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Gefährden Gespräche zwischen Iran und Saudi-Arabien die Abraham-Abkommen?

Kürzlich fand fünfte Runde der Gespräche zur Wiederannäherung zwischen Saudi-Arabien und Iran statt
Kürzlich fand fünfte Runde der Gespräche zur Wiederannäherung zwischen Saudi-Arabien und Iran statt (© Imago Images / agefotostock)

Wie die Gespräche zur Beziehungsnormalisierung zwischen der Islamischen Republik und dem Golfkönigreich den Nahen Osten beeinflussen könnten.

Vertreter des Irans und Saudi-Arabiens trafen sich in Bagdad zu einer fünften Gesprächsrunde zur Normalisierung ihrer politischen und wirtschaftlichen Beziehungen. Nach der vierten Konferenz, die im September stattfand, bezeichnete der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Saeed Khatibzadeh, die jüngsten Gespräche Anfang dieser Woche als positiv.

Nach einem jahrzehntelangen sehr aktiven Engagement in der Region hat die Regierung von US-Präsident Joe Biden etliche Maßnahmen ergriffen, die zeigen, dass die führende Rolle der USA im Nahen Osten verringert werden soll, was gleichzeitig zu einer Verschiebung der geopolitischen Dynamik in der Region führt.

Uzi Rabi, Direktor des Dayan Center for Middle Eastern and African Studies an der Universität Tel Aviv, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur The Media Line, das Treffen zwischen der Islamischen Republik und der saudischen Monarchie habe mit der »weniger dominanten amerikanischen Strategie« zu tun.

Brigadegeneral Yossi Kuperwasser, Direktor des Project on Regional Middle East Developments am Jerusalem Center for Public Affairs, stimmte diesem Befund zu. Die Saudis seien sehr besorgt wegen des Rückzugs der Vereinigten Staaten aus dem Nahen Osten und der Reduzierung ihrer Präsenz in der Region, erklärte Kuperwasser gegenüber The Media Line.

»Sie sehen das amerikanische Bestreben, das iranische Atomabkommen wieder aufzunehmen, was den Staaten signalisiert, sich nach anderen Partner umsehen zu müssen.«

Israel sei in diesem Zusammenhang der naheliegendste Freund Saudi-Arabiens, weil die beiden Länder einige gemeinsame Interessen hätten, erklärte Kuperwasser.

»Wir [Israel] möchten eine Annäherung, aber Saudi-Arabien zieht es vor, alle Optionen zu prüfen.«

Lösung für den Jemen-Krieg

Zahlreiche Experten sind der Meinung, dass diese saudisch-iranischen Treffen zumindest für Riad hauptsächlich mit der Situation im Jemen zu tun haben. Uzi Rabi erklärte, die Saudis befänden sich im Jemen in einer sehr komplizierten Lage und suchten nach einer Alternative zu ihrer derzeitigen starken Beteiligung am dortigen Bürgerkrieg.

»Die Saudis wurden im Jemen besiegt und würden gerne einen Kompromiss finden, um ihre Verluste auszugleichen und eine Situation herzustellen, in der die [vom Iran unterstützten] Huthis nicht zu stark werden. Was wir hier im Grunde sehen können, ist der saudische Versuch, den Iran zu einem Kompromiss in der Jemen-Frage zu bewegen.«

Yossi Kuperwasser fügte hinzu:

»Saudi-Arabien ist besorgt über den Einfluss, den der Iran auf den Jemen hat, und das ist der Hauptanreiz für die Saudis, sich mit den Iranern zu treffen, da sie [die Iraner] die Huthis kontrollieren können und die Saudis sicherstellen wollen, dass die Huthis den Raketenbeschuss auf Saudi-Arabien einstellen.«

Was Israel und die anderen Länder der Abraham-Abkommen betrifft, die ebenfalls Rivalen des Iran sind, glaubt Rabi, dass Saudi-Arabien vorab die Gespräche mit dem Iran mit diesen koordiniert hat. Die arabischen Unterzeichner der Abraham-Abkommen, fuhr er fort,

»sind gut informiert, und einige von ihnen würden sogar gerne eine Art Angleichung im Jemen sehen, weil der Krieg zu einem sehr unangenehmen Thema wird und dem Iran die Tür geöffnet hat für eine Festung an der Südostflanke der Arabischen Halbinsel, die für niemanden angenehm ist.«

Kuperwasser hingegen ist in Bezug auf den Status Israels in dieser Frage nicht so zuversichtlich:

»Wir sind darüber besorgt, weil die Iraner möglicherweise nur Gesten und Lächeln von den Saudis bekommen, was nichts dazu beitragen wird, um Stabilität in den Nahen Osten zu bringen.«

Werden sich die saudisch-iranischen Beziehungen weiter verbessern, könnte dies die Abraham-Abkommen später gefährden, und »das ist etwas, worüber Israel besorgt ist«, meinte er. Kuperwasser fügte jedoch hinzu, dass viele der in Bagdad diskutierten Themen nichts mit Israel direkt zu tun hätten.

Die Experten sind sich jedoch einig, dass die saudische Strategie darauf abziele, sich aus dem Morast im Jemen zu befreien, sie sich aber nicht sicher seien, ob sich die Iraner aus demselben Grund an den Verhandlungstisch setzten. Kuperwasser analysiert:

»Der Iran versucht, die pragmatischeren und gemäßigteren Staaten in der arabischen Welt zu schwächen und den Umstand auszunutzen, dass deren derzeitige Beziehungen zu den USA sehr angespannt sind.«

Wirtschaftliche Gründe

Während Seyyed Javad Mousavi Zare, iranischer Professor für politische Geografie und Geopolitik, der Tatsache zustimmt, eines der aktuellen Hauptprobleme sei die ungewisse Situation im Jemen, beschrieb er andere mögliche Gründe, warum sich Teheran mit den Saudis treffe.

Der erste, sagte er, habe mit religiösem Tourismus zu tun. Es liegt im Interesse Teherans, iranische Pilger zur islamischen Pilgerfahrt Hadsch nach Mekka fahren zu lassen, aber mehr noch, angesichts der maroden Wirtschaft der Islamischen Republik den schiitischen Tourismus vom Golf in den Iran wiederzubeleben.

»Das Grab unseres achten schiitischen Imams [Ali Al-Ridha] befindet sich in der Stadt Mashhad. Infolgedessen reisen viele Schiiten aus den Ländern des Persischen Golfs, insbesondere aus Kuwait, Bahrain und Saudi-Arabien, zur Pilgerfahrt in diese Stadt. Natürlich wurden nach dem Abbruch der Beziehungen zwischen den beiden Ländern auch diese Reisen abgesagt.«

Aus diesem Grund, fuhr er fort, würde »die Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern in Bezug auf den Tourismus, insbesondere in einer Situation, in der der Iran in keiner guten wirtschaftlichen Position ist«, viel dazu beitragen, die Wirtschaft des Landes zu unterstützen. Auch versuche das iranische Regime sein Ansehen bei der eigenen Bevölkerung zu verbessern.

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Iranische Fußballklubs, darunter Persepolis FC und Esteghlal FC aus Teheran, gehören zu den beliebtesten in Asien, erklärte Mousavi Zare. Der Abbruch der Beziehungen zu Saudi-Arabien hat zu einer Verstärkung des Einflusses der Saudis in der Asiatischen Fußballkonföderation geführt und den iranischen Klubs das Recht genommen, internationale Spiele auszurichten, wie er betont.

»Das hat viele iranische Fußballfans dazu veranlasst, sich gegen die Regierung zu wenden. Daher hätte die Entwicklung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern, die dazu führt, dass iranische Fußballvereine saudische Fußballclubs einladen, einige positive Auswirkungen auf das Image der iranischen Regierung.«

Mousavi Zare wies auch darauf hin, es sei im Interesse des Irans, eine Einigung mit Saudi-Arabien über die sogenannten Stellvertreterkriege zu erzielen, da diese enorm hohe Kosten verursachen, die sich Teheran kaum mehr leisten könne. Der Iran und Saudi-Arabien konkurrieren derzeit an mehreren Fronten, so Mousavi Zare,

»einschließlich Irak, Jemen, dem Libanon und Syrien. Die Normalisierung der Beziehungen würde zu einer Verringerung der Kosten der Kriegsführung führen.«

Schließlich wolle der Iran seine Beziehungen zu den Ländern der islamischen Welt, insbesondere zu Kuwait, verbessern und die Koordinierung mit Saudi-Arabien in Bezug auf mögliche OPEC-Entscheidungen über Ölexporte verstärken.

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