Vom Iran unterstützte schiitische Truppen in Syrien mit mehreren tausend Kämpfern könnten eine gewichtige Rolle in Teherans Schattenkrieg gegen Israel spielen.
Yaakov Lappin
Als unlängst berichtet wurde, jemenitische Kämpfer der Huthi-Milizen machten sich auf den Weg nach Syrien, um von dort aus Israel anzugreifen, wurde die Öffentlichkeit wieder einmal auf die Anwesenheit von Zehntausenden schiitischen und vom Iran unterstützten Terrorkämpfern in dem Land aufmerksam.
Die Islamische Republik hat sich mit der Unterstützung verschiedener schiitischer Milizen – darunter die Hisbollah, die versucht, im Süden Syriens Terrorbasen aufzubauen, sowie Milizionäre aus dem Irak, Afghanistan, Pakistan und Syrien selbst – eifrig darum bemüht, ihre militärische Position in Syrien zu festigen. Diese Anstrengungen sind Teil der umfassenderen Strategie des Irans, Israel mit Angriffsstützpunkten im gesamten Nahen Osten zu umgeben.
Am Sonntag bestätigte der internationale Sprecher der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), Nadav Shoshani, die Bedrohung, teilte zugleich jedoch mit, dass dem Militär in diesem Zusammenhang keine dramatischen neuen Entwicklungen in Syrien bekannt seien: »Der Iran unterstützt und finanziert den Terror im gesamten Nahen Osten – in Syrien, im Irak, im Libanon, im Gazastreifen, im Jemen, in Judäa und Samaria.« Shoshani fügte hinzu, dass es zwar »diesen Terror gibt«, es aber in den vorangegangenen vierundzwanzig Stunden nichts wesentlich Neues gegeben habe.
Wie der israelische TV-Sender i24 am 15. September meldete, seien Huthi-Kämpfer mit der Absicht, sich in Richtung der israelischen Grenze in den Golanhöhen zu bewegen, in Syrien eingetroffen. Dazu erklärte eine Huthi-Quelle: »Dies ist der Auftakt zu einer neuen Phase der Eskalation gegen Israel.«
Der Vizerektor der Universität Tel Aviv und Inhaber des Yona-und-Dina-Ettinger-Lehrstuhls für Zeitgeschichte des Nahen Ostens, Eyal Zisser, sagte gegenüber dem Jewish News Syndicate, die iranische Verankerung in Syrien sei von großer Bedeutung. Israel habe zwar einige der entsprechenden Aktivitäten »blockiert, aber sie machen weiter und sie haben Streitkräfte, schiitische Milizen unter ihrer Kontrolle, auf syrischem Boden stationiert.«
Heimlich eingeschleust
In einem Bericht vom 15. September wies das auf Sicherheitsbedrohungen im Norden spezialisierte Alma Research and Education Center ebenfalls auf eine Reihe unbestätigter Berichte hin, nach denen Huthi-Kämpfer über viele Monate hinweg in Gruppen von mehreren Dutzend über den Iran, den Irak und Jordanien nach Syrien gekommen seien.
»Es scheint, dass Huthi-Aktivisten in den meisten Fällen unter ziviler Tarnung nach Syrien einreisen und anschließend nach Damaskus und in den Süden Syriens geschickt werden. Wir wissen unter anderem, dass die Aktivisten als Tarnung den Status von Studenten und das Auftreten von Pilgern, die schiitische Heiligtümer besuchen, nutzen – eine Praxis, die wir vom iranischen Korridor nach Syrien kennen«, heißt es in dem Bericht. »Unserer Einschätzung nach sind die Huthi in Syrien präsent, auch wenn wir das Ausmaß dieser Präsenz nicht kennen. Verschiedenen Berichten zufolge umfasst die Huthi-Truppe in Syrien derzeit mehrere tausend Kämpfer. Einige sind hauptsächlich für den Einsatz von Drohnen und ballistischen Raketen ausgebildet. Wir können dies nicht bestätigen.«
Die jemenitische Terrorgruppe habe auch eine offizielle militärische Vertretung in Syrien: »Oberst Sharaf al-Mawri ist der Militärattaché der Huthi in Syrien. Die Syrer laden al-Mawri regelmäßig zu offiziellen militärischen Veranstaltungen ein und er steht in regelmäßigem Kontakt mit syrischen Sicherheitsbeamten. Nach unserer Einschätzung besteht eine der Aufgaben von al-Mawri darin, die Aktivitäten der Huthi auf syrischem Boden mit den Iranern, der Hisbollah und dem syrischen Regime zu koordinieren.«
Die Präsenz von Huthi-Kämpfern in Südsyrien, zusammen mit vom Iran unterstützten Kämpfern anderer schiitischer Milizen, »könnte eine konkrete Bedrohung in Form einer großflächigen Invasion des israelischen Territoriums auf den Golanhöhen signalisieren. Dies kommt zum Abfeuern von Drohnen, Raketen usw. durch Huthi-Kämpfer von syrischem Boden aus gegen Israel hinzu«, warnte das Alma Center.
In der Vergangenheit wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass das Korps der Islamischen Revolutionsgarde des Irans bereits Zehntausende schiitische Milizionäre in ganz Syrien stationiert hat, zu denen nun auch die Huthi-Kämpfer hinzukommen könnten. Der Bericht warnte: »Wenn ein umfassender Krieg zwischen der Hisbollah und Israel ausbricht, werden Syrien im Allgemeinen und Südsyrien im Besonderen ein zentraler Schauplatz sein, von dem aus schiitische Milizionäre operieren werden.«
Yaakov Lappin ist Korrespondent und Analyst für militärische Angelegenheiten in Israel. Er ist hausinterner Analyst am MirYam-Institut, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Alma-Forschungs- und Bildungszentrum und am Begin-Sadat-Zentrum für strategische Studien an der Bar-Ilan-Universität sowie Autor von Virtual Caliphate – Exposing the Islamist State on the Internet. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)