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Die iranische Achse ist geschwächt, aber nicht tot

Die iranische Achse des Terrors wurde im vergangenen Jahr deutlich geschwächt
Die iranische Achse des Terrors wurde im vergangenen Jahr deutlich geschwächt (Imago Images / ZUMA Press Wire)

Die iranische Bedrohung sollte nicht vorschnell auf die leichte Schulter genommen werden, denn ein verwundeter Gegner mit dem Rücken zur Wand kann sich als äußerst gefährlich erweisen.

Im Lauf des vergangenen Jahres wurde mit der Hisbollah der stärkste Arm der Islamischen Republik Iran erheblich geschwächt, wobei die libanesische Terrororganisation fast ihre gesamte Führung und den Großteil ihres riesigen Waffenarsenals verloren hat. Schlimmer noch, die für den Iran bequemste Schmuggelroute zur Hisbollah im Libanon über Syrien ist nun, nach dem Sturz des Assad-Regimes, geschlossen.

Nach dem Sieg von Ahmad al-Sharaa islamistischer HTS-Miliz hat sich Syrien vom Spielplatz des Irans in den Hinterhof des türkischen Präsidenten Erdogan verwandelt. Letzterer ist nicht gewillt, dem Iran zu ermöglichen, in der Region Fuß zu fassen. Nicht nur ist das groß angelegte Tunnelnetzwerk, das entlang der syrisch-libanesischen Grenze entdeckt wurde und das der Iran zum Schmuggeln von Waffen an die Hisbollah nutzte, nicht mehr zugänglich, sondern es wurde auch der Luftraum über Syrien für den Iran gesperrt. Dies hat die Panik unter den Ayatollahs verstärkt, da es keine alternativen Routen gibt, über welche die Hisbollah weiterhin bewaffnet werden könnte.

Zusätzlich haben schiitische Milizen im Irak sich geweigert, weiterhin für die iranische »Achse des Widerstands« zu kämpfen, und die Hamas im Gazastreifen hat einen beispiellosen Machtverlust erlitten.

Destabilisierung Jordaniens

Trotz alledem behält Teheran weiterhin Mittel und Wege bei, die Region negativ zu beeinflussen. Zwei bedeutende Einflussbereiche bleiben dem Ayatollah-Regime noch: das von der Haschemiten-Dynastie beherrschte Jordanien und das von der Palästinensische Autonomiebehörde (PA) regierte Westjordanland. In beiden Gebieten gibt es eine bedeutende Anzahl frustrierter Palästinenser, die im Laufe der Jahre davon überzeugt wurden, dass die bestehende Führung – unabhängig davon, wer sie ist – nicht die richtige für sie sei und gestürzt werden sollte, um das zu erlangen, was derzeit fehlt: Land, Wohlstand und Nationalstolz.

In Jordanien versucht Teheran schon seit Langem, die Schwäche des Königreichs, die schlechten wirtschaftlichen Bedingungen und die Spaltungen zwischen den Beduinenstämmen des Landes auszunutzen. Das iranische Mullah-Regime ermutigt die in Jordanien lebenden Palästinenser, islamistische Gruppen wie die Hamas oder die Muslimbruderschaft, den Islamischen Dschihad und andere zu unterstützen, um König Abdullahs Herrschaft zu untergraben und eine Infiltration bzw. Terrorangriffe gegen Israel von jordanischem Territorium aus vorzubereiten.

Gleichzeitig missbraucht der Iran jordanisches Territorium als bequemen Transitweg für den Drogenschmuggel von Captagon, mit dessen Erlös bis vor Kurzem das Assad-Regime in Syrien und die Hisbollah im Libanon finanziert wurden. Darüber hinaus verletzt der Iran die jordanische Souveränität, indem er eine große Anzahl von Waffen durch dessen Gebiet an die Hamas und den Islamischen Dschihad im Westjordanland liefert. 

Jetzt, da Assads Regime zusammenbricht und syrische Rebellenmilizen entlang der syrisch-jordanischen Grenze präsent sind, sieht sich der Iran neuen Konkurrenten um den Einfluss in Jordanien gegenüber. Damit könnte er als eine Art verwundetes Tier mit dem Rücken zur Wand weit weniger kalkuliert vorgehen als bisher.

