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Wirtschaftskrise im Iran: Eine Nation am Abgrund

Der Iran befindet sich einer schweren Energie- und Währungskrise
Der Iran befindet sich einer schweren Energie- und Währungskrise (Imago Images / Panthermedia)

Eine Inflationsrate von fünfzig Prozent und die folgenschwere Energiekrise haben die iranische Wirtschaft in Trümmer gelegt und die Landeswährung in den freien Fall geschickt.

Angesichts der permanent steigenden Lebenshaltungskosten bei geringen Löhnen und immer mehr Arbeitslosen erhöht sich der finanzielle Druck auf die Bevölkerung massiv, während gleichzeitig mit den für Bürger und Staat vorgesehenen Geldmittel ausländische Milizen und Projekte bzw. Organisationen, welche die Ideologie der herrschenden Mullahs in die Welt tragen, unterstützt werden. Dies hat die Kluft zwischen Regierung und Bevölkerung vergrößert und das an sich kaum mehr vorhandene Vertrauen der Öffentlichkeit in die politische Führung noch brüchiger gemacht.

Hinzu kommt – quasi als Katalysator – die Energiekrise in Form von Preiserhöhungen und ständigen Strom- und Gasausfällen, von denen nicht nur Privathaushalte, sondern auch öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Schulen, Verkehr und Infrastruktur massiv betroffen sind. Die Schließung von Büros und Fabriken aus genannten Gründen hat viele Wirtschaftszweige noch tiefer in die Stagnation getrieben. 

Trotz dieser Bedingungen forderte die Regierung die Bürger auf, ihren privaten Energieverbrauch weiterhin zu senken, was in den sozialen Medien heftige Reaktionen auslöste, da die Iraner ganz genau wissen, wohin die staatseigenen Milliarden an Dollar fließen, nämlich in die Unterstützung schiitischer Terrororganisationen auf der ganzen Welt.

Gleichzeitig führen die einschränkenden Verhaltensregeln bzw. Gesetze, die den privaten Umgang zwischen Mann und Frau betreffen, und die reaktionären, restriktiv durchgesetzten Bekleidungsvorschriften, von denen vor allem Frauen durch das verpflichtende Tragen eines Kopftuchs betroffen sind,  zu einer immer größer werdenden Ablehnung des Mullah-Regimes seitens der Bevölkerung, insbesondere der jungen Generationen.

In Summe gesehen sind genau diese Faktoren der Ursprung der großen Unzufriedenheit der Iraner, die vom Regime mit jeder neuen, das Alltagsleben der Menschen zusätzlich belastende Vorschrift weiter angefacht wird.

Düsteres Zukunftsbild

Vergleicht man die jetzige Situation mit der von Staaten wie Venezuela, Libanon oder Simbabwe, ergibt sich ein klareres mögliches Zukunftsszenario für den Iran, denn überall dort führten Korruption und Misswirtschaft bzw. -missbrauch der nationalen Ressourcen zum wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch.

Trotz seiner riesigen Ölreserven wurde Venezuela wegen der weit verbreiteten Korruption und Misswirtschaft zu einem der ärmsten Länder der Welt; der Libanon ist von struktureller Korruption durchdrungen und steht vor dem wirtschaftlichen Kollaps und einer Massenmigration von Arbeitskräften inmitten einer akuten Energiekrise, und Simbabwe erlebte wegen einer fehlerhaften Wirtschaftspolitik eine der schlimmsten Hyperinflationen der Geschichte. Die aktuelle Lage im Iran weist auffallende Ähnlichkeiten mit diesen Ländern auf, und eine Fortsetzung des derzeitigen Wegs könnte zu ähnlichen Ergebnissen führen.

Zugleich gibt es jedoch einen entscheidenden Unterschied: Die iranische Bevölkerung hat in der Vergangenheit eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit bei der Bewältigung von Krisen bewiesen, doch auch diese hat ihre Grenzen. 

Bevorstehende Eskalation?

Die Energiekrise, die jüngste in einer Reihe von sich verschärfenden Herausforderungen, könnte zu einem absoluten Wendepunkt in der ohnehin schon brüchigen Beziehung zwischen Regierung und Bevölkerung werden. Während das Regime bisher auf die Unterdrückung von Protesten und den Einsatz von Sicherheitskräften zur Aufrechterhaltung der Kontrolle gesetzt hat, glauben Analysten, weiter anhaltende Repressionen könnten eine Explosion der Unzufriedenheitauslösen und dadurch sich zu einer systemischen Herausforderung der Machthaber entwickeln. Auch dass Millionen von Iranern die Hoffnung auf Reformen oder Verbesserungen mittlerweile verloren haben, könnte zu einer Eskalation führen.

Letztendlich ist die Energiekrise im Iran mehr als ein technisches oder wirtschaftliches Problem: sie symbolisiert die weit verbreitete Ineffizienz einer Regierung, die nicht mehr in der Lage ist, Ressourcen zu verwalten oder auf die Bedürfnisse ihrer Bevölkerung einzugehen. Die iranische Öffentlichkeit hat zwar große Geduld bewiesen, doch diese Toleranz könnte bald an ihre Grenzen stoßen. Wenn die Regierung keine grundlegenden Änderungen in ihrer Politik vornimmt und auf die tatsächlichen Bedürfnisse ihrer Bürger eingeht, könnten die öffentlichen Proteste außer Kontrolle geraten. 

Die Zukunft des Iran hängt von den Entscheidungen ab, die heute getroffen werden. Wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, konzentrieren sich die Beamten und Regime-Funktionäre jedoch mehr auf den Erhalt ihrer Macht konzentrieren als auf die Lösung der tatsächlichen Probleme des Landes – ein Weg, der den Iran in eine Revolution führen und das Regime endlich stürzen könnte.

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