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Das schmutzige Geheimnis der Gaza-Berichterstattung

Hier kommt nichts ins Bild, das die Hamas nicht zeigen will: Journalisten im Norden des Gazastreifens. (© imago images/Middle East Images)
Hier kommt nichts ins Bild, das die Hamas nicht zeigen will: Journalisten im Norden des Gazastreifens. (© imago images/Middle East Images)

Journalisten im Gazastreifen werden drangsaliert und misshandelt, um ja nur das zu berichten, was die Hamas berichtet haben will.

Das Committee to Protect Journalist (CPJ) ist im Krieg seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 bislang vor allem durch die Anprangerung der Tötung palästinensischer Journalisten durch Israel aufgefallen.

Das tat die Organisation auch in einem jüngst veröffentlichten Artikel, in dem zu lesen war, mindestens 178 Journalisten seien seit Kriegsbeginn getötet worden. Und wie üblich wurde mit keinem Wort darauf eingegangen, wie viele dieser »Journalisten« in Wahrheit Mitglieder der Hamas und anderer Terrororganisationen waren.

Ungewöhnlich war dieses Mal aber, dass das Hauptaugenmerk des Artikels ganz woanders lag, nämlich auf der Art und Weise, wie Journalisten im Gazastreifen von der Hamas eingeschüchtert, bedroht und attackiert werden, wenn diese mit der Berichterstattung nicht zufrieden ist.

Abu Jarad etwa, ein Radioreporter aus dem Westjordanland, war gleich zu Anfang des Kriegs von maskierten Hamas-Mitgliedern stundenlang verhört und verprügelt worden, weil seine Berichte angeblich den Sturz der Hamas herbeiführen hätten sollen. Als vor wenigen Wochen junge Menschen im Gazastreifen gegen die Hamas auf die Straße gingen, entschied Abu Jarad nach Drohungen der Hamas, über die Demonstrationen nicht zu berichten.

Ähnlich wie ihm erging es Mohammed Abu Aoun, der 2024 in der Nähe eines Krankenhauses eine Frau interviewte. Als diese begann, die Hamas und deren Führer zu beschimpfen, wurde er sofort verschleppt und stundenlang verprügelt.

Oft zu hören, selten publik gemacht

Geschichten wie jene von Abu Jarad und Abu Aoun kommen der Palästinensischen Journalistengewerkschaft (PJS) oft zu Ohren. Die schweren Vergehen der Hamas gegen Journalisten reichen von »Vorladungen, Verhören, Telefonanrufen, Drohungen, manchmal Schlägen und Verhaftungen bis hin zu Schikanen, Veröffentlichungsverboten, Eingriffen in Inhalte und Überwachung«, so der Vorsitzende der PJS.

Manchmal wenden sich bedrohte oder misshandelte Journalisten direkt an den Journalistenverband, oft erfährt dieser aber nur aus zweiter Hand von Vorfällen, weil die betroffenen Kollegen zu viel Angst haben, um darüber zu berichten. Publik gemacht werden die Geschichten durch den Journalistenverband nur in Ausnahmefällen – aus Angst vor Repressalien durch die Hamas.

Das alles hat selbstverständlich Folgen für die Berichterstattung aus dem Gazastreifen. »Die meisten Journalisten«, so der stellvertretende Vorsitzende der PJS, »haben begonnen, Selbstzensur zu üben, um eine Gefährdung ihrer Sicherheit zu vermeiden«.

Dass die Drangsalierung und Misshandlung unliebsamer Journalisten durch die Hamas in der medialen Berichterstattung über den Krieg »stark unterbelichtet« ist, wie das CPJ schreibt, ist eine starke Untertreibung. Der Blog Elder of Ziyon bringt es auf den Punkt: »Jeder Journalist im Gazastreifen weiß das seit Jahren. Das CPJ weiß das seit Jahren. Die Nachrichtenagenturen, die New York Times, CNN – sie alle wissen, dass ihre Korrespondenten und Reporter Selbstzensur betreiben und die Lügen der Hamas nicht überprüfen. Sie veröffentlichen nur Geschichten, die antiisraelisch sind, egal, ob real oder imaginär, und jede Einschüchterung oder jeder Angriff der Hamas auf Bewohner oder Journalisten im Gazastreifen wird einfach verschwiegen.«

Die Kehrseite davon ist freilich, dass die Berichte aus der Küstenenklave, die in unseren Medien erscheinen, von Journalisten vor Ort stammen, »die selbst Mitglieder der Hamas sind, für mit der Hamas verbundene Medien arbeiten oder anderweitig mit der Hamas in engem Kontakt stehen«. Zu sehen bekommen wir nur, was die Hamas gesehen haben will, alles andere fällt der (Selbst-)Zensur zum Opfer.

Bei dem Bild des Gazastreifens, das uns präsentiert wird, handelt es nicht um eine ungeschminkte Darstellung der Realität, sondern ganz im Gegenteil um inoffizielle Presseverlautbarungen der Hamas. Dass das Publikum über diesen Umstand in aller Regel nicht informiert und in dem Glauben gelassen wird, es mit normaler journalistischer Arbeit zu tun zu haben, ist das schmutzige Geheimnis der Gaza-Berichterstattung.

Dies ist ein Auszug aus unserem Newsletter vom 21. Mai. Wenn Sie den nächsten Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich an!

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