Geht es nach dem iranischen Außenminister Abbas Araghchi, sollte US-Präsident Trump die Israelis ausweisen und sie nach Grönland verfrachten.
In einer Reaktion auf den Vorschlag von US-Präsident Donald Trump, Palästinenser aus dem Gazastreifen nach Jordanien oder Ägypten umzusiedeln, erklärte der iranische Außenminister Abbas Araghchi in einem Exklusivinterviews mit Sky News, dass stattdessen doch die Israelis nach Grönland geschickt werden sollten. »Anstatt Palästinenser zu vertreiben, sollten Sie versuchen, Israelis auszuweisen und nach Grönland zu bringen, damit Sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können«, sagte Araghchi unter Bezug auf Trumps Statements, die dänische Insel erwerben zu wollen.
Im Verlauf des Interviews tat Araghchi die Tötung des vom Iran unterstützten Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah durch Israel sowie den Sturz des verbündeten Diktators Baschar al-Assadal in Syrien als »Dinge, die in der Welt passieren« ab. Durch Ereignisse der letzten Monate »wurden dem Widerstand zwar mehrere schwere Schläge versetzt, wir wissen aber, dass der Widerstand eine Denkschule ist; eine Sache, die noch am Leben ist, die noch da ist und noch atmet.«
Es sei richtig, dass die Hamas und die Hisbollah Schaden genommen haben, räumte Araghchi ein. »Geichzeitig bauen sie sich aber wieder auf«, ergänzte der iranische Außenminister und schwor, dass die beiden von Teheran unterstützten Gruppen »immer da sein werden«.
Der Oberste Führer des Irans, Ali Khamenei, behauptete am Dienstag, »das kleine, begrenzte Gaza [habe] das bis an die Zähne bewaffnete und von Amerika voll unterstützte zionistische Regime in die Knie gezwungen«, wobei er sich auf das Waffenstillstands- und Geiselabkommen vom 19. Januar bezog. Bereits Anfang des Monats bestritt der iranische Präsident Masoud Peseschkian gegenüber NBC, dass Teheran bei den jüngsten Konflikten schwere Niederlagen erlitten habe: »Wir sind kohärenter, wir sind robuster, wir haben eine bessere Teilhabe, wir haben eine solidere Sicherheit im Land.«
Neue Verhandlungen?
In seinem Sky-News-Interview warnte Araghchi Israel außerdem davor, die iranischen Nuklearanlagen anzugreifen, mit oder ohne Unterstützung der USA. Das sei keine neue Drohung und jeder wisse, dass diese Drohung nicht ernst zu nehmen sei. »Sie kennen unsere Reaktionsfähigkeit und wir haben deutlich gemacht, dass jeder Angriff auf unsere Nuklearanlagen eine sofortige und entschiedene Reaktion nach sich ziehen würde. Aber ich glaube nicht, dass sie so etwas Verrücktes tun werden. Und das würde die ganze Region in eine sehr schlimme Katastrophe stürzen.«
Während der Iran bereit sei, US-Präsident Donald Trump zuzuhören, müsse »die andere Seite noch viel tun«, damit Teheran sich zu Verhandlungen über ein neues Atomabkommen mit Washington verpflichten könne. »Es sollte genügend Vertrauen vorhanden sein, damit der Iran wieder in Verhandlungen eintreten kann, und ich denke, davon sind wir noch ein Stück entfernt – wie gesagt, wir warten auf eine Antwort. Ja, ein Abkommen zu haben ist natürlich schön, aber was für ein Abkommen?«, sagte der iranische Diplomat. »Diplomatie basiert auf Hoffnungen. Deshalb verlieren wir nie die Hoffnung auf diplomatische Bemühungen und Initiativen.«
Auf die Frage von Sky News nach den Drohungen der Islamischen Republik, einen »alternativen Kurs« zu verfolgen, sollte die Diplomatie mit den Vereinigten Staaten scheitern, behauptete Araghchi, er wisse nicht, was Teheran zu tun plane. »Wir haben den Weg der Verhandlungen und der Vertrauensbildung in unserem friedlichen Atomprogramm versucht«, sagte er und wiederholte damit die immer wieder vorgebrachte Behauptung der Islamischen Republik, ihre Urananreicherung diene ausschließlich für zivile Zwecke, die allerdings unglaubwürdig ist, da hochangereichertes Uran nur im Rahmen eines Waffenprogramms Sinn macht.
Der vom Iran eingeschlagene Weg der Verhandlungen und Vertrauensbildung »resultierte dann aber in einer schlechten Erfahrung. Die Sanktionen kamen zurück. Was ist also die Alternative? Ich weiß es nicht«, fügte er hinzu und erklärte, im Iran gebe es »auf allen Ebenen« eine anhaltende »heiße Debatte« darüber, was das Land tun sollte, sollte die Nukleardiplomatie scheitern.
Oder Angriff?
US-Präsident Donald Trump sagte am 23. Januar, er hoffe, dass Israel die Nuklearanlagen nicht angreifen werde, deutete aber an, dies sei eine Möglichkeit, sollte die Islamische Republik einem Abkommen über ihr Atomprogramm nicht zustimmen. »Wir werden sehen. Ich werde mich in den nächsten Tagen mit verschiedenen Leuten treffen. Hoffentlich kann das geklärt werden, ohne dass man sich darüber Sorgen machen muss«, sagte Trump vor Reportern im Oval Office, als er nach der Möglichkeit eines israelischen Angriffs gefragt wurde. »Es wäre wirklich schön, wenn das geklärt werden könnte, ohne diesen weiteren Schritt gehen zu müssen. Hoffentlich lässt sich das klären. Der Iran wird hoffentlich ein Abkommen schließen, und wenn nicht, ist das wohl auch okay.«
Vor Beginn seiner zweiten Amtszeit als Präsident erklärte Trump, er plane, seine Kampagne des »maximalen Drucks« auf den Iran zu erneuern, unter anderem durch die Verhängung von Strafsanktionen und das gezielte Vorgehen gegen die Öleinnahmen Teherans.