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Irakische Milizen gewinnen in der »Achse des Widerstands« an Bedeutung

Die schiitischen Milizen im Irak sind Terror-Stellvertrter des iranischen Regimes
Die schiitischen Milizen im Irak sind Terror-Stellvertrter des iranischen Regimes (Quelle: JNS)

Der Grad an Zusammenarbeit und Koordination der irakischen Milizen hat stark zugenommen, wodurch die iranischen Verbündeten zu einer immer größeren Gefahr werden.

Shimon Sherman

Unmittelbar nach der US-Präsidentschaftswahl am 5. November signalisierte der Iran noch, weiterhin auf die israelischen Vergeltungsschläge vom 26. Oktober reagieren zu wollen. »Mit einem starken Willen konnten wir die erste und zweite Operation der Kampagne ›True Promise‹ durchführen«, sagte der hochrangige Kommandeur des Korps der Islamischen Revolutionsgarde (IRGC) Ali Fazli am 7. November. »True Promise« ist der Name der Islamischen Republik für ihre Raketenangriffe auf den jüdischen Staat am 13. April und am 1. Oktober. »Mit ›True Promise‹ wird der Feind eine Zähne brechende Antwort erhalten«, fuhr Fazli fort. Der stellvertretende Chef des IRGC erklärte auch, der Iran schließe »einen Präventivschlag der USA und Israels nicht aus«, sei aber darauf gefasst. 

Bereits vor den US-Wahlen hatte Teheran angedeutet, keinen direkten Angriff auf Israel zu starten, sondern diesen über die Bande seiner regionalen Verbündeten zu leiten. Zu diesem Zweck hat die Islamische Republik Drohnen und ballistische Raketen an ihre Stellvertreter im Irak geliefert, berichtete Axios zur selben Zeit unter Berufung auf amerikanische und israelische Beamte.

Miri Eisen, Fellow am International Institute for Counter-Terrorism, meinte gegenüber dem Jewish News Syndicate, diese Entscheidung zeige die Schwäche des Landes: »Der Iran fühlt sich aufgrund mangelnder Luftverteidigung derzeit sehr verwundbar, sodass ein Angriff vom irakischen Boden aus eine Möglichkeit ist, sich zu schützen.«

Laut Eisen könnte die Entscheidung auch die Beziehungen des Irans zu seinen Stellvertretern schwächen. »Jedes Mal, wenn der Iran nicht von iranischem Boden aus angreift, bemerken das die Stellvertreter. Die beiden Angriffe auf Israel im April und im Oktober hatten damit zu tun, dass der Iran zeigen musste, bereit zu sein, von iranischem Boden aus anzugreifen«, erläuterte die Analystin.

Wer sind die irakischen Milizen?

Die irakische Regierung ihrerseits hat die Berichte über bevorstehende Angriffe auf Israel von irakischem Boden aus zurückgewiesen und als »falsche Vorwände« bezeichnet, um Angriffe auf den Irak zu rechtfertigen. Allerdings übt sie nur sehr begrenzt die Kontrolle über die Teile im Ostirak aus, in denen die mit dem Iran verbündeten schiitischen Milizen größtenteils operieren. 

In einem kürzlich veröffentlichten Bericht kommentierte das Institute for the Study of War (ISW), dass diese Entwicklung mit der »wachsenden Bedeutung des Iraks in der iranischen Strategie im Nahen Osten übereinstimmt, weil die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) die Hamas und die libanesische Hisbollah geschwächt haben. Der Iran könnte sich stärker auf den Aufbau seiner Stärke im Irak und in Syrien konzentrieren, um die Verluste im Gazastreifen und im Libanon auszugleichen. Die Nähe des Irans zum Irak und die über zwei Jahrzehnte währende Entwicklung von Stellvertreter- und Partnermilizen im Irak machen den Irak zu einer attraktiven außeriranischen Operationsbasis für die Achse des Widerstands.«

Obwohl die irakischen Milizen in Wirklichkeit eine große Gruppe unzusammenhängender Organisationen sind, hat ihr Grad an Zusammenarbeit und Koordination seit Beginn des israelischen Kriegs mit der Hamas im Oktober letzten Jahres stark zugenommen. 

Seit dem 2. November 2023 operieren alle großen, vom Iran unterstützten Gruppen unter der neuen Dachorganisation »Islamischer Widerstand im Irak«. »Das Geld kommt aus dem Iran, die Ideologie kommt aus dem Iran, die Ressourcen kommen aus dem Iran und die meisten Ausbilder kommen von der Hisbollah. Die irakischen Milizen sind ohne den Iran nicht lebensfähig. Sie hätten weder die Ausbildung noch die Ressourcen. Und es ist nicht nur der Iran, sie brauchen auch die Hisbollah und die Quds Force«, führte Eisen unter Bezug auf die Auslandseinheit der Revolutionsgarde (IRGC) aus.

Laut dem Meir Amit Intelligence and Terrorism Information Center (MAITIC) hat der Islamische Widerstand im Irak (IWI) seit seiner Gründung die Verantwortung für 242 Angriffe auf 285 Ziele in Israel übernommen. Die überwiegende Mehrheit dieser Angriffe richtete sich gegen Ziele in Eilat, den Golanhöhen und Haifa. Laut MAITIC »haben aus dem Irak abgefeuerte Drohnen den Tod von zwei IDF-Soldaten, die Verletzung mehrerer Soldaten und Zivilisten sowie Sachschäden verursacht. Die überwiegende Mehrheit der Starts drang jedoch nicht in israelisches Gebiet ein.«

Die sich neu herausbildende zentrale Rolle des IWI in der iranischen Achse zeigt sich auch in der starken Zunahme der Größe und des Umfangs ihrer Angriffe auf Israel seit der Tötung von Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah und Hamas-Führer Yahya Sinwar.

Ernste Bedrohung

Zu Beginn des Kriegs teilte der Islamische Widerstand im Irak seine Aufmerksamkeit noch weitgehend zwischen Israel und US-Zielen in Syrien und im Irak auf. Der erste offizielle IWI-Angriff war ein Drohnenangriff auf den Luftwaffenstützpunkt Harir im Nordirak, wo amerikanische Truppen stationiert sind. Laut dem Experten bestand eines der Hauptziele der irakischen Milizen darin, dem Iran »strategische Tiefe für Angriffe auf die Ressourcen der USA« zu verleihen. In jüngster Zeit hat sich der IWI jedoch fast ausschließlich auf israelische Ziele konzentriert. 

Die genaue IWI-Struktur ist nicht ganz klar. Laut US-Außenministerium sind die vier zentralen Milizen, aus denen der Islamische Widerstand besteht, Harakat Ansar Allah al-Awfiya (HAAA), Kata’ib Hisbollah, die Nujaba-Bewegung und Kata’ib Sayyid al-Shuhada. Es ist jedoch auch fast sicher, dass andere kleinere Milizen beteiligt sind, darunter die Badr-Organisation und die al-Imam-Ali-Brigaden.

Laut MAITIC operieren die Milizen größtenteils noch immer auf autonomer Ebene, es gibt jedoch eine gewisse Koordination durch das Hauptquartier für die Koordination des irakischen Widerstands (IRCH), das eine stärkere Zusammenarbeit ermöglicht und einen Kanal für Befehle aus Teheran bildet.

Experten zufolge können die Fähigkeiten und Ressourcen der IWI-Milizen eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit Israels darstellen. Während ihre Truppenstärke auf 40.000 bis 80.000 Kämpfer geschätzt wird, liegt die wahre Bedrohung für Israel jedoch in dem beeindruckenden IWI-Raketenarsenal.

Die militärischen Fähigkeiten der irakischen Milizen ähnelten denen der Huthi, weiß Eisen; es handelt sich »hauptsächlich [um] Drohnen und Raketen, die aus dem Iran stammen, um Israel anzugreifen«. Diese Fähigkeiten »bemessen sich in Einzelzahlen, das bedeutet, sie können vier bis zehn Drohnen auf einmal abfeuern, aber keine großen Salven« wie der Iran selbst.

Laut MAITIC umfasst das IWI-Arsenal die Langstreckendrohnen Murad 5 (Shahed-101), Shahed-131 und Al-Arfad sowie die Al-Arqab-Marschflugkörper, die eine Parallele zu den Quds-Raketen der Huthi darstellen. Es wird erwartet, dass diese Ressourcen des Islamischen Widerstands im Irak weiter zunehmen werden, da sie eine zunehmend zentralere Rolle in der iranischen Achse des Widerstands einnehmen.

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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