Immer mehr Ärzte aus dem Iran verlassen ihr Land, der Präsident empfiehlt Auswanderung sogar, um der Armut zu entkommen.
Es gab eine Zeit, in der die iranische Jugend davon träumte, in den Bereichen Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie zu arbeiten. Die besten Studenten arbeiteten Tag und Nacht unermüdlich, um an den besten medizinischen Universitäten des Landes angenommen zu werden, in der Hoffnung, eines Tages einen weißen Kittel zu tragen und den Menschen zu dienen. Aber heute streben dieselben Studenten nicht mehr danach, im Iran Medizin zu praktizieren, sondern suchen nach einer Möglichkeit, das Land zu verlassen.
Ärzte und Spezialisten, die als nationales Kapital betrachtet werden sollten, wandern entweder aus oder sind aufgrund ineffektiver Wirtschaftspolitik gezwungen, auf informelle Mittel wie Schwarzgeldzahlungen zurückzugreifen, um sich ihr Leben leisten zu können. In der Zwischenzeit versäumen es die Behörden nicht nur, Lösungen zu finden, um diese Humanressourcen im Land zu halten, sondern raten den Menschen auch noch schamlos zur Auswanderung, um der Armut zu entkommen.
Die jüngsten Äußerungen von Massud Peseschkian, dem Präsidenten der Islamischen Republik, in denen er Koranverse zitierte, um zu behaupten, Migration sei ein Weg, der Armut zu entkommen, spiegeln nicht nur die Gleichgültigkeit der Regierung gegenüber den Nöten der Menschen wider, sondern zeigen auch deutlich, dass dieses Regime keinen Reformplan hat. Mittlerweile sind es nicht nur Ärzte, sondern auch ganz normale Bürger, die zu dem Schluss gekommen sind, dass es für sie in diesem Land keine Zukunft gibt und sie das Land verlassen müssen, wollen sie überleben.
Der Iran gehörte lange Zeit zu den führenden Ländern bei der Ausbildung von Ärzten und Fachkräften im Gesundheitswesen. Eine schlechte Wirtschaftspolitik, finanzieller Druck und mangelnde Unterstützung für medizinisches Personal haben jedoch dazu geführt, dass viele Ärzte – insbesondere junge – erwägen, in andere Länder auszuwandern. Inoffiziellen Statistiken zufolge sind in den letzten Jahren Tausende iranische Ärzte ausgewandert.
Niedrige Honorare, lange Verzögerungen bei den Versicherungszahlungen, hohe Steuern und ein Mangel an grundlegenden medizinischen Einrichtungen haben dazu beigetragen, dass Ärzte sich für ihre Leistungen »schwarz« bezahlen zu lassen, oder das Land verlassen. Zu einer Zeit, in der viele Städte im Iran mit einem gravierenden Mangel an Fachärzten zu kämpfen haben, könnte die Abwanderung der medizinischen Eliten die Krise im Gesundheitswesen weiter verschärfen.
Düstere Zukunft
Staatlich kontrollierte Medien haben immer wieder versucht, Ärzte als Hauptschuldige für Schwarzzahlungen darzustellen, aber in Wirklichkeit ist dieses Phänomen eine direkte Folge der verfehlten Politik der Regierung. Wenn die Gebühren für medizinische Leistungen unrealistisch niedrig angesetzt werden, weit unter den tatsächlichen Kosten der Versorgung, Versicherungsgesellschaften Zahlungen monatelang hinauszögern und Ärzte gezwungen sind, einen erheblichen Teil ihres Einkommens für überhöhte Steuern aufzuwenden, ist es nur natürlich, dass sie nach alternativen Möglichkeiten suchen, um diesen finanziellen Druck auszugleichen.
Anstatt diese strukturellen Probleme anzugehen, beschuldigt die Regierung die Ärzte der Korruption. Währenddessen missbrauchen Beamte öffentliche Gelder, um sich und ihren Familien die besten Gesundheitsleistungen im Ausland zu leisten. Der Durchschnittspatient hingegen muss in maroden Krankenhäusern, die mit einem Mangel an Ärzten, Medikamenten und grundlegender Ausrüstung zu kämpfen haben, in der Warteschlange stehen.
Infolge der schlechten Lage haben viele Iraner heutzutage nicht mehr die Motivation, den beschwerlichen Weg durch ein Medizinstudium einzuschlagen. Sie sehen, wie Ärzte nach Jahren der Ausbildung und harter Arbeit nicht nur unter mangelnder Arbeitsplatzsicherheit und finanzieller Instabilität leiden, sondern auch gezwungen sind, eine schwierige Entscheidung zu treffen, nämlich auszuwandern oder sich mit immer schlechter werdenden Bedingungen abzufinden.
Medizinstudenten, die einst auf akademischen und beruflichen Aufstieg hofften, konzentrieren sich nun mehr auf internationale Prüfungen wie USMLE, MCCQE und PLAB, um sich auf eine Auswanderung vorzubereiten. Für sie ist die Medizin im Iran kein Berufsweg mehr, sie ist vielmehr zu einer Fluchtmöglichkeit geworden.
Vor dem Zusammenbruch
Massud Peseschkians jüngste Aussage, in der er die Menschen auffordert, »das Land zu verlassen, um der Armut zu entkommen«, ist der ultimative Beweis für die Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit dieser Regierung. Ein Regime, das einst erklärte, »Brain Drain ist Verrat«, ist nun an einem Punkt angelangt, an dem es seine Bürger offen dazu auffordert, das Land zu verlassen, um ein besseres Leben zu suchen.
Diese Äußerungen können als eines der deutlichsten Eingeständnisse eines hochrangigen Vertreters der Islamischen Republik angesehen werden, dass das Wirtschafts- und Managementsystem des Landes völlig gescheitert ist. Wenn Ärzte, Spezialisten, Ingenieure und Arbeiter alle das Land verlassen, wer bleibt dann noch? Will dieses Regime den Iran absichtlich in ein Land ohne Eliten und Fachkräfte verwandeln?
Das iranische Gesundheitssystem steht so knapp vor dem Zusammenbruch wie nie zuvor. Ärzte wandern aus, Krankenhäuser haben mit Personal- und Ausrüstungsmangel zu kämpfen, Medizinstudenten sehen in diesem Land keine Zukunft und die Regierung hat keinen Plan, um die Krise zu bewältigen.
Wenn der Präsident weder von einer Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen spricht noch Lösungen anbietet, um die Talente des Landes zu halten, sondern ihm nichts Besseres einfällt, als der eigenen Bevölkerung zur Auswanderung zu raten, spiegelt dies den moralischen und verwaltungstechnischen Niedergang eines Staates wider.
Aber dieses Mal sollten nicht die Menschen gehen. Diejenigen, die für die Entstehung dieser Krise verantwortlich sind, müssen zurücktreten. Die Islamische Republik mit all ihrer Korruption und ihren Fehlern nähert sich ihrem Ende. Und eines Tages werden iranische Ärzte nicht mehr fliehen müssen; sie werden bleiben, um in ihrem eigenen Land eine bessere Zukunft aufzubauen. An diesem Tag wird dieses Regime im Iran keinen Platz mehr haben.