Der UNO-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation zufolge erlebt der Iran seit einem Jahrzehnt die am längsten anhaltende Dürre seit 30 Jahren. Schätzungsweise 97 Prozent des Landes sind auf die eine oder andere Weise von der Dürre betroffen, so die meteorologische Behörde des Landes. Die Provinz Isfahan, in der Varzaneh liegt, und die benachbarten zentraliranischen Provinzen haben besonders unter der Dürre gelitten. (…) Die Felder um Varzaneh bestehen inzwischen nur noch aus ausgedörrter, versalzener Erde. Das Vieh ist verschwunden. Um die 90 Prozent der landwirtschaftlichen Aktivitäten in dem Bezirk seien eingestellt worden, so Reza Khalili, ein Umweltaktivist in Varzaneh. Khalili und anderen Experten zufolge hat das Vorgehen der Regierung die durch die Dürre verursachte Lage noch verschlimmert. Die Behörden errichten weitere Fabriken, die riesige Wassermengen beanspruchen. Im Juli schoben Amtsträger feierlich die nächste Ausbaustufe eines Stahlwerks in Isfahan an. Wasser ist zudem in andere Regionen umgeleitet worden. (…)
Im Jahr 2012 kam es zu Zusammenstößen zwischen Landwirten und der Polizei in Varzaneh. Dabei beschädigten sie eine Wasserleitung, die jährlich 50 Millionen Kubikmeter Wasser von Isfahan aus in die Nachbarprovinz Yazd befördert. Ähnliche Proteste haben seit 2016 erneut stattgefunden. Die Regierung hat jeder von der Krise betroffenen Familie umgerechnet ungefähr 250 Dollar gezahlt, doch wurde dies kritisiert, weil es nur ein Pflaster auf die Wunde klebe und keine Lösung darstelle. ‚Es dürfte zu weiteren sozialen Konflikten kommen. Die Amtsträger verfügen nicht über die erforderliche Expertise, um die Wasserressourcen angemessen zu verwalten‘, erklärte Hamid Safavi, der an der Technischen Universität in Isfahan Wasserressourcenverwaltung und Umwelttechnik lehrt. Jede Provinz entscheide selbst, wie sie ihr Wasser verwende, ohne die Folgen zu bedenken. Sofern sich nichts ändere, ‚wird sich die Wasserkrise in eine Katastrophe verwandeln‘. ‚Das ist keine Mutmaßung, sondern eine Gewissheit.‘“ (Nasser Karimi / Mohammed Nasiri : „Rivers dry and fields dust, Iranian farmers turn to protest“)