Der Ausgang der Kämpfe um die Stadt Marib, der letzten Hochburg der von Saudi-Arabien unterstützten jemenitischen Regierung im Norden des Landes, könnte den zukünftigen Verlauf des Jemen-Konflikts, der sich nun schon im siebten Jahr befindet, erheblich verändern.
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Der Verlust von Marib, das von einer sich verschlimmernden humanitären Krise heimgesucht wird, wäre ein schwerer Schlag für die Regierung und würde den vom Iran unterstützten Rebellen größeren Einfluss bei zukünftigen Verhandlungen geben. Er könnte sie sie sogar anspornen, weiter nach Süden vorzustoßen, sagen Beobachter.
Hunderte von Kämpfern wurden seit Beginn der groß angelegten Offensive im Februar getötet, wie lokale Quellen berichten. Kommandeure der Regierungstruppen erzählen, dass die Milizen Kämpfer in immer neuen Wellen aus scheinbar unerschöpflichen Reserven in Richtung der Frontlinien rund um die Regionalhauptstadt Marib schicken.
„Die Strategie der Huthi zielt darauf ab, uns zu erschöpfen“, sagt ein jemenitischer Kommandeur an der sandigen Al-Kanais-Front im Norden der Stadt, wo regierungsloyale Soldaten in Schützenlöchern kauern oder schwere Maschinengewehre auf dem Heck von Pickups bedienen. Der Kommandeur berichtet von einem Muster, das sich an mehreren Frontlinien abzeichnet: die Huthis treiben Wellen junger Rekruten, viele von ihnen Kinder, vor sich her, mit dem Ziel, die Regierungstruppen zu zermürben und zu zwingen, ihre Munition aufzubrauchen.
Auf stundenlange Feuergefechte folgt typischerweise eine kurze Ruhepause, um die Leichen einzusammeln. Dann rückt eine tödlichere Welle erfahrener Huthi-Kämpfer unter ständigem Beschuss nach, schildert der Kommandeur die Strategie der Rebellen, die die loyalen Kräfte unter Druck setzt. „Den Huthis ist es egal, wie viele ihrer Männer sterben“, fügt er hinzu; ein Punkt, der von anderen jemenitischen Offiziellen, darunter Maribs Gouverneur Sultan al-Aradah, bestätigt wurde. (…)
Marib zahlt einen hohen Preis, seitdem die Huthis, die das Gebiet bereits im letzten Jahr einnehmen wollten, ihre Offensive im Februar mit großer Verstärkung wieder aufgenommen haben. Die Stadt und einige abgelegene Gebiete der Provinz bilden die letzten von der Regierung kontrollierten Gebiete im Norden, der Rest des Territoriums einschließlich der Hauptstadt Sanaa ist unter Kontrolle der Rebellen.
Neutrale Beobachter des Konflikts sind alarmiert über die hohen Verluste in der Gegend von Marib. Ein internationaler Beamter sagte der AFP: „Die Huthis scheinen eine Menge Kämpfer zu haben, die sie in die Schlacht werfen können. Am Ende des Tages werden die Huthis sagen: ‚Wir haben immer noch Kämpfer … und wir können Menschen und junge Männer opfern‘.“
Die Stadt selbst ist übersät mit Postern gefallener Kommandeure und voller Kontrollpunkte, die vor Huthi-Infiltratoren und Schläferzellen schützen sollen. Marib ist Unterschlupf für Hunderttausende Zivilisten, die durch den andauernden Konflikt im Jemen entwurzelt wurden – und die sich nun mit der Aussicht konfrontiert sehen, erneut vertrieben zu werden in einem Land mit immer weniger sicheren Zufluchtsorten. (…)
In der Zwischenzeit sind die Stämme von Marib dem Aufruf gefolgt, Männer zur Verstärkung der Front auf der Seite der Loyalisten zu schicken. Sie glauben, dass das Terrain ihnen einen Vorteil gegenüber den Huthis biete, die im Gebirgskrieg geschickter sind. Die Marib-Stammesangehörige bezeichnen sich selbst als „Söhne der Wüste“ und sehen einen militärischen Vorteil in der weitgehend flachen Wüstenlandschaft Maribs. „Lasst sie (die Huthis) kommen“, sagt der Kommandeur an der Front und zitiert einen Stammesältesten aus Marib: „Wir werden sie alle töten.“
(Aus dem Artikel „Large-scale Huthi offensive roils Yemen’s oil-rich Marib“, der bei Mail Online erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)