Auch in der Zeit seit dem russischen Angriff auf die Ukraine hat sich Saudi-Arabien um gute Beziehungen zu Russland und den USA bemüht.
Nach drei Jahren, in denen die Beziehungen zwischen den beiden Ländern wegen der russischen Invasion in der Ukraine fast vollständig eingefroren waren, hielten die Vereinigten Staaten und Russland am vergangenen Dienstag in der saudischen Hauptstadt Riad ein Treffen ab, um Wege zu finden, den Krieg zu beenden und die angespannten bilateralen Beziehungen zu verbessern. Thema der Gespräche, an denen unter anderen die Außenminister Russlands und der USA teilnahmen, soll auch ein mögliches Gipfeltreffen zwischen Wladimir Putin und Donald Trump im Königreich gewesen sein.
Während das Treffen aufgrund der Abwesenheit der Ukraine und der Verärgerung der US-Verbündeten über die Bemühungen Washingtons, separate Gespräche mit Russland zu führen, für großen Aufruhr sorgte, warf die Wahl Saudi-Arabiens als Austragungsort der Gespräche zusätzliche Fragen auf.
Aufnahmen, die vom saudi-arabischen TV-Sender Al Arabiya ausgestrahlt wurden, zeigten den saudischen Außenminister Prinz Faisal bin Farhan und den saudischen Nationalen Sicherheitsberater Musaed bin Mohammed al-Aiban, umgeben von US-Außenminister Marco Rubio, dem Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz, Trumps Sonderbeauftragten für den Nahen Osten Steve Witkoff, dem russischen Außenminister Sergej Lawrow und dem diplomatischen Berater des Kremls Juri Uschakow. Es waren die ersten Gespräche auf dieser Ebene zwischen den beiden Seiten seit der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar 2022.
Warum Saudi-Arabien?
Kreml-Sprecher Dmitry Peskov meinte letzten Montag gegenüber Journalisten, Saudi-Arabien wurde deshalb als Veranstaltungsort für die Gespräche gewählt, weil er »im Allgemeinen sowohl der amerikanischen als auch der russischen Seite entgegenkomme«.
Für Omar Karim, Experte für saudische Außenpolitik an der Universität Birmingham, war das Treffen Ergebnis der Bemühungen der saudischen Führung, enge und freundschaftliche Beziehungen sowohl zu Trump als auch zu Putin aufzubauen. Saudi-Arabien ist auf der einen Seite ein historischer Verbündeter der Vereinigten Staaten im Nahen Osten, arbeitet auf der anderen Seite aber in der Ölpolitik auch eng mit Russland zusammen. (Im Ranking der weltweit größten Rohölexporteure belegen das Königreich und Russland die Plätze eins und zwei.)
Der saudische Forscher und Denker für strategische Studien Mohammed Saleh al-Harbi erläuterte, dass Saudi-Arabien in seiner Rolle als Vermittler bei der Suche nach Lösungen zu einem »Schlüsselland« für die einander gegenüberstehenden Seiten geworden ist. Der pensionierte Brigadegeneral wies darauf hin, dass nicht zuletzt die guten persönlichen Beziehungen von Kronprinz Mohammed bin Salman zu Wladimir Putin und Donald Trump das Land zum bevorzugten Ort für Verhandlungen machten.
Khattar Abu Diab, Professor für internationale Beziehungen an der Universität Paris, erinnerte daran, dass normalerweise Genf oder andere neutrale europäische Städte für solche Treffen ausgewählt würden. Aber die Verschlechterung der Beziehungen Moskaus zur Schweiz und die Positionen anderer europäischer Länder im Ukraine-Krieg hätten dem im Weg gestanden und Saudi-Arabien zur attraktiveren Wahl gemacht.
Der Wissenschaftler wies auch darauf hin, dass Saudi-Arabien kein Mitglied des Internationalen Strafgerichtshofs sei. Ein nicht unwichtiger Punkt, hat das Gericht doch im Jahr 2023 einen Haftbefehl gegen Putin wegen Kriegsverbrechen im Krieg gegen die Ukraine erlassen: Würde Putin für ein Gipfeltreffen etwa nach Genf oder Wien reisen, riskierte er damit seine Verhaftung und Auslieferung an den Strafgerichtshof. In Saudi-Arabien droht eine solche Gefahr nicht.
Der saudische Kronprinz und Donald Trump pflegten bereits während dessen erster Amtszeit als amerikanischer Präsident ausgesprochen gute Beziehungen. Mohammed bin Salman war auch der erste ausländische Staatschef, der nach Trumps Rückkehr ins Weiße Haus mit diesem gesprochen hat.