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Umfrage: Israelis fühlen sich im Ausland nicht sicher

Israelische Touristen in der polnischen Stadt Krakau
Israelische Touristen in der polnischen Stadt Krakau (© Imago Images / NurPhoto)

Die meisten Israelis fühlen sich bei Reisen ins Ausland unsicher. Das ist eines der Ergebnisse aktueller Erhebungen, die das Bild des weltweit wachsenden Antisemitismus mit Zahlen belegen.

Die Umfrage wurde im Internet im Auftrag der jüdisch-amerikanischen Organisation Anti-Defamation League (ADL) vom Institut Maagar Mochot (hebräisch für »Brain Pool«) durchgeführt. Befragt wurden 501 Israelis, von denen achtzig Prozent angaben, sich im Ausland unsicher zu fühlen.  Etwa ein Drittel (31 Prozent) der Umfrageteilnehmer erklärte gar, persönlich Diskriminierung erfahren zu haben oder jemanden zu kennen, der wegen seiner israelischen Herkunft diskriminiert wurde. An Beispielen mangelt es nicht:

  • In Berlin-Kreuzberg wurde letztes Jahr ein israelischer Tourist zusammengeschlagen, offenbar, weil er auf Hebräisch telefoniert hatte. »Als sie dann zu dritt auf mich einprügelten, dachte ich nur: ›Wann ist der Albtraum endlich vorbei?‹«, sagte Jonathan Jochbein der Bild-Zeitung. »Als sie mit mir fertig waren, sind sie mit ihrem Auto weggefahren und haben laut arabische Musik gehört, regelrecht gefeiert.« Er erlitt eine Gehirnerschütterung und Prellungen am Arm.
  • In Griechenland wurde im Juli der 24-jährige Christ Fahad Qubati aus Nazareth, der dort Urlaub machte, angegriffen und schwer verletzt. Die Mutter des Opfers erklärte, ihr Sohn sei mit Freunden und Verwandten auf einer Reise nach Griechenland gewesen. Er habe eine Party besucht, die bis in die frühen Morgenstunden gedauert habe. Danach habe Qubati ein Fahrzeug gemietet und einige jüdische Touristen mitgenommen, die während der Fahrt hebräische Musik spielten.
    »Fahad kehrte zu dem Ort zurück, an dem er die Touristen abgeholt hatte, und dann versperrte ihm drei griechische Anwohner den Weg«, sagte die Mutter. »Sie fragten ihn: ›Woher kommst du?‹, er antwortete, er sei aus Israel. In diesem Moment begannen sie, ihn zu schlagen.« Qubati rief: »Ich bin ein arabischer Christ!« Ein Mann, der am Tatort war und aus Tunesien stammt – ob er einer der Täter war oder ein Zeuge, geht aus der Schilderung der Mutter nicht hervor –, zeigte auf das Kreuz auf dem Körper des Opfers, woraufhin sich die Angreifer entschuldigten und flohen. Qubati erlitt Verletzungen am ganzen Körper, darunter mehrere Knochenbrüche. Nach seiner Rückkehr nach Israel musste er sich mehreren Operationen unterziehen.
  • Im Mai wurde ein 64-jähriger israelischer Tourist am Bahnhof von Brügge in Belgien von zehn Männern brutal verprügelt, nachdem er dabei beobachtet worden war, wie er einen Anti-Israel-Aufkleber entfernt hatte.
  • Im April wurden zwei israelische Frauen, von denen eine die Verschleppung in den Gazastreifen am 7. Oktober und anschließende Gefangenschaft überlebt hatte, am Amsterdamer Flughafen von einem aus Pakistan stammenden Sicherheitsangestellten schikaniert. Erst als eine von ihnen die israelische Botschaft anrief, löste sich die Situation auf.
  • Im Oktober 2023 feuerte ein Polizist in Alexandria, Ägypten, mit seiner Waffe auf eine Gruppe israelischer Touristen und tötete drei Menschen, darunter zwei Israelis.
  • Auch in New York wurden israelische Touristen angegriffen. Im Dezember 2023 verfolgte ein Mann namens Yehia Amin in der Umgebung des Times Square eine Gruppe jüdischer Männer, die Kippot trugen. Mit seinem Bluetooth-Lautsprecher hörte er »Hamas-Musik«, wie er den Männern sagte, so der Bericht der New York Times.
    Er verfolgte sie über mehrere Häuserblocks und gab antisemitische Kommentare wie »Die Hamas sollte mehr von euch töten« und »Alle Juden sollten sterben« ab. Nachdem er den Männern zehn Minuten lang gefolgt war, sprintete er laut Staatsanwaltschaft hinter einem 23-Jährigen aus der Gruppe her und schlug ihm auf den Hinterkopf, bevor er davonlief. Die Polizei nahm ihn kurz nach seiner Flucht fest; während seiner Festnahme rief er weiterhin antisemitische Bemerkungen.

Sorgen nicht ernst genommen

Eine große Mehrheit jüdischer Teenager weltweit – 78 Prozent – hat das Gefühl, dass ihre Sorgen über den zunehmenden Antisemitismus abgetan oder heruntergespielt werden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die zu Beginn des neuen Schuljahrs veröffentlicht wurde. Die Erhebung wurde von Mosaic United, einer gemeinsamen Initiative des israelischen Ministeriums für Diaspora-Angelegenheiten und einer privaten Stiftung gemeinsam mit dem akademischen Forschungsunternehmen Tovanot durchgeführt. 662 Schüler zwischen vierzehn und achtzehn Jahren wurden befragt.

Fast die Hälfte (47,4 Prozent) gab an, selbst Antisemitismus erlebt zu haben, darunter körperliche Drohungen, Online-Belästigung und abfällige Kommentare. Tatort Nummer eins ist die Schule. Mehr als dreißig Prozent sagten zudem, aus Angst keine jüdischen Symbole mehr zu tragen. 22 Prozent gaben an, ihre jüdische Identität zu verheimlichen.

Eine repräsentative YouGov-Umfrage (1.138 Befragte), die in den USA Anfang August durchgeführt wurde, fragte nach den wichtigsten nationalen Problemen. Für 31 Prozent ist Antisemitismus ein »sehr ernstes Problem«, für weitere 31 Prozent ein »ziemlich ernstes«.

Zwischen den Anhängern beider großen Parteien und den ethnischen Gruppen gibt es keine sehr großen Unterschiede. Für zwei von drei Amerikanern, die angaben, bei der Präsidentschaftswahl im November für Donald Trump stimmen zu wollen, ist Antisemitismus ein »sehr ernstes« oder »ziemlich ernstes« Problem. Bei den Anhängern von Kamala Harris sagten dies insgesamt 73 Prozent. Die auffälligste Diskrepanz zwischen den demografischen Gruppen betrifft das Alter: Während in der Altersgruppe 18 bis 44 Jahren nur 24 Prozent den Antisemitismus für ein »sehr ernstes Problem« halten, sind es bei den über 65-Jährigen 42 Prozent.

Das Umfrageinstitut Gallup hat auch die Meinungswerte der jüdischen Bevölkerung abgefragt: Für 49 Prozent der jüdischen Amerikaner ist Antisemitismus ein »sehr ernstes Problem«. Bei der letzten Gallup-Umfrage zu diesem Thema im Jahr 2003 waren es nur neun Prozent.

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