Die geschwächte Hamas verfolgt und tötet mit ihrer Todesschwadron Al-Sahm Einwohner von Gaza, der sich den amerikanischen Verteilungszentren im Küstenstreifen nähern.
In ihrem Leitartikel vom 19. Juni beschuldigte die Tageszeitung der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) Al-Hayat Al-Jadida die Hamas, Bewohner des Gazastreifens ermordet zu haben, die versuchten, zu den amerikanischen Hilfsgüterverteilungszentren zu gelangen, die in der Küstenenklave eingerichtet worden waren. Dem Artikel zufolge jagen und töten »Todesschwadronen« der Al-Sahm-Einheit der Hamas Menschen unter dem Vorwand, mit den Einrichtungen und mit Israel zu kollaborieren.
Sahm, arab. für »Pfeil«, ist eine Einheit der Sicherheitskräfte der Hamas, deren Gründung im November 2024 gemeldet wurde mit der Aufgabe, die Opposition gegen das Hamas-Regime zu bekämpfen, wobei der Schwerpunkt auf Aktivitäten liegt, die das Monopol der Hamas auf humanitäre Hilfe untergraben. Mit der Einheit in Verbindung stehende Telegram-Konten berichten häufig über aus Sicht der Hamas erfolgreich durchgeführte Angriffe auf »Verräter« oder »Diebe« und veröffentlichen Fotos von Verwundeten und Toten.
Laut dem PA-Artikel werde die Hamas nicht zögern, die Einwohner anzugreifen, um ihr Monopol auf die Verteilung von Lebensmitteln und damit ihre Kontrolle aufrechtzuerhalten. Auch entwende sie Hilfsgüter und verkaufe diese anschließend auf dem Schwarzmarkt. Zwecks Untermauerung veröffentlichte die Zeitung Social-Media-Beiträge von Bewohnern des Gazastreifens, welche die Hamas beschuldigen, ihre Angehörigen ermordet zu haben, als diese versuchten, die Verteilzentren zu erreichen.
Ein Beitrag stammt von Hiba al-Mishal, die angibt, ihr Bruder Osama sei von der Al-Sahm-Einheit ermordet worden, als er auf dem Weg zum Verteilungszentrum war: Die Hamas-Einheit hätte den Bus, in dem ihr Bruder und einige andere junge Männer unterwegs waren, angehalten, sie herausgezerrt und mehrfach auf sie geschossen.
Anschließend sei ihnen auf Druck der Hamas die medizinische Versorgung im Nasser-Krankenhaus verweigert worden, weswegen sie verstarben. Nicht nur »hinderten sie die Ärzte und Krankenschwestern daran, sie zu behandeln, sondern forderten sogar die Menschen dazu auf, sie mit Stöcken und Eisenrohren zu schlagen. All dies geschah unter dem schmerzhaften Schweigen und der beunruhigenden Mithilfe der Anwesenden« – und führte zum Tod von al-Mishals Bruders und der anderen, die mit ihm im Bus saßen.
Wahrheit und Gerechtigkeit
In dem Beitrag forderte Hiba »Gerechtigkeit für meinen Bruder und alle unschuldigen jungen Männer, die auf unterdrückerische Weise getötet wurden. Wir wollen keine Rache: nur Wahrheit und Gerechtigkeit, denn Ehre stirbt nicht und Blut lässt sich nicht mit Ausreden oder Schweigen wegwaschen. Alle, die sich daran beteiligt haben, geschwiegen haben oder dieses Verbrechen rechtfertigen, sind vor Allah, der Geschichte und den Müttern, Schwestern, Töchtern und Ehefrauen der Getöteten und ihren Familien verantwortlich.«
Der Leitartikel betonte weiter, »objektiv betrachtet – selbst, sollten die Behauptungen der Hamas wahr und ihre Vorwürfe [der Kollaboration] nicht unbegründet sein –, sollten solche Angelegenheiten von den Behörden rechtmäßig gemäß dem Gesetz behandelt werden und nicht durch die Todesschwadronen, welche die Hamas zweifellos nur zu dem Zweck aufstellt, die Kontrolle über den verwundeten Gazastreifen aufrechtzuerhalten. Es handelt sich lediglich um Anschuldigungen ohne Ermittlungen, Richter oder Gerichte, und so regiert die [Hamas]-Miliz ohne Gesetze, Rücksichtnahme oder Achtung und Wertschätzung für die grundlegendsten Rechte der Menschen: auf ein Stück Brot, ein sicheres Umfeld oder, im Falle [rechtlicher] Unsicherheit, auf ein faires Verfahren.«
In ihrer aktuellen Krise sehe »die Hamas keine andere Wahl, als Todesschwadronen einzusetzen, die gegen jeden vorgehen, der sich ihrem Raub widersetzt und versucht, einen Sack Mehl außerhalb ihrer Kontrolle und fernab ihres Schwarzmarkts zu finden«. Nicht nur Israel sei für die Realität vor Ort verantwortlich, »auch die Hamas ist mitschuldig an diesem Geschäft mit dem Tod, indem sie mit ihren Todesschwadronen, die sie Al-Sahm nennt, die Hungernden jagt, um jeden, der sich den Verteilungszentren nähert, die nicht der Hamas angehören, wissen zu lassen, dass sein einziges Schicksal darin besteht, Opfer der Pfeile der Al-Sahm-Einheit zu werden. Das ist die bittere Realität: Die Hamas und ihre Al-Sahm-Einheit, die diejenigen jagt, die nichts als ein Stück Brot suchen.«