Andere Schauplätze

Im Westjordanland hält der Iran seinen Einfluss durch die Hamas und den Islamischen Dschihad aufrecht, die er jahrelang bewaffnet hat, um die Herrschaft von PA-Präsident Mahmud Abbas zu untergraben. Bei den aktuellen Gefechten zwischen Abbas’ Fatah-Kämpfern und jenen der Hamas handelt es sich nicht um sporadische Ausbrüche lokaler Rivalität, sondern um die kalkulierten Ergebnisse der langjährigen Bemühungen des Irans, das korrupte Regime von Abbas und der Palästinensischen Autonomiebehörde durch eine Regierung zu ersetzen, die effektiv von Teheran kontrolliert wird. Dies würde dem Iran einen fast direkten Zugang zur israelischen Grenze verschaffen.

Auch die Huthi-Milizen im Jemen sind nicht untätig und erinnern die Welt immer wieder daran, dass es sie noch gibtund man mit ihnen rechnen muss. Die Verbindung zwischen ihnen und dem Iran scheint jedoch weniger eng zu sein, als Teheran es sich wünscht. Die bisherige Bewaffnung der Huthi seitens des Irans, gepaart mit der Nachsicht der Biden-Regierung, die sie von der schwarzen Liste der Terrororganisationen gestrichen hat, hat das Selbstbewusstsein der Gruppe künstlich aufgebläht, und es ist von entscheidender Bedeutung, dieses wieder auf sein natürliches Maß zu reduzieren.

Das langjährige Engagement des Irans auf dem afrikanischen Kontinent, beispielsweise im Sudan, ist ebenfalls von Bedeutung und sollte nicht vergessen werden. Durch sein dortiges Handeln hat Teheran den Boden dafür bereitet, diesen zerstörten und angeschlagenen Staat als Transitpunkt für den Waffenschmuggel zu den von Teherangewünschten Zielen zu nutzen.

Iranische Bedrohung

Zusätzlich zu diesen drei Schauplätzen arbeitet Teheran mit Hochdruck daran, sein Endziel zu erreichen: die Fähigkeit, eine Atombombe zu bauen. Eine solche würde die Verhandlungsmacht Teherans gegenüber regionalen Konkurrenten wie der Türkei und globalen Mächten wie den USA immens stärken. Daher ist es von größter Bedeutung, die iranischen Ambitionen jetzt einzudämmen, bevor die Islamische Republik den Punkt ohne Wiederkehr erreicht. Ein nuklearer Iran würde die Region wahrscheinlich in ein Wettrüsten hineinziehen, wobei andere Länder wie Ägypten, die Türkei und Saudi-Arabien dasselbe Ziel anstreben und in einigen Fällen bereits darauf hinarbeiten.

Zugleich zögern die schiitischen Ayatollahs, welche die sunnitischen Rebellen in Syrien als erbitterte Feinde betrachten und dies seit Neuestem sogar öffentlich erklären, die Türkei und ihren ebenfalls sunnitischen und der Muslimbruderschaft verbundenen »Sultan« Erdogan als Gegner zu bezeichnen, obwohl die Rivalität zwischen den beiden Regimen offensichtlich und bedrohlich ist. 

Erdogan, der große Gewinner der aktuellen Situation in Syrien, ist zur zentralen Figur geworden, die regionale Akteure anzieht, um über ihren Anteil am regionalen Kuchen zu verhandeln. Das liegt daran, dass der türkische Präsident die Kontrolle über eine Energietransportroute erlangt hat, welche die Route China-Iran-Europa umgeht. Der türkische Präsident ist nun in der Lage, Energie durch den »Block der türkischen Nationen« (Turkmenistan, Tadschikistan usw.), Syrien (das nun zu einem Teil effektiv unter Ankaras Kontrolle steht) und Saudi-Arabien nach Europa zu transportieren. Diese Route ist kürzer und billiger als die erstgenannte, wodurch Erdogan erhebliche Macht und Einfluss in der Region erhält. 

Folglich könnte Teheran gezwungen sein, seinen Stolz hinunterschlucken und sich an Erdogan wenden zu müssen, um seinen Anteil auszuhandeln. Es ist auch wahrscheinlich, dass der Iran versuchen wird, sich seinen Weg zurück in die syrisch-libanesischen Schmuggeltunnel zu »erkaufen« oder sich dort wieder einzuschleusen, um die Hisbollah weiterhin zu bewaffnen. All dies wird natürlich zweifellos auf Kosten der iranischen Bürger gehen, die seit Jahren unter dem Mangel an Ressourcen leiden, die vom Regime zur Erreichung seiner imperialen Ambitionen umgeleitet werden.

Während die Welt die Folgen des islamistisch geführten Aufstands in Syrien beobachtet und überlegt, wie man damit umgehen soll, ist es ebenso wichtig zu verstehen, dass ein besiegt scheinender Feind oft der gefährlichste ist. Die iranische Bedrohung ist in der Region nach wie vor lebendig und präsent und darf nicht ignoriert werden.

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