Medienberichten zufolge soll sich die Führungsspitze der Hamas nach ihrer Ausweisung aus Katar in der Türkei niederlassen.
Die Führungsspitze der Hamas sei von Katar in die Türkei umgezogen, berichtete der öffentlich-rechtliche israelische TV-Sender Kan News am Sonntagabend, der ungenannte israelische Quellen zitierte, die den Umzug bestätigten, der angeblich in den »vergangenen Tagen« stattgefunden habe. Dem Sender zufolge könnte die Entwicklung »dramatische Folgen« für die Waffenstillstandsgespräche zwischen Israel und der Hamas haben, die von den Vereinigten Staaten, Katar und Ägypten vermittelt wurden.
Ein hochrangiger US-Beamter sagte am 8. November gegenüber Reuters, dass Hamas-Führer »in den Hauptstädten aller amerikanischen Partner nicht mehr willkommen sein sollten«, nachdem die Terrororganisation wiederholt alle Vorschläge zur Freilassung der von ihr im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln abgelehnt hatte. »Wir haben dies Katar gegenüber klargestellt, nachdem die Hamas vor Wochen einen weiteren Vorschlag zur Freilassung von Geiseln abgelehnt hatte.«
Am nächsten Tag gab Katar bekannt, seine Vermittlungsbemühungen eingestellt zu haben. Ein mit der Angelegenheit vertrauter Diplomat teilte der Times of Israel mit, Doha habe die Hamas-Führer Ende Oktober aufgefordert, das Land zu verlassen, wobei jedoch kein Zeitplan genannt wurde. Laut der zitierten Quelle habe Katar beschlossen, die leitenden Hamas-Führungskräfte selbst zu auszuweisen, nachdem festgestellt wurde, dass keine der beiden Seiten bereit war, ernsthaft in Verhandlungen zu treten.
Doha betonte damals, dass seine Entscheidung nicht zwingend dauerhaft sei. So erklärte der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Majed bin Mohammed al-Ansari, Doha habe »die Parteien vor zehn Tagen, während der letzten Versuche, eine Einigung zu erzielen, darüber informiert, dass er seine Bemühungen um eine Vermittlung zwischen der Hamas und Israel einstellen würde, wenn in dieser Runde keine Einigung erzielt wird«.
Katar werde die Bemühungen mit seinen Partnern aber wieder aufnehmen, »wenn die Parteien ihre Bereitschaft und Ernsthaftigkeit zeigen, den brutalen Krieg und das anhaltende Leid der Zivilbevölkerung, das durch die katastrophalen humanitären Bedingungen im Gazastreifen verursacht wird, zu beenden. Katar wird dann an vorderster Front stehen, um alles zu tun, um den Krieg zu beenden und die Geiseln und Gefangenen freizulassen«, sagte Al-Ansari, der betonte, die Berichterstattung über »das Hamas-Büro in Doha ist inakkurat. Das Hauptziel des Büros in Katar besteht darin, ein Kommunikationskanal zwischen den betroffenen Parteien zu sein.«
NATO-Mitglied mit Terrorverbindungen
Am Sonntag zitierte die katarische Zeitung Al-Araby Al-Jadeed eine Quelle aus der Hamas mit den Worten, die Terrorgruppe habe sich geweigert, Informationen über den Aufenthaltsort und den Status der Geiseln, insbesondere derjenigen mit US-Staatsbürgerschaft, preiszugeben, da ihr von den Vermittlern keine »Entschädigung« angeboten worden sei.
Laut der Quelle übte die Biden-Regierung in den Wochen vor den amerikanischen Präsidentschaftswahlen am 5. November »starken Druck« auf Katar und Ägypten aus, um Lebenszeichen der Geiseln zu erhalten. Die Hamas habe dies jedoch abgelehnt, da die Amerikaner »keine ernsthaften Anzeichen dafür lieferten, dass sie die Aggression stoppen oder eine Einigung über die Beendigung des Vernichtungskriegs im Gazastreifen erzielen« wollten.
Die Türkei unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan, wohin die Hamas-Führer aus Katar nun gereist sind, beherbergt schon lange hochrangige Mitglieder der Terrororganisation. Im Jahr 2022 feierte die Terrorgruppe den zehnten Jahrestag der offiziellen Einrichtung ihrer Büros in Istanbul.
Laut einem Bericht des Jerusalem Center for Security and Foreign Affairs aus dem Jahr 2021 hat das Hauptquartier der Hamas in Istanbul Hunderte von Terroranschlägen gegen Israelis geleitet und Millionen von Dollar gewaschen: »Die Türkei arbeitet sowohl auf ideologischer als auch auf operativer Ebene mit Terrororganisationen zusammen. Terroristen, die auf türkischem Boden arbeiten, bauen Infrastrukturen auf und planen Terroranschläge gegen Israel.«
Terrorsympathisant Türkei
Im April lud Ankara den damaligen Leiter des Hamas-Politbüros in Doha, Ismail Haniyeh, zum ständigen Aufenthalt im Land ein und lobte den Top-Terroristen als »Führer des palästinensischen Kampfes«. Ismail Haniyeh wurde im Juli in Teheran getötet.
Seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 ist Erdoğan Israel gegenüber immer feindlicher eingestellt und rückt der Hamas näher. Im Mai erklärte er stolz, dass mehr als tausend Hamas-Kämpfer in türkischen Spitälern behandelt würden. Kurz darauf bezeichnete er den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu als »Vampir, der sich von Blut ernährt« und forderte die Muslime auf, den jüdischen Staat zu bekämpfen.
Am Rande eines NATO-Treffens in Washington im Juni unterstellte Erdoğan gegenüber Newsweek, Israel betreibe einen »systematischen Staatsterrorismus« und werde von den USA bei seinen »Massakern« unterstützt. Das NATO-Mitglied Türkei habe auch jede Kooperation der globalen Militärallianz mit Israel blockiert, berichtete Reuters im August unter Berufung auf anonyme Quellen.