Geht es noch einseitiger?

Palästinenser mit Fahnen der Hamas bei der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem. (© imago images/Xinhua)
Palästinenser mit Fahnen der Hamas bei der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem. (© imago images/Xinhua)

Die Salzburger Nachrichten fragen nach den Gründen für die Eskalation der Gewalt in Jerusalem. Herausgekommen ist ein Musterstück an Einseitigkeit.

Sehr geehrte Frau Doringer,

Sie führen im Leitartikel in den Salzburger Nachrichten drei Gründe an, die für die Eskalation der Gewalt in Jerusalem verantwortlich seien: den Rechtsstreit um einige Häuser in Ostjerusalem, die innenpolitische Lage in Israel und den Umstand, dass die israelische Polizei in der religiös aufgeladenen Stimmung des Ramadan versucht haben soll, Araber am Beten in der Al-Aqsa-Moschee zu hindern (was eine reine Lüge ist) bzw. dass arabische Jugendliche am Tempelberg Polizisten attackiert haben sollen.

Bemerkenswert daran: Sie haben bei Ihrer Suche, von diesem letzten Punkt abgesehen, den Sie als Behauptung der Israelis relativieren, wirklich keinerlei Hinweis darauf gefunden, dass die Palästinenser etwas zur Eskalation beigetragen haben könnten? Einige Anmerkungen dazu:

Pünktlich vor Beginn des Fastenmonats Ramadan verstärkten die Medien der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) massiv ihre Hetze gegen Israel und ihre Lobpreisung blutiger Gewalt. Allein ein Terrorattacken aller Art (inklusive Selbstmordattentate) verherrlichendes Musikvideo wurde vom offiziellen Fernsehsender der PA binnen einer Woche über zwanzig Mal ausgestrahlt. Auf ihren Social-Media-Kanälen kündigte die herrschende Fatah an, dass „Millionen von Märtyrern“ nach Jerusalem marschieren würden: „Mit Geist, mit Blut werden wir Dich erlösen, Al-Aqsa-Moschee“, so die Parole. Auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte die Fatah erneut ein Video, in dem der vermeintlich gemäßigte Mahmud Abbas bereits vor Jahren angebliche israelische Verletzungen der Al-Aqsa-Moschee zum Anlass für Hetze gegen Israel genommen hatte.

Seit Mitte April attackierten Araber gezielt orthodoxe Juden und verbreiteten Videos der Angriffe triumphierend auf TikTok.

Dazu spitzte sich der innerpalästinensische Machtkampf zwischen Fatah und Hamas im Vorfeld der für 22. Mai angesetzten Wahl zum Palästinensischen Legislativrat zu und verschärfte sich noch einmal, als Abbas die Wahl – die erste seit über eineinhalb Jahrzehnten – aus Angst vor einer Niederlage seiner Partei gegen die islamistischen Kontrahenten absagte. Beide, Fatah und mehr noch die Hamas, nutzen das Thema Jerusalem, um in ihrem Konkurrenzkampf die Oberhand zu gewinnen und sich als die Champions im Kampf gegen Israel zu profilieren.

All das ist Ihnen bei der Suche nach den Ursachen der momentanen Gewalt keinerlei Erwähnung wert, stattdessen schieben sie fast die gesamte Verantwortung Israel in die Schuhe. Geht es noch einseitiger?

Mit freundlichen Grüßen,
Florian Markl
Mena-Watch – der unabhängige Nahost-Thinktank

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