Die »kritische Maya« ist der jüngste Neuzugang der Mena-Watch-Redaktion. Ihre ausführlichen Interviews mit interessanten wie kontroversen Zeitgenossen und Meinungsmachern sind auf dem YouTube-Kanal von Mena-Watch zu finden.
Auf den ersten Blick hat man mit Maya Zehden eine offene, freundliche, aufmerksame und entspannte Frau vor sich. Spätestens eineinhalb Blicke später erkennt man, dass sie auch klug und selbstbewusst ist, viel erlebt hat und weiß, dass sie sich kein X für ein U vormachen lässt. Sie ist es gewohnt, Minderheitenmeinungen zu vertreten und hat gelernt damit umzugehen. Und – Achtung, Humor-Beeinträchtigte! – der Schalk, den nur jene zusammenbringen, die auch über sich selbst lachen können, blitzt bei ihr immer durch.
Zehden stammt aus Berlin, wo sie, abgesehen von einigen Frankfurter Jahren, noch immer lebt. Ihre wache und starke Persönlichkeit stammt nicht von ungefähr. Ihre Mutter, eine Shoa-Überlebende, erzog sie und ihre beiden Geschwister weitgehend allein und schaffte es, ihren Kindern das häufige Trauma der zweiten Generation zu ersparen. Sie prägte Mayas Identität einer säkularen, aber sehr bewussten Jüdin, ihre Werte und Prioritäten.
»Meine Mutter hatte die Fähigkeit, jedem Menschen zu vermitteln, dass er wichtig ist. Niemand nahm ihr übel, dass sie hin und wieder auch unbequeme Fragen stellte. Religion hat sie abgelehnt.« Der Vater, ein Tenor, war meist beruflich unterwegs und wenig präsent. Die Liebe zur Bühnen-Hochkultur konnte er seiner eher an Film und Kunst interessierten ältesten Tochter nicht vermitteln. Mayas eigene Ehe bescherte ihr einen Sohn und eine Tochter. Letztere kürte sie mittlerweile zur stolzen und enthusiastischen Oma, die auch die Enkel überaus cool finden – und vice versa.
Aber von Anfang an: Gleich nach der Schule reiste Maya Zehden einige Jahre als Flugbegleiterin für die Lufthansa durch die Welt und kam so raus aus Berlin heraus und weit herum. In dieser Zeit lernte sie vieles: Dass nicht jeder, nur weil er viel herumkommt, auch schon automatisch seinen Horizont erweitert; dass es gleichzeitig Freude, aber auch Durchhaltevermögen braucht, um sich in feste Unternehmensstrukturen einzufügen; und über sich selbst, dass sie noch mehr vom Leben wollte.
Sie studierte zunächst kurz Kunstgeschichte, wandte sich dann aber der Germanistik mit Schwerpunkt Medienwissenschaften zu mit dem Ziel, Journalistin zu werden. Im Gegensatz zur Publizistik befasst sich die Medienwissenschaft damit, zu vergleichen, wie Medien ein Thema darstellen. Psychologie und Soziologie, die Disziplinen, die sich mit den individuellen Eigenarten der Menschen und ihrem Umgang miteinander befassen, nahm sie als Nebenfächer mit. Zehdens Arbeiten und Beschäftigung mit den Mechanismen medialer Machwerke wie Jud Süß, mit Sigmund Freud oder der Frankfurter Schule trugen auch ein Stück dazu bei, dass sie sich zu dieser »kritischen Maya« entwickelte, die ohne Scheuklappen durch die Welt geht.
Schon während ihres Studiums, als sie noch als Taxifahrerin und Kellnerin ihr Geld verdiente, schrieb sie einige Artikel. Ihre journalistische Reise wurde im Lauf der Zeit so bunt gefächert wie ihr Denken und Tun auch sonst. Anfangs verfasste sie noch Texte über das Leben älterer Frauen mit jüngeren Männern und geriet in ein Reality-Talk-Format im deutschen Fernsehen (Vera am Mittag), wo ihr allerdings schnell klar wurde, wohin die Reise auf Dauer nicht gehen wird. Danach war sie ein Jahr lang in der Berlin-Redaktion der Tageszeitung Welt für jüdische Themen zuständig.
Als Mutter von zwei kleinen Kindern fühlte sich Maya Zehden aber vorläufig besser in der Öffentlichkeitsarbeit und in verschiedenen Jobs mit Managementfunktion aufgehoben. Unter anderem war sie Geschäftsführerin der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.
Ehrenamtlich ist sie seit dem Jahr 2000 stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin und Brandenburg e.V. (DIG) und war auch einige Jahre im Präsidium des DIG-Dachverbands als Vizepräsidentin aktiv. Außerdem betreut sie eine Stiftung, die sich dem deutsch-israelischen Jugendaustausch widmet. Maya Zehdens Mission lag immer schon im Kampf gegen Unwissenheit über Israel und unfaire Schuldzuweisungen.
Maya Zehdens universelles Streben richtet sich danach aus, als Mensch und als liberale Denkerin mit großer Leidenschaft für die Errungenschaften der westlichen Welt verstanden zu werden. Sie kennt und meidet die Unbelehrbaren. Aber über ihr Netzwerk verbindet sie sich mit Menschen, die ihre Werte teilen. Diese Menschen will sie »abholen«, sich tiefgründig mit ihnen auseinandersetzen und Interessierten die Gelegenheit geben, an ihrer Sicht auf die Welt teilzuhaben.
So landete sie bei Mena-Watch und wird von Kollegen und Zusehern immer häufiger aufgefordert, doch bitte mehr Interviews zu machen.