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Gaza: Natürliche Todesfälle als Kriegstote aufgeführt

Palästinenserin am Ort eines israelischen Luftschlags in Khan Yunis im südlichen Gazastreifen
Palästinenserin am Ort eines israelischen Luftschlags in Khan Yunis im südlichen Gazastreifen (Quelle: JNS)

Das seltene Eingeständnis folgte auf eine Analyse, die zeigte, dass etwa 3.400 in früheren Zählungen gemeldete Opfer des Gazakriegs aus der letzten Statistik gestrichen wurden.

Canaan Lidor

Viele der im Gazastreifen als Kriegstote aufgeführten Personen starben eines natürlichen Todes oder sind überhaupt nicht gestorben, gestand ein für die Hamas arbeitender palästinensischer Gesundheitsbeamter am Samstag ein, nachdem eine Analyse massive Diskrepanzen in den Opferzahlen ergeben hatte.

Der Leiter des Statistikteams im von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium, Zaher al-Wahidi, bestätigte dies gegenüber Sky News zu, nachdem eine Analyse der gemeinnützigen Organisation HonestReporting letzte Woche ergeben hatte, dass etwa 3.400 Personen, die in früheren Aufstellungen als Kriegsopfer aufgeführt waren, in der neuesten Aktualisierung des Ministeriums nicht mehr aufgeführt waren. Beim Vergleich der Zahlen von Oktober und August mit denen vom März hatte der HonestReporting-Mitarbeiter Salo Aizenberg festgestellt, dass in der neuesten Liste »etwa 3.400 Namen fehlen«, darunter »über 1.000 Minderjährige«.

Teilweise noch am Leben

Sein Ministerium habe »festgestellt, dass viele Menschen eines natürlichen Todes gestorben sind«, sagte Wahidi gegenüber Sky News in Bezug auf die Diskrepanz in der Oktober-Bilanz. »Vielleicht waren sie in der Nähe einer Explosion und erlitten einen Herzinfarkt, oder die Kälte in den Häusern verursachten eine Lungenentzündung oder Unterkühlung. All diese Fälle können wir nicht auf den Krieg zurückführen«, sagte er.

Laut Sky News waren 1.852 Personen, die in der offiziellen Liste der Kriegstoten vom Oktober aufgeführt waren, aus der Liste vom März entfernt worden, nachdem festgestellt wurde, dass einige eines natürlichen Todes gestorben oder sogar noch am Leben und nur inhaftiert waren. Insgesamt wurden laut dem TV-Sender seit Beginn des Kriegs 3.952 Namen in mehreren Korrekturdurchgängen aus der gemeldