Von Nik Kowsar
Vor zwanzig Jahren setzte sich eine Gruppe führender iranischer Karikaturisten beim Büro des Bürgermeisters von Teheran mit Nachdruck dafür ein, ein kleines Gebäude zu erhalten, in dem das erste Haus der Karikaturen im Iran eingerichtet werden sollte. Ich war einer von ihnen; ein junger und ambitionierter Karikaturist, der mit seinen Zeichnungen die Grenzen des Regimes austesten wollte. Ich war verantwortlich für den Unterricht und die Erstellung eines Lehrplans. Bis zum Jahr 2003, als ich gezwungen war, mein Land zu verlassen, nachdem ich wegen meiner Arbeit als Karikaturist Morddrohungen erhalten hatte, war ich aktives Mitglied.
Vor wenigen Wochen sagte der iranische Außenminister Mohammed Jawad Zarif gegenüber dem New Yorker, dass die iranische Regierung nichts mit dem Wettbewerb für Holocaust-Karikaturen zu tun habe. „Das geht nicht vom Iran aus“, erzählte Zarif seiner Interviewerin, Robin Wright. „Initiiert wurde das Ganze von einer NGO, die nicht von der iranischen Regierung gesteuert wird. Sie wird auch nicht von der iranischen Regierung befürwortet.“
Die Behauptung, dass die iranische Regierung diese Plattform für die Verbreitung von Hass und die Leugnung des Holocaust nicht kontrolliere, ist eine blanke Lüge aus dem Mund eines notorischen Lügners, der exakt vor einem Jahr die absurde Behauptung aufstellte: „Wir inhaftieren niemanden aufgrund seiner Meinung.“
Der Leiter des Iranischen Hauses der Karikaturen, ein ehemaliges Mitglied der Revolutionsgarden, veranstaltet den Wettbewerb nach den vom Zentrum für Kultur und Kunst der Stadt Teheran aufgestellten Regeln. Es ist dem Haus der Karikaturen nicht erlaubt, ohne Genehmigung des Ministeriums für Kultur und islamische Führung internationale Wettbewerbe durchzuführen.
Wir haben also auf der einen Seite einen Wettbewerb, der von der Stadtverwaltung Teherans überwacht wird, und auf der anderen Seite den Innenminister und die Stadtverwaltung, die die Weisungsbefugnis über den Bürgermeister von Teheran und dessen Behörde innehaben. Es ist ein fanatischer antisemitischer Wettbewerb, der ohne jeglichen Einwand seitens der Rohani-Administration veranstaltet wird, und das Witzige daran ist, dass die Gewinner dieses Hasskonzerts mit einem Preisgeld belohnt werden, das ihnen aus den üblichen von der Regierung kontrollierten und überwachten Kanälen zufließt.
Interessanterweise hat der Sprecher des Ministeriums für Kultur und islamische Führung Zarifs Behauptung bestritten.
Herr Zarif ist der Liebling vieler amerikanischer Reporter und er weiß, dass die meisten von ihnen es vermeiden, das zu hinterfragen, was er von sich gibt, damit sie ihn auch später noch einmal interviewen oder ohne Probleme in den Iran einreisen dürfen.
Als die sehr erfahrene Auslandskorrespondentin Robin Wright in ihrem Interview im New Yorker intensiver nachhakte, appellierte Zarif an amerikanische Werte und beharrte darauf, dass der Wettbewerb eine Frage der freien Meinungsäußerung sei. Und er betonte, dass die USA ihrerseits ja auch den Ku-Klux-Klan nicht verbieten.
Wright und andere Reporter sollten sich jedoch nicht mit Lügen und anderen Ablenkungsmanövern zufrieden geben. Wenn Zarif behauptet, der Iran würde niemanden aufgrund seiner Meinung inhaftieren, dann sollten sie bereit sein, auch mit unbequemen Fragen nachzuhaken – über diejenigen, die die Islamische Republik Iran aufgrund ihrer Meinung nicht nur ins Gefängnis gesperrt, sondern auch gefoltert, ermordet und hingerichtet hat; darunter Konvertiten, Anhänger des Bahai-Glaubens, Mitglieder der LGBT-Community sowie Regierungskritiker.
Die Amerikaner, die Zarif für einen so lieben und netten Burschen halten, sollten einmal einen Blick auf seine Vergangenheit werfen und tiefer graben, um mehr über seine Verbindungen zur Hojjatieh-Gesellschaft zu erfahren, einer Anti-Bahai-Gruppierung, deren Mitglieder als antisemitisch eingestuft werden. Ach ja, und da wäre noch etwas: Hat irgendjemand in den westlichen Medien je Mohammed Jawad Zarif Fragen bezüglich der Verbindungen gestellt, die seine Familie in den siebziger Jahren zu der gewaltsamen Geheimpolizei SAVAK unterhielt?
Nik Kowsar ist ein renommierter iranischer Karikaturist, Journalist und Blogger. Der Artikel erschien zuerst in der Times of Israel.
Zum antisemitischen Karikaturen-Wettbewerb in Teheran sehen Sie auch die Mena Watch-Beiträge: