Das erste Treffen zwischen einem amerikanischen und einem syrischen Staatschef seit fünfundzwanzig Jahren wurde vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan als historisch bezeichnet.
Joshua Marks
US-Präsident Donald Trump traf am Dienstag vor dem Gipfeltreffen des Golf-Kooperationsrats (GCC) in Riad mit dem syrischen Präsidenten Ahmed al-Sharaa zusammen, einen Tag nachdem er die Aufhebung aller US-Sanktionen gegen Damaskus angekündigt hatte. Das Treffen war die erste direkte Begegnung zwischen amerikanischen und syrischen Staatschefs seit einem Vierteljahrhundert.
Neben dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman nahm laut der türkischen Nachrichtenagentur Anadoluauch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan per Videokonferenz an dem 33-minütigen Gespräch teil. Erdogan lobte Trumps Entscheidung zur Aufhebung der Sanktionen als historisch und hob sie als wichtiges Ziel der türkischen Außenpolitik hervor.
Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, veröffentlichte ein Foto des Treffens auf X und erklärte, Trump habe sowohl Erdogan als auch dem saudischen Kronprinzen für ihre Freundschaft gedankt und al-Sharaa gesagt, er habe »eine enorme Chance, etwas Historisches« in Syrien zu erreichen. Laut Leavitt ermutigte Trump al-Sharaa, das Abraham-Abkommen mit Israel zu unterzeichnen, alle ausländischen Terroristen aus Syrien auszuweisen, palästinensische Terroristen zu deportieren, die USA bei der Verhinderung eines Wiederauflebens der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) zu unterstützen und die volle Verantwortung für die IS-Haftlager im Nordosten Syriens zu übernehmen.
MBS, Trump and Sharaa… What a photo. pic.twitter.com/oUnWxr8cie
— Elizabeth Hagedorn (@ElizHagedorn) May 14, 2025
Noch viel Arbeit
Nach den Gesprächen sagte Trump gegenüber Reportern an Bord der Air Force One, er denke, die Syrer müssten sich erst einmal Klarheit verschaffen. »Ich habe ihm [al-Sharaa] gesagt: Ich hoffe, Sie werden sich anschließen, wenn alles geklärt ist. Er sagte: Ja. Aber sie haben noch viel Arbeit vor sich.«
Al-Sharaa, früher bekannt als Abu Mohammed al-Jolani, dankte den Staatschefs für die Ermöglichung des Treffens und würdigte die strategische Chance, die sich durch den Rückzug des Irans aus Syrien ergeben habe. Er bekräftigte Syriens Bekenntnis zum Rückzugsabkommen mit Israel aus dem Jahr 1974, sprach sich für eine Zusammenarbeit zwischen den USA und Syrien im Kampf gegen Terrorismus und Chemiewaffen aus und lud amerikanische Unternehmen ein, in syrisches Öl und Gas zu investieren. Er schlug außerdem vor, Syrien zu einem Handelskorridor zwischen Ost und West zu etablieren.
Nach dem Gespräch erklärte Trump, die Vereinigten Staaten würden »eine Normalisierung der Beziehungen zu Syrien anstreben«, was eine mögliche Wende in der jahrzehntelangen Politik der USA gegenüber dem Land signalisiert. Der Präsident soll auch über wirtschaftliche Anreize gesprochen haben, die al-Sharaa im Vorfeld angeboten hatte, darunter die Öffnung syrischer Ölfelder für amerikanische Unternehmen und den Bau eines Trump Towers in Damaskus, um amerikanische Investitionen in den Wiederaufbau nach dem Krieg zu fördern.
Laut Leavitt wurden auch der Krieg zwischen Russland und der Ukraine und der anhaltende Konflikt im Gazastreifen diskutiert.
Israel betrachtet die Normalisierungsbemühungen Berichten zufolge mit großer Besorgnis und verweist dabei auf die Vergangenheit von al-Sharaa und die mögliche Legitimierung einer Persönlichkeit, die seit Langem mit dem Terrorismus in Verbindung gebracht wird. Der israelische Außenminister Gideon Sa’ar hat die neue syrische Regierung zuvor als »Dschihadisten in Anzügen« bezeichnet.