„Und natürlich war unser Außenminister freundlich, freundschaftlich, solidarisch mit dem Opfer Rabbi Teichtal und anderen beschimpften, bespuckten, bedrohten Juden. Und natürlich war unser Außenminister, wie jeder anständige Mensch, schockiert. Und natürlich sagte unser Außenminister, was (abgesehen von wenigen Ausnahmen) deutsche Politiker bei solchen und vergleichbaren Anlässen sagen: Antisemitismus habe ‚in Deutschland keinen Platz‘.
Das ist faktisch und sprachlich total falsch. Sie meinen: ‚Antisemitismus darf und soll in Deutschland keinen Platz haben.‘ Tatsächlich – Fakt, nicht Fake – hat Antisemitismus leider sehr wohl wieder Platz in Deutschland. Er ist unübersehbar und nimmt immer mehr Raum ein. Unser Staat wird seiner nicht Herr. Statt seiner Herr zu werden und politisch massiv gegenzusteuern, wird staatlicherseits mit Wort-Ritualen gebetsmühlenartig gegengesprochen. Phrasen statt Politik.
Dazu gehört auch das Benennen und Bestrafen antisemitischer Aktivisten. Aufgrund nachweislich eigener Erfahrungen sagt die Mehrheit der deutschen und westeuropäischen Juden, die bereits beschimpft, körperlich oder ‚nur‘ mündlich bedroht wurden: Die meisten antisemitischen Aktionen würden Muslime ausführen, gefolgt von Linken und dann Rechten. (…)
Zynisch oder zumindest doppelzüngig ist jene Solidarität mit Juden, angesichts des deutschen Abwiegelns gegenüber dem Iran. Dessen Führung verkündet jahraus-jahrein, das ‚zionistische Gebilde‘, also Israel, von der Landkarte tilgen zu wollen. Das deutsche Appeasement gegenüber dem Iran wird von den drei letzten Außenministern personifiziert: Steinmeier, Gabriel, Maas. Ist das Solidarität mit Juden? Oder will man für diese Doppelzüngigkeit nur den Koscher-Stempel von Juden?“ (Michael Wolffsohn: „Die doppelzüngige Solidarität von Anti-Antisemiten“)