Die raschen Erfolge einer Islamistenoffensive zeigen die Schwäche des Assad-Regimes in Syrien, das weiter auf fremde Hilfe angewiesen ist.
Eine vom Iran kontrollierte irakische Miliz hat zugesagt, an der Seite der Armee des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und der Hisbollah gegen eine wiederauflebende Rebellion zu kämpfen. Dieser Schritt der Nujaba-Bewegung war der jüngste in einer Verschiebung des Kräfteverhältnisses in Syrien, berichtete Newsweek am Samstag. Sunnitische Rebellen starteten dort eine Großoffensive gegen ihre vom Iran unterstützten Feinde, die durch den langwierigen Krieg mit Israel geschwächt wurden.
Sunnitische islamistische Terroristen von Hayat Tahrir al-Sham (HTS oder die »Organisation zur Befreiung der Levante«), einer Al-Qaida-Splittergruppe, und eine Reihe verbündeter Rebellenmilizen starteten am Mittwoch eine Großoffensive in Nordsyrien, Stunden nachdem Israel und die Hisbollah einen Waffenstillstand geschlossen hatten. In dem dreizehneinhalb Monate andauernden Krieg gegen Israel verlor die Hisbollah ihr gesamtes Oberkommando, Tausende von Kämpfern, Hunderte von Stützpunkten und einen Großteil ihres ballistischen Arsenals.
Unterdessen verfügt Russland, ein Verbündeter des Assad-Regimes, Berichten zufolge nur über zehn Kampfflugzeuge in Syrien, da es den Rest in den Krieg in der Ukraine geschickt hat.
Rascher Vorstoß
Die Offensive der Rebellen führte schnell zur Besetzung großer Gebiete in der nordwestlichen Provinz Aleppo. Die Offensive der Rebellen ist die größte Überraschung seit Jahren in der Pattsituation, die durch den syrischen Bürgerkrieg entstanden ist. Innerhalb von 48 Stunden nach Beginn der Offensive drangen die Rebellen in die strategisch wichtige Stadt Aleppo ein und schienen ihre Offensive nach Süden in Richtung Hama auszudehnen.
Die syrische Armee gab am Samstag bekannt, dass Dutzende ihrer Soldaten bei dem Angriff der Rebellen getötet wurden. Die Armee bestätigte außerdem, dass große Teile der Stadt Aleppo verloren gingen. Die mit Damaskus verbundene Zeitung Al-Watan berichtete, dass die syrische Armee einen Gegenangriff vorbereite, bei dem Luftangriffe auf Rebellengruppen und Konvois in Aleppo unternommen würden.
Die dschihadistischen Rebellen, die sich in einer neu gegründeten Koalition namens »Militärisches Einsatzkommando« zusammengeschlossen haben, gaben an, am Samstag die Kontrolle über den Flughafen von Aleppo sowie über die Stadt Maarat al-Numan in der Provinz Idlib südwestlich von Aleppo übernommen zu haben.
Oncu Keceli, Sprecher des türkischen Außenministeriums, forderte am Freitag ein Ende der Kämpfe. »Wir haben betont, dass diese Angriffe ein Ende haben müssen«, schrieb er auf X. »Tatsächlich haben die jüngsten Zusammenstöße zu einer unerwünschten Eskalation der Spannungen in der Region geführt.«
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow forderte am Freitag das syrische Regime auf, die Kontrolle über die verlorenen Gebiete wiederzuerlangen. »Was die Lage um Aleppo angeht, so handelt es sich um einen Angriff auf die syrische Souveränität, und wir befürworten, dass die syrischen Behörden so schnell wie möglich für Ordnung in der Region sorgen und die verfassungsmäßige Ordnung wiederherstellen«, sagte er.
Auf fremde Hilfe angewiesen
Die Hisbollah war der am besten bewaffnete Stellvertreter des Iran im Nahen Osten. Ihre Kämpfer haben mit russischer Unterstützung entscheidend dazu beigetragen, dass Assad, ein wichtiger Verbündeter des Irans, die Kontrolle über einen Großteil Syriens behalten konnte. Er wäre in einem Bürgerkrieg, der 2011 ausbrach, beinahe von der Macht gefegt worden, konnte sich aber dank der Intervention Russlands und der vom Iran angeführten schiitischen Achse im Jahr 2015 an der Macht halten.
Ein Waffenstillstandsabkommen im Jahr 2020, das von Russland, einem wichtigen Verbündeten Assads, und der Türkei, einem Unterstützer der Rebellen, ausgehandelt wurde, hatte die Kämpfe auf niedrigem Niveau gehalten, wobei das Assad-Regime und die iranisch-russische Achse die scheinbaren Sieger waren.
Vertreter der israelischen Verteidigungsstreitkräfte informierten Premierminister Benjamin Netanjahu am Freitagabend in seinem Büro über die Entwicklungen in Syrien. Die Offensive der Rebellen könnte den Iran dazu veranlassen, mehr Truppen und Waffen nach Syrien zu schicken, um das Assad-Regime zu stützen, teilten ihm die hohen Militärs mit. Wenn dies scheitert, könnten die Rebellen, zu denen auch sunnitische Dschihadistengruppen gehören, einige der Waffen des Assad-Regimes, einschließlich chemischer Waffen, erhalten.
Newsweek zitierte den Sprecher der Nujaba-Bewegung (vollständiger Name: Harakat Hezbollah al-Nujaba oder »Bewegung der Edlen der Partei Gottes«), Hussein al-Musawi, der den Vorstoß der Rebellen mit dem Waffenstillstand mit Israel in Verbindung brachte. »Wir stellen auch fest, dass die Bewegung der bewaffneten [sunnitischen] Terrorgruppen … sich nach dem Willen der Amerikaner bewegt und diese Front eröffnen wollte, um den Druck auf Israel zu verringern«, sagte er.
Schätzungen zufolge sind im syrischen Bürgerkrieg mehr als 600.000 Menschen gestorben, darunter mehr als 300.000 Zivilisten.
(Der Artikel ist auf Englisch vom Jewish News Syndicate veröffentlicht worden. Übersetzung von Florian Markl.)