Die Giftgasleugner

Von Thomas von der Osten-Sacken

In  Deutschland wird der Nahostexperte Michael Lüders herumgereicht, um medienwirksam in allerlei Talkshows seinen Zweifel anzumelden, dass der jüngste Saringaseinsatz in Syrien von Regimetruppen durchgeführt wurde. Er ist keineswegs der einzige. Weltweit nämlich existiert ein Netzwerk von Assad-Unterstützern, das, wie so oft, wenn es um den Schutz von Nahostdespoten geht, von ganz rechts nach ganz links reicht.

Die Opfer in Khan Sheikhoun waren noch nicht ganz erstickt, da ging der Propagandakrieg schon los. Da wäre etwa dieser erklärte Fan von Bashar al-Assad, der, zum Telefonhörer griff, um das notorische „Partisan Girl“ zu interviewen, eine rührige Bloggerin namens Maram Susli, die seit Jahren als Kronzeugin des pro-Assad Lagers fungiert:

„Sie sprach über die Wege auf denen sich die sogennanten ‚Rebellen‘-Einheiten Chemiewaffen besorgt hatten, mit denen sie False-Flag-Angriffe durchführen können. Sie machte auf den in höchstem Maß verdächtigen Zeitpunk aufmerksam, zu dem nicht nur der jüngste Vorfall stattfand, sondern bereits der Gasangriff von 2013.“

Kein Geringerer als der bekannte amerikanische Neonazi David Duke führte dieses Interview und erklärte dankenswerterweise auch, warum er den syrischen Präsidenten unterstützt. Schließlich ginge es bei dem Krieg gegen Syrien ja darum, Damaskus’ Fähigkeiten dem Iran im Falle eines Zio-amerikanischen Angriffs beizustehen zu minimieren. Das Ziel sei, Syrien als Staat zu zerstören und möglicherweise in ein Groß-Israel einzugliedern.

Maram Susli wiederum, die sich gerne von einem der führenden amerikanischen Neonazis interviewen lässt, war erst kürzlich als Referentin auf einem Kongress von der ominösen-neurechten „Gesellschaft für Internationale Friedenspolitik“ geladen. Neben Sprechern aus dem neurechten pro-russischen Spektrum traten dort auch die Junge-Welt-Autorin Karin Leukefeld und der CDU-Politiker Willi Wimmer auf.

Im Herbst diesen Jahres wird Susli außerdem auf einer Veranstaltung der österreichischen „Verteidiger Europas“ sprechen, einer Organisation, hinter der wiederum sich das Magazin Info-Direkt verbirgt, eine Publikation mit engen Verbindungen zur FPÖ, österreichischen Burschenschaften und nach Russland. Und es sind genau diese Netzwerke, die über ihre unzähligen Online-Publikationen verbreiten, dass es sich bei dem Giftgasangriff auf Khan Sheikhoun um „Fake News“ handele, die von den zionistischen Feinden Syriens und des Iran verbreitet werden, um das Assad Regime und seine Verbündeten zu schwächen.

In Deutschland wiederum dient neben Michael Lüders Professor Günther Meyer aus Mainz als Kronzeuge, der den Giftgasangriff als „False Flag Operation“ bezeichnete und dafür von  allen entsprechenden Medien dieser Szene ausführlich zitiert wurde. In Rubikon etwa heißt es:

„Während die toxische Kriegspropaganda der Mainstreammedien den gerade noch verhassten Donald Trump ins Herz geschlossen hat, weil er unter höchst frag­wür­digen Umständen völkerrechtswidrige Bombardements in Syrien anordnete – allein diese Tatsache sagt alles über die Verfasstheit unserer Massen­mord­medien – nennt Günter Meyer das Giftgasmassaker eine ‚False-Flag-Operation‘, stellt die Frage nach dem Cui Bono und verweist auf die Inszenierungen der vom Westen mit Waffen, Geld und Propaganda unterstützten Islamisten.“

Von amerikanischen Neonazis  bis zur Jungen Welt reicht das Spektrum. Und was dabei jedes Mal auffällt: Antisemiten wie David Duke, die es ganz offen mit dem Iran halten und als Gastredner auf Holocaustleugnerkonferenzen in Teheran auftraten, gerieren sich plötzlich als große Vorkämpfer gegen den Islamismus – aber nur solange es sich bei den Islamisten um syrische Rebellen handelt, die momentan vermeintlich gemeinsame Sache mit den USA und Israel machen.

Diese Szene nämlich trennt Islamisten in gute und schlechte. Und ganz schnell auch können sich gute Islamisten in schlechte verwandeln. Solange Al Qaida mit syrischer Unterstützung gegen amerikanische Truppen im Irak kämpfte, waren sie „guter irakischer Widerstand“, schließlich kämpften sie dort gegen die vermeintlichen Interessen Israels und seiner amerikanischen Freunde: jenen „jüdischen Neocons“, denen auch David Dukes ganzer Hass gilt.  Dieselben Jihadisten gelten heute allerdings als mordbrennende Agenten des Zio-Imperialismus, kämpfen sie doch in in Aleppo oder Idlib gegen syrische, russische, iranische und russische Truppen.

Und selbst der türkische Präsident Erdogan musste erfahren, wie schnell einem die Sympathien aus diesen Kreisen entzogen werden können. Als unter seiner Schirmherrschaft die Mavi Marmara nach Gaza fuhr, galt er noch als Held. Das hat sich seitdem grundlegend geändert, unterstützt die türkische Regierung doch seit 2011 die syrische Opposition und damit die falschen Islamisten. Deshalb wird er heute als ganz übler islamistischer Autokrat und Marionette westlicher Interessen diffamiert.

Und so soll es, darin sind sich die Giftgasleugner von links bis rechts einig, dann auch der türkische Geheimdienst gewesen sein, der islamistische Rebellen in Syrien mit Giftgas ausgerüstet habe.

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