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Zerschlagung einer IS-Zelle in Marokko: Was bedeutet das für die Region und Europa?

Marokkanische Sicherheitskräfte bei einem Anti-Terror-Einsatz
Marokkanische Sicherheitskräfte bei einem Anti-Terror-Einsatz (© Imago Images / Xinhua)

Vor einer Woche gaben die marokkanischen Behörden die Zerschlagung einer Gruppierung des Islamistischen Staates bekannt, die Anschläge im Land plante, was die wachsende Bedrohung durch die Organisation in der Region widerspiegelt.

In einer Erklärung der Zentralstelle für gerichtliche Untersuchungen, die dem Innenministerium angegliedert ist, heißt es, dass »eine aus fünf Personen bestehende und der Terrororganisation Islamischer Staat treu ergebene Terrorzelle wegen des Verdachts der Beteiligung an der Vorbereitung von terroristischen Plänen, die darauf abzielen, die Ordnung des Landes ernsthaft zu schädigen, aufgelöst wurde«. 

Der Stellungnahme zufolge »wurden die Verdächtigen von Mitgliedern der Spezialeinheiten der Generaldirektion für nationale territoriale Überwachung (Intelligence) in Casablanca (Westen), Tanger, Tetouan und Martil (Norden) und der Stadt Onaga in der Provinz Essaouira (Westen) verhaftet«. Die Behörden erklärten außerdem, die »vorläufigen Ermittlungsdaten zeigen, dass die sich zum Islamischen Staat (IS) bekennenden Verdächtigen ihre Absicht bekundet haben, terroristische Projekte durchzuführen, die sich gegen lebenswichtige Einrichtungen und Sicherheitsinstitutionen richten, während sie gleichzeitig an Kampagnen zur Aufstachelung zur Gewalt beteiligt waren«.

Dies ist die zweite Terrorzelle, die Marokko in weniger als vier Monaten ausgehoben hat. Schon am 30. Januar gaben die Sicherheitsbehörden die Aushebung einer Terrorzelle bekannt: »Im Rahmen des proaktiven Ansatzes zur Bekämpfung terroristischer Bedrohungen konnte die Zentralstelle für gerichtliche Untersuchungen am 29. und 30. Januar 2024 ein terroristisches Netzwerk zerschlagen, das aus vier Mitgliedern besteht, die aktiv Kämpfer rekrutieren und entsenden, um sich ISIS in der Sahelzone anzuschließen.«

Ausbreitung in der Sahelzone 

Das Königreich verfolgt seit zwei Jahrzehnten eine aktive Strategie im Kampf gegen den Terrorismus. Nach Angaben des afrikanischen Landes ist es mit dieser seiner Taktik gelungen, seit 2003 zweihundert Gruppierungen zu zerschlagen. Dieser Kampf wird insofern erschwert, als der IS das Land als wichtigen Transitpunkt für seine Mitglieder auf dem Weg von der Sahelzone nach Europa betrachtet.

Einem Bericht des Afrikanischen Verteidigungsforums zufolge hat der Islamische Staat Routen zwischen Südeuropa und der Sahelzone etabliert und eine Mitgliederzelle organisiert, die von Marokko aus nach Spanien operiert. Der IS hat einen starken Einfluss in der Sahelzone rund um Marokko, wo er seit 2021 in weiten Teilen Malis aktiv ist und regelmäßig Terroranschläge in Niger und Burkina Faso verübt.

Der Leiter des Atlantic Center for Strategic Studies and Security Analysis, Abd Al-Rahim Aslimi, ist der Ansicht, der IS-Ableger in der Sahelzone versuche, eine Verbindung zu den Zellen der Organisation in Europa herzustellen, was auf eine latente Bedrohung durch den Terrorismus deutet. »Die Präsenz eines Mitglieds mit Elektronikkenntnissen in der von Marokko in den vergangenen Tagen aufgelösten Zelle bedeutet, dass die Organisation jetzt versucht, Mitglieder zu rekrutieren, die Experten in jenen Technologiebereichen sind, die man benötigt, um Anschläge mit ferngezündeten Bomben durchzuführen.«

Aslami warnte davor, dass der IS Anschläge im Nahen Osten, in der Sahelzone und in Europa verüben könnte: Die Organisation versuche, »seine dezentralen Zweige zu stärken, indem es große Anschläge plant, die es dann in seiner Propaganda nutzt, um mit Nachdruck an die Spitze zurückzukehren«. Dies gelinge umso besser, als die regionalen Umwälzungen im Besonderen und die Umwälzungen im internationalen System im Allgemeinen viele Unruhen mit sich brächten, die es den Terrorgruppen ermöglichen, Anschläge zu verüben.

Laut dem Forscher für strategische und sicherheitspolitische Studien Mohamed Al-Tayyar breite sich der Islamische Staat in Burkina Faso, Niger und Mali in bemerkenswerter Weise aus und kontrolliere jetzt große geografische Gebiete, was die nationale Sicherheit Marokkos bedrohe. Zur marokkanischen Strategie im Anti-Terror-Kampf sagte Al-Tayyar: »Die Behörden haben religiöse Maßnahmen ergriffen und die religiösen Angelegenheiten umstrukturiert, sie haben Fatwas organisiert und eine starke Zusammenarbeit auf regionaler und internationaler Ebene beschlossen, die den Austausch von Informationen und gemeinsame Ermittlungen bei Verbrechen des Terrorismus und der organisierten Kriminalität einschließt.«

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