichtweise der Erdoğan-Regierung auf das Weltgeschehen zu fördern, während Hunderte von religiösen Schulen entweder von Grund auf neu errichtet oder aus bereits bestehenden Schulen umgewandelt wurden, in denen früher Wissenschaft und Literatur unterrichtet wurden.«

Die Umwandlung vormals weltlicher Bildungseinrichtungen in religiöse Imam-Hatip-Schulen erfolgt oftmals ohne die Zustimmung der betroffenen Schüler. Viele beklagen sich darüber, sich plötzlich in solchen Religionsschulen wiederzufinden, obwohl sie diese Form der Bildung gar nicht präferieren. Unter der AKP-Regierung begannen diese religiösen Schulen, die es schon seit Jahrzehnten gibt, richtiggehend zu florieren. Besuchten im Schuljahr 2013/14 noch knapp 600.000 Schüler Imam-Hatip-Schulen, so hat sich ihre Zahl im Schuljahr 2018/2019 auf 1,2 Millionen verdoppelt.

An den Imam-Hatip-Schulen wird verstärkt islamische Lehre unterrichtet und der Lehrplan zunehmend islamisiert. Der Koranunterricht ist das wichtigste Schulfach, statt Englisch oder Französisch steht Arabisch auf dem Stundenplan, und es gibt sogar das Schulfach »Das Leben des Propheten Mohammed«. Naturwissenschaftliche Fächer werden dagegen an den Rand gedrängt, sodass Absolventen dieser Schulen oft die Aufnahmeprüfungen für Universitäten nicht bestehen.

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