Je länger der Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert, desto häufiger zeigen sich die Schwächen des russischen Militärapparates. Auch die zugelieferten iranischen Drohnen sind technisch eher Spatzen als Adler.
Wie die Washington Post diese Woche berichtete, flogen seit August über mehrere Tage hinweg Transportflugzeuge mit drei Typen – Shahed-129, Shahed-191 und Mohajer-6 – bewaffneter unbemannter Luftfahrzeuge (UAV) vom Iran in Richtung Russland. Damit hat Russland die erste Tranche der Hunderten vom Iran versprochenen Kampfdrohnen erhalten, die gegen die Ukraine eingesetzt werden sollen.
Dies, so die Washington Post, unterstreiche die sich vertiefenden Beziehungen zwischen Moskau und Teheran und verdeutliche gleichzeitig die Schwierigkeiten Russlands bei der Versorgung seines überlasteten Militärs. So verfüge Russland zwar über 1.500 bis 2.000 Aufklärungs-, besitze aber relativ wenige Angriffsdrohnen, mit denen es Ziele tief im gegnerischen Gebiet erreichen kann. Im Gegensatz dazu hat die Ukraine seit den ersten Wochen des Konflikts Kampfdrohnen aus türkischer Produktion eingesetzt, um russische Panzer, Lastwagen und Artillerie zu zerstören.
Doch auch wenn die nun gelieferten Drohnen Russlands Kriegsanstrengungen gegen die Ukraine erheblich verstärken könnten, werde der Transfer durch technische Probleme überschattet, wie Sicherheitsbeamte der Vereinigten Staaten und einer verbündeten Regierung in Interviews sagten. Bei ersten Tests durch die Russen seien die iranischen Drohnen mehrfach ausgefallen, so ein Beamter unter der Bedingung der Anonymität: »Es gibt etliche Fehler im System. Die Russen sind nicht zufrieden.«
Auch die Nachrichtenagentur Reuters berichtete zu Beginn der Woche, die iranischen Drohnen hätten bei ersten Einsätzen »viele Fehlfunktionen« gezeigt. Zwar habe der Iran in der Vergangenheit Angriffsdrohnen an bewaffnete Stellvertretergruppen wie die jemenitischen Huthi-Milizen geliefert, doch habe er seine Modelle selten, wenn überhaupt, gegen die Art von ausgeklügelten elektronischen Stör- und Flugabwehrsystemen getestet, die in der Ukraine eingesetzt werden, sagte Michael Knights, ein Militär- und Sicherheitsexperte des Washington Institute for Near East Policy gegenüber der Washington Post.
Der Iran habe gezeigt, dass seine Drohnen in der Lage sind, Schwarmangriffe durchzuführen, bei denen mehrere Selbstmorddrohnen auf ein einziges Ziel angesetzt werden, und die westlichen Regierungen werden sehr genau beobachten, ob die iranischen Drohnen in der Lage sind, solche Operationen auch auf einem hart umkämpften Schlachtfeld durchzuführen, fügte Knights hinzu:
»Bislang haben die iranischen Drohnen noch nie in einer hochtechnisierten Luftverteidigungsumgebung operiert. Am nächsten dran an einer solchen Situation waren sie bei Angriffen gegen Saudi-Arabien oder gegen US-Stützpunkte im Irak, und dabei haben sie im Allgemeinen nicht gut abgeschnitten. Es würde mich daher nicht überraschen, wenn sie in einem intensiveren Umfeld wie der Ukraine Probleme bekommen würden.«
Abseits der technischen Probleme ist die weitere Festigung der militärischen Beziehungen zwischen dem Iran und Russland nach Ansicht von Experten zwar eine besorgniserregende Entwicklung, zeige zugleich aber auch eine gewisse Schwäche Russlands. Denn einerseits gebe »die immer enger werdende Allianz Russland eine gewisse militärische Beschaffungstiefe«, sagte Clifford Kupchan, Vorsitzender der Eurasia Group. Andererseits aber laute »die wichtigere Botschaft, die [Russlands Präsident Wladimir] Putin im Moment vielleicht nicht versteht, dass eines der angeblich führenden Militärs der Welt den Iran um Hilfe bei Schlüsseltechnologien bitten muss, was zeigt, wie leergefegt sein Inventar ist«.