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Streiks im Iran gewinnen an Schwung 

Irans Erdöl-Vertragsarbeiter streiken wegen der miserablen Arbeitsbedingungen
Irans Erdöl-Vertragsarbeiter streiken wegen der miserablen Arbeitsbedingungen (© Imago Images / ZUMA Wire)

Die katastrophale wirtschaftliche Situation im Land und die verheerenden Arbeitsbedingungen treiben die iranischen Energiearbeiter in eine neue Streikrunde.

Die Streiks der iranischen Energie-, Petrochemie- und Stahlarbeiter gewinnen an Schwung, nachdem sich neue Unternehmen dem landesweiten Arbeitskampf angeschlossen haben. Nach Angaben des Rats für die Organisation der Proteste von Ölvertragsarbeitern beteiligen sich mittlerweile die Beschäftigten von mehr als achtzig Unternehmen an den Streiks, um gegen schlechte Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne und steigende Lebenshaltungskosten zu protestieren.

Der Rat beschuldigte das Regime, durch ethnische Differenzen eine Spaltung unter den Arbeitern herbeiführen zu wollen. »An einigen Orten ist zu beobachten, dass unsere Protestkundgebungen unter dem Vorwand aufgelöst werden, da die Arbeiter einer bestimmten Ethnie angehören«, schrieb die Gruppe diese Woche in einer Erklärung. »Dabei haben wir Arbeiter aus allen Teilen des Landes gemeinsame Schmerzen und Feinde. Wir alle protestieren täglich gegen die Armut, die steigenden Preise und die Verschlechterung unserer Arbeits- und Lebensbedingungen.«

Fast alle streikenden Arbeiter in der Öl-, Gas-, Stahl-, Petrochemie- und anderen Industrien sind nicht offiziell bei der Ölgesellschaft des Landes oder den zuständigen Ministerien angestellt, sondern arbeiten mit befristeten Verträgen, sodass sie mit der Teilnahme an den Streiks ihre einzige Lebensgrundlage riskieren. Gewerkschaftsaktivisten weisen darauf hin, dass die Gesellschaft am Rande eines Zusammenbruchs stehen könnte, da die Streiks ein neues Niveau erreichen. Nach Ansicht von Experten ist kein Ende in Sicht, da die Spannungen angesichts der bröckelnden Wirtschaft und der größten Anti-Regime-Proteste seit Jahren zunehmen.

Streiks in der Ölindustrie 

In dem Bemühen, Ruhe zu bewahren, erklärten die Arbeitgeber, die Streiks würden bald enden und bis Ende des Sommers keine weiteren mehr durchgeführt. Der Rat für die Organisation der Proteste von Ölvertragsarbeitern hat diese Stellungnahmen jedoch zurückgewiesen und »mit Nachdruck erklärt, dass wir niemandem hörig sind und niemand in unserem Namen sprechen kann«. 

In einer Iran International Anfang der Woche zugespielten Audiodatei schildert ein Mann den Leidensweg der Vertragsarbeiter und beschreibt ihre Situation als »versteckte Sklaverei«. Ihm zufolge seien die Probleme auf den Sonderstatus einiger weniger gut vernetzter leitender Angestellter und die systematische Korruption in der Energiewirtschaft zurückzuführen. Er erläuterte Einzelheiten über die mageren Löhne, die zudem mit Verspätung ausbezahlt werden, und über fehlende Wochenenden für das überarbeitete und unterbezahlte Personal. Der Arbeiter berichtete auch, die Sicherheitskräfte hätten den Streikenden und ihren Familien mit ernsthaften Konsequenzen gedroht, falls sie nicht aufhörten, sich am Arbeitskampf zu beteiligen. 

Jene Arbeiter, die offiziell beim Ölministerium angestellt sind, genießen bessere Bedingungen und riskieren ihre Position in der Regel nicht, indem sie sich den Protestbewegungen anschließen. Javad Abbasi Tavallali, Journalist mit Erfahrungen aus erster Hand über die Arbeitsbedingungen in der Provinz Bushehr, in der die meisten Energieanlagen und Raffinerien des Landes angesiedelt sind, erklärte Anfang der Woche, fast alle dieser staatlichen Auftragnehmer wie Petro Sina Arya, PetroPars und Petro Paydar Iranian seien mit der Revolutionsgarde verbunden.

Der Rat für die Organisation der Proteste von Ölvertragsarbeitern machte keine Angaben über die genaue Zahl oder den Prozentsatz der streikenden Arbeitnehmer oder darüber, wann die Fabriken den Betrieb einstellen müssen, falls die Streiks andauern. Die aktuelle Streikrunde begann am Samstag, als die Beschäftigten angesichts einer jährlichen Inflation von über 50 Prozent Lohnerhöhungen forderten.

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