Die separatistische Region am Horn von Afrika wäre ein idealer Standort, um von dort aus den Terror der mit dem Iran verbündeten Huthi-Milizen im nahe gelegenen Jemen zu bekämpfen.
Somaliland umfasst den Nordwestteil Somalias, das ehemalige Kolonialgebiet Britisch-Somaliland, wobei der Name Somaliland vom Volk der Somali abgeleitet ist, dem die meisten der schätzungsweise 3,5 Millionen Einwohner angehören. Die Region befindet sich am Golf von Aden und hat 740 Kilometer Küstenlinie an der Bab al-Mandab Wasserstraße, auf deren gegenüberliegender Küste sich der weitgehend von der Huthi-Bewegung kontrollierte Jemen befindet.
Das heutige Somaliland hatte sich nach seiner Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1960 mit Italienisch-Somaliland zu Somalia vereinigt. Am 18. Mai 1991 erklärte es sich allerdings einseitig für unabhängig, als die somalische Regierung unter Diktator Siad Barre gestürzt worden war und der Bürgerkrieg in Somalia eskalierte. Somaliland mit der Hauptstadt Hargeisa hat seine politische Stabilität weitgehend gewahrt und Schritte zur Demokratisierung unternommen.
Im September 2022 wurde jedoch die eigentlich für den 13. November 2022 geplante Präsidentschaftswahl durch den Ältestenrat um zwei Jahre verschoben. Die Opposition erkannte diese faktische Verlängerung der Amtszeit des 2017 zum – international nicht anerkannten – Präsidenten von Somaliland ernannten Muse Bihi Abdi nicht an und protestierte gegen die verfassungswidrige Entscheidung sowie gegen das zunehmend repressive Vorgehen der Regierung gegen Proteste und Kritiker. Bei der Präsidentschaftswahl, die schließlich am 13. November 2024 stattfand, gewann der Oppositionspolitiker Abdirahman Mohamed Abdullahi.
Verbündeter im Antiterror-Kampf?
Als eines von fünfunddreißig Ländern, die Somaliland nach dessen Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1960 anerkannt hatten, versuchte Israel nach der einseitigen Deklaration der Loslösung von Somalia Anfang der Neunzigerjahre wieder Kontakte mit der Region herzustellen, stieß aber seitens Somaliland, das seine Wirtschaftsbeziehungen mit arabischen Staaten nicht gefährden wollte, auf Zurückhaltung.
Im Jahr 2020 begrüßte Somaliland dann den Abschluss der Abraham-Abkommen, mit denen eine Reihe arabischer Staaten Frieden mit Israel schlossen.
Seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 bedrohen die mit Teheran verbündeten Huthi im Jemen nicht nur den internationalen Schiffsverkehr im Roten Meer, sondern auch Israel mit vom Iran gelieferten Raketen und Drohnen. Für Israel wäre es militärisch aber auch ökonomisch weit sinnvoller, auf derartige Angriffe nicht mit Luftschlägen über tausende Kilometer hinweg reagieren zu müssen, sondern in Somaliland eine Basis zum Kampf gegen den Huthi-Terror zu errichten.
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bemühen sich derzeit laut Pressemeldungen, dies zu ermöglichen, wobei Somaliland den VAE im Gegegnzuf zu Finanzhilfen bereits in der Verganenheit den Hafen von Berbera und einen Flugplatz für Militäreinsätze im Jemen zur Verfügung stellte, wie es in einem Beitrag der israelischen Zeitung Haaretz heißt.
Am 17. Oktober berichtete die katarfreundliche Nachrichten-Website Middle East Monitor, dass Israel sich heimlich an Somaliland gewandt habe, das gegenüber der jemenitischen Stadt Aden am Golf von Aden liegt, und einen Vorschlag unterbreitet habe, der beiden Parteien dienen würde: Israel werde in Somaliland einen Militärstützpunkt errichten, der es ihm ermöglichen werde, Ziele der Huthi anzugreifen und Abschreckung auszuüben, und im Gegenzug das Land offiziell anerkennen und in de Region investieren.
Dem Bericht zufolge, der sich auf diplomatische Quellen stützt, vermitteln die Vereinigten Arabischen Emirate zwischen den beiden Ländern und haben Somaliland nicht nur davon überzeugt, den Bau der Militärbasis zu genehmigen, sondern werden diese auch finanzieren. Die VAE, die das Abraham-Abkommen mit Israel aus dem Jahr 2020 unterzeichnet haben, haben ein klares Eigeninteresse an einem solchen Abkommen, da die Huthi auch für sie zu einer Sicherheitsbedrohung geworden sind und die israelischen Streitkräfte in Somaliland ihnen sicherlich bei der Bekämpfung der jemenitischen Miliz helfen werden.
Nach der militärischen Niederlage der Terrororganisationen Hamas und Hisbollah und dem Zusammenbruch des Assad-Regimes in Syrien könnten auch für die Huthi als iranischem Brückenkopf bald schwierige Zeiten anbrechen und der Krieg im Jemen vielleicht endlich beendet werden. Allerdings sind Israel und die Vereinigten Arbaischen Emriate keineswegs die einzigen beiden Staaten, die Interesse an Somaliland haben – auch Äthiopien, Ägypten, die Türkei und natürlich Somalia, zu dem die abtrünnige Region offziell immer noch gehört, werden in dieser Sache ein Wort mitzureden haben.
Legende:
- Rot: Unter der Kontrolle der somalischen Bundesregierung und den Streitkräften Somalias
- Gelb: Von Separatisten (Republik Somaliland) kontrolliert
- Grau: Von al-Shabaab-Islamisten kontrolliert