Immer wieder präsentiert der ORF einschlägig bekannte Aktivisten als objektive Experten, die dem Publikum dann ungefiltert Geschichten über angebliche israelische Gräueltaten erzählen dürfen.
interviewt der ORF Ärzte über die Situation im Gazastreifen, beschleicht einen manchmal das ungute Gefühl, als müssten diese geradezu zwangsläufig solche sein, welche die alte antisemitische Ritualmordlegende als Mär vom »Kindermörder Israel« neu aufwärmen.
So geht die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) gerade auf dem Rechtsweg gegen eine, so der Vorwurf, »zur Judenfeindlichkeit in Österreich« beitragende Weltjournal-Sendung zum Gaza-Krieg vor, in der als eine der Hauptprotagonisten der Arzt und Hamas-Sympathisant Ghassan Abu Sitta präsentiert wurde, der von der »schieren Bösartigkeit der israelischen Angriffe« sprach.
Dass Abu Sitta palästinensische Demonstranten, die unlängst gegen die Terrorherrschaft der Hamas protestierten, für »Verräter« hält und wenig friedensgesinnt für einenm »regionalen Krieg« gegen Israel plädiert, da nur solch ein umfassender Waffengang erfolgreich sein könne, ist ebenso folgerichtig wie die Tatsache, dass er Israel als »kindermörderisches Regime« bezeichnet.
Auftritt Feroze Sidhwa
Unlängst grub auch der ORF-Nahostkorrespondent Karim El-Gawhary mit Feroze Sidhwa einen Mediziner aus, der aufmerksamen Mena-Watch-Lesern bereits ein Begriff sein könnte und der im ZiB2-Beitrag vom 14. April erzählte, wie er nach einem Angriff im Gazastreifen »Kinder gesucht [hat], denen ich helfen kann«. Er habe ein durch Granatsplitter verletztes Kind mit Kopfwunden, schwachem Puls und Schnappatmung »mit seinem Vater in eine Ecke geschickt, wo die Familien ihren Kindern beim Sterben zusehen mussten. Andere hatten eine höhere Überlebenschance.«
Nun ist es natürlich richtig, dass auch Kinder Opfer eines Kriegs werden – ob nun im Gazastreifen oder sonst wo auf der Welt –, aber dass Sidhwa die hilflos sterbenden Kinder zu einem so zentralen Thema seiner Erzählung machte, war wohl alles andere als ein Zufall.
Internationale Bekanntheit erlangte der Mediziner und Aktivist, der in der Vergangenheit Beiträge auf der Hardcore-Israelhasser-Webseite Electronic Intifada veröffentlichte, nämlich mit einem New-York-Times-Artikel (NYT), in dem er die eingangs angesprochene Ritualmordlegende vom »Kindermörder Israel« bediente. Israelische Scharfschützen, so behauptete er, würden gezielt palästinensische Kinder exekutieren.
»Fast jeden Tag, den ich dort war, sah ich ein neues Kleinkind, dem in den Kopf oder in die Brust geschossen worden war, und fast alle starben«, schrieb Sidhwa in der NYT in einem seinem ORF-Interview ähnlichen Duktus, suggerierte aber dazu noch, dies geschehe in bewusster Absicht der israelischen Soldaten.
Dass Israel gezielt Kinder ermorde, sollte etwa durch drei Röntgenbilder belegt werden, die in Kopf und Nacken steckende Präzisionsgewehrkugeln zeigen sollten. Das Problem dabei sei, schrieb Florian Markl in einem Mena-Watch-Artikel am 2. November 2024, selbst wenn die Bilder (an denen schnell die Kritik aufkam, etwa von Soldaten, die erklärten, sie könnten unmöglich Köpfe zeigen, die von Präzisionsgewehrkugeln getroffen wurden) echt wären, würden sie nicht belegen, was sie belegen sollen. Denn auch dann wäre damit nämlich »weder gesagt, wer die Schüsse abgefeuert hat, noch, ob es sich dabei überhaupt um gezielte Schüsse und nicht etwa Fehlschüsse oder Querschläger gehandelt hat«.
Aus den Aufnahmen war darüber hinaus nicht ersichtlich, ob sich die angeblichen Projektile überhaupt in den gezeigten Köpfen befanden, da man dazu mindestens zwei separate, um neunzig Grad versetzte Röntgenbilder benötigt, um die Position des Objekts bestimmen zu können. Weiters waren auf den vorgelegten Bildern weder sichtbare Gewebeschädigungen noch Frakturen des Schädels oder andere Verletzung zu erkennen, die durch das Eindringen einer Präzisionsgewehrkugel verursacht worden wären.
Hintergründe gefällig?
Und auch über die sonstigen Umstände erfuhren die NYT-Leser nichts. Dass sich die Hamas etwa hinter der Zivilbevölkerung des Gazastreifens versteckt und diese zu menschlichen Schutzschilden macht, wurde im Artikel ebenso wenig erwähnt wie jetzt im ZiB2-Bericht, der Sidhwa erneut zu Wort kommen ließ.
Auch der Umstand, dass sich Terrorgruppen im Gazastreifen immer wieder in Krankenhäusern verschanzen, diese für ihre terroristischen Zwecke missbrauchen und dort sogar israelische Geiseln festgehalten haben, wurde von El-Gawhary mit keinem Wort erwähnt. Dabei hätte gerade diese Informationen zur Einordnung der Ausführungen Sidhwas geholfen, dass medizinisches Personal im Gazastreifen 140-mal häufiger getroffen werde als in der Ukraine: von ukrainischen Truppen, die Kommandozentralen in Krankenhäusern einrichten, womit die Spitäler völkerrechtlich ihren Status als geschützte Gebäude verlieren und zu legitimen Kriegszielen werden, ist nämlich bis dato nichts bekannt.
Schlussendlich ist Feroze Sidhwa auch nicht einfach ein Arzt, der sich zum Freiwilligendienst im Gazastreifen gemeldet hat, sondern steht nach Angaben der Organisation selbst im Dienst der Palestinian American Medical Association (PAMA).
PAMA ist nicht nur Kooperationspartner des der Muslimbruderschaft nahestehenden Council on American-Islamic Relations (CAIR), dem immer wieder Extremismus, Islamismus-Verharmlosung und Antisemitismus vorgeworfen wird; sie verbreitete 2023 auch die Hamas-Propaganda über einen angeblichen israelischen Angriff auf das al-Ahli-Krankenhaus im Gazastreifen, bei dem es sich in Wahrheit um eine fehlgeleitete Rakete des Palästinensischen Islamischen Dschihads gehandelt hat, wobei weit weniger als jene fünfhundert Palästinenser getötet wurden, von denen auch PAMA sprach.
Einmal mehr also hat der ORF einen einschlägig antiisraelischen Aktivisten als objektiven medizinischen Experten präsentiert, damit dieser dem österreichischen Publikum erzählen kann, was für eine »Hölle auf Erden« – so der Titel der von der IKG inkriminierten Weltjournal-Sendung – der jüdische Staat den Kindern des Gazastreifens nicht bereite.
— Mena-Watch (@MENA_WATCH) April 14, 2025