Türkei agiert in Nordsyrien gemeinsam mit islamistischen Gruppierungen

Türkei agiert in Nordsyrien gemeinsam mit islamistischen GruppierungenMan denke nur an die Kämpfe in Afrin. Hunderte Aufständische, die sich dem Konflikt angeschlossen haben, kommen aus dem Osten Syriens. Darunter befinden sich Kämpfer der Ahrar Al Scharqiyah-Gruppe, die einst mit der Ahrar Al Scham-Miliz in Deir Ezzor verbunden war. Die Gruppe war auch Teil eines mit dem ehemaligen Ableger von Al-Qaida in Deir Ezzor affiliierten Netzwerks, das 2014 zusammen mit anderen Aufständischen vom Islamischen Staat aus der östlichen Provinz vertrieben wurde. Die Aufständischen, die zuvor in Deir Ezzor tätig waren, breiteten sich im Süden und Norden Syriens aus. In der Diaspora agierten sie größtenteils in ihren bisherigen Formationen weiter, doch kam es auch zu Zusammenschlüssen und manche Kämpfer wurden von den örtlichen Dschihadisten rekrutiert.

Der ehemalige Anführer von Jabhat Al Nusra in Deir Ezzor, Abu Mariyyah Al Qahtani ist für seine ideologische Flexibilität im Umgang mit anderen Gruppen bekannt und hat daher enge Verbindungen zu manchen dieser Gruppen unterhalten. Die Sympathisanten von Ahrar Al Scharqiyah standen dem Netzwerk Al Qahtanis nahe, obwohl es zwischen ihm und der Gruppe keine direkte Verbindung gab. Ähnlich sah es mit anderen aufständischen Kommandeuren aus. Es gibt mehrere Gruppen wie Ahrar Al Scharqiyah, denen Kämpfer aus anderen Teil Ostsyriens angehören. Manche werden von der Türkei unterstützt und agieren in dem als ‚Euphrat-Schild’ bekannten Gebiet. Viele ihrer Kämpfer sind gegenwärtig an den Kämpfen gegen die Kurden in Afrin beteiligt. Sie haben Aufnahmen von sich veröffentlicht, in denen sie antikurdische Parolen rufen. Der erste aufständische Kämpfer, der bei der Operation umkam, soll aus Deir Ezzor gewesen sein. (…)

Von dieser Infiltration und zunehmenden ethnischen, sozialen und politischen Spannungen abgesehen, versuchen Dschihadisten auch, sich die türkische Fixierung auf die Kurden finanziell nutzbar zu machen. Letztes Jahr berichtete mir beispielsweise ein hochrangiger Dhischadi von Dschihadisten, die von Zentral- und Nordwestsyrien aus in die türkische Schutzzone umsiedelten in der Annahme, sie würden sich dort am Wiederaufbau der vom Islamischen Staat zurückeroberten Gebiete beteiligen können. Der arabischsprachige Dienst der BBC berichtete vergangene Woche, dass die Hayat Tahrir al Scham-Miliz, wie Jabhat Al Nusra jetzt heißt, sich ebenfalls darum bemühe, sich durch die Teilnahme seiner Kämpfer in Afrin den Zustrom von Waffen in die Region zunutze zu machen.

Das türkisch-russische Bündnis in Syrien trägt weiter zur Komplexität der amerikanischen Rolle in dem Land bei. Dieses Bündnis gibt Russland die Möglichkeit, die politische und militärische Entwicklung in Syrien entscheidend zu beeinflussen. Es bietet Gruppe wie Hayat Tahrir al Scham aber auch die Möglichkeit, in den zwischen den beiden Ländern vereinbarten Deeskalationszonen eine Rolle zu spielen. Im Oktober bot die Gruppe den türkischen Streitkräften in der Provinz Idlib Geleitschutz. Vor zwei Wochen veröffentlichte ihr Anführer eine Erklärung, in der er bestätigte, dass die Gruppe mit Blick auf das Einrücken der türkischen Streitkräfte in Idlib eine Vereinbarung mit der Türkei getroffen habe. Die Türkei hat zwar versucht, ihre jüngsten Handlungen als einen Versuch zu verkaufen, derartige Gruppen zu schwächen. Doch stellt sich die Realität ganz anders dar. Das türkische Vorgehen im Norden Syriens stärkt jene Gruppen, die die USA schwächen wollen, und bereiten den Boden für einen Bürgerkrieg, den Washington vermeiden will.“ (Hassan Hassan: „Turkey is planting the seeds for future catastrophe in Syria“)

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