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Hafenexplosion in Beirut: Hisbollah droht ermittelndem Richter

Gedenkveranstalung zum ersten Jahrestag der Explosion im Beiruter Hafen
Gedenkveranstalung zum ersten Jahrestag der Explosion im Beiruter Hafen (© Imago Images / NurPhoto)

Die Hisbollah, die immer wieder beschuldigt wird, für die Explosion (mit)verantwortlich zu sein, drohte den Richter „mit Gewalt zu entfernen“, wenn sie mit seinen Ermittlungen nicht zufrieden sei.

Tzvi Joffre, Jerusalem Post

Der Sicherheitsbeauftragte der Hisbollah, Wafiq Safa, hat Berichten zufolge Tarek Bitar bedroht: jenen Richter, der die Untersuchung der Explosion im Beiruter Hafen leitet, die im August 2020 die libanesische Hauptstadt verwüstet hatte. So erklärte Safa diese Woche, seine Bewegung werde Bitar gewaltsam des Amtes entheben, wenn sie mit der Arbeit des Richters nicht zufrieden sei.

Laut Edmond Sassine, einem Journalistem der libanesischen LBCI News sagte Safa gegenüber Bitar: „Wir haben genug von Ihnen. Wir werden den juristischen Weg bis zum Ende gehen, und wenn das nicht funktioniert, werden wir Sie mit Gewalt entfernen.“ Sowohl LBCI als auch die libanesische Nachrichtenagentur Annahar berichteten am Mittwoch unter Berufung auf Justizquellen, dass Bitar die Berichte über die Bedrohung durch die Hisbollah bestätigt habe.

Der libanesische Innenminister Bassam Mawlawi bestritt gegenüber der libanesischen Nachrichtenagentur Al-Akhbar, von der Drohung gegen Bitar gewusst zu haben, und sagte: „Die Sicherheitskräfte tun ihre Pflicht tun, und der Richter tut seine Pflicht.“

Die Angehörigen der Explosionsopfer äußerten sich empört über den Bericht über die Bedrohung und erklärten gegenüber libanesischen Medien, dass sie vor Bitars Haus Wache stünden, und sie betonten, die Justiz müsse respektiert werden.

Der Vorsitzende der libanesischen Kataeb-Partei, Sami Gemayel, kritisierte die Drohung ebenfalls und erklärte, seine Partei mache die Hisbollah für die Ermittlungsbehinderungen im Zusammenhang mit der Hafenexplosion verantwortlich.

Da die Hisbollah die libanesischen Häfen weitgehend kontrolliert, wird sie auch beschuldigt, für die unsachgemäße Lagerung des Ammoniumnitrats verantwortlich zu sein, das die Explosion im vergangenen Jahr ausgelöst hatte. Wafoq Safa wurde 2019 vom US-Finanzministerium mit Sanktionen belegt, weil er Libanons Häfen und Grenzübergänge benutzt hatte, um Schmuggelware, darunter illegale Drogen und Waffen, nach Beirut zu schmuggeln und Reisen im Auftrag der Hisbollah zu erleichtern.

Letzte Woche erließ Richter Bitar einen Haftbefehl gegen den ehemaligen Minister für öffentliche Arbeiten Youssef Finianos, einen ebenfalls von den USA sanktionierten Hisbollah-Verbündeten. Bitar hat auch Anträge auf Vernehmung des ehemaligen Ministerpräsidenten Hassan Diab und anderer Spitzenbeamter gestellt.

Finianos hat daraufhin beantragt, Bitar wegen „berechtigten Verdachts“ auf Amtsmissbrauch von dem Fall zu entbinden: der gegen ihn sei Haftbefehl rechtswidrig und er selbst sei seiner Verantwortung während seiner Amtszeit vollständig gerecht geworden.

Mehr als ein Jahr nach der Explosion im Hafen von Beirut, bei der über 200 Menschen getötet und Tausende verletzt wurden, dauern die Ermittlungen noch immer an, ohne dass es nennenswerte Ergebnis gegeben hätte oder Beamte bzw. Politiker angeklagt oder verurteilt worden wären.

(Aus dem Artikel Hezbollah threatens Beirut Port blast investigator – report“, der in der Jerusalem Post erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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