Seit über zehn Jahren bietet Mena-Watch täglich Berichterstattung und Analysen. Verantwortlich dafür ist Alexander Gruber, der Chefredakteur des Thinktanks.
Alexander Gruber hatte schon früh den Ruf als jemand, der die Dinge hinterfragt und nicht so hinnimmt, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. »Ist das richtig? Ist das wahr?« Er liebt den intellektuellen Austausch und die Diskussion und strebt nach einer besseren Gesellschaft. Ungerechtigkeit und Diskriminierung erzürnen ihn, das Aufbegehren dagegen treibt ihn bis heute an. »Ich kann gar nicht anders.«
Im täglichen Miteinander kennt man ihn als nett und höflich – bestimmt nicht immer einfach angesichts des Gegenwinds, der jedem entgegenschlägt, der sich die objektive Darstellung des Nahen Ostens und insbesondere das Angehen gegen die allzu oft antiisraelische Stimmung zur Aufgabe gemacht hat. Und darüber hinaus der redaktionelle Alltagswahnsinn, wenn die Kollegenschaft nicht nur Nerven, sondern auch Deadlines strapaziert, über die Gruber in seiner Funktion als letzte Instanz vor der Veröffentlichung zu wachen hat. Auch dass er sich ein Porträt über sich selbst gefallen lassen soll, begeistert ihn nicht sonderlich. »Ich will durch meine Inhalte überzeugen und nicht durch salbungsvolle Worte über mich selbst.«
Alexander Grubers Interesse an Geschichte und Politik entwickelte sich schon früh, noch im Gymnasium in Mödling. Konsequenterweise studierte er anschließend Politik und Geschichte und übte sich in der Studienvertretung in den Niederungen der politischen Praxis.
Während des Studiums begann er über politischen Antisemitismus zu forschen und zu schreiben. Das Thema begleitete ihn durch seine Tätigkeit als Historiker für das Vilna Gaon Jewish State Museum in Litauen auch ins Ausland. Während seiner Tätigkeit für die Gesellschaft für politische Aufklärung organisierte er unter anderem Studienreisen nach Auschwitz.
Als Historiker beim Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus arbeitete er wissenschaftlich an der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Enteignungspolitik und daran, dass das den Opfern angetane Unrecht anerkannt und ihnen bzw. ihren Nachkommen zumindest ein kleiner Teil des erlittenen Verlusts restituiert werden konnte. Zugleich unterrichtete er als Lehrbeauftragter an der Universität Wien »Wissenschaftliches Arbeiten« und versuchte dabei den Studienanfängern zu vermitteln, dass Wissenschaft weniger im Erlernen eines Kanons als vielmehr im kritischen Durchdringen der Gesellschaft und ihrer Phänomene besteht.
Alexander Gruber arbeitet mittlerweile seit über zehn Jahren bei Mena-Watch; davon den Großteil dieser Zeit, als der Thinktank seine Tätigkeiten über die Medienbeobachtung hinaus um die tägliche Berichterstattung und Analysen der Entwicklungen vor Ort erweiterte, als Chefredakteur. In dieser Funktion, aber auch als Experte und Diskussionsteilnehmer in anderen Medien, bleibt es seine tägliche Herausforderung, Wissen zu vermitteln und dieses in die reale Welt voller Halbwahrheiten und Zerrbilder zu bringen. Aber, und hier wird Gruber plötzlich sehr bestimmt und apodiktisch: »Ansprüche herunterschrauben kommt nicht infrage, das wäre Resignation!«
Neben der Arbeit bei Mena-Watch widmet er sich weiterhin der Beschäftigung mit politischer Philosophie und Kritischer Theorie. So verfasste er im Jahr 2017 seine Dissertation zur Kritik des Poststrukturalismus, ist als Redakteur und Autor für die ideologiekritische Zeitschrift sans phrase tätig, schreibt Beiträge in Sammelbänden und hält Vorträge zu den infrage stehenden Themen.
Was macht das alles mit ihm, könnte man fragen. Manche würden Gruber einen Berufszweifler nennen. Dabei wäre er gerne ein Optimist, der allerdings von der Realität oft eines anderen belehrt wird. »Es ist wahrscheinlich das Ende, aber es wäre schön, wenn’s anders wäre!«, würde vielleicht auf seinem Grabstein stehen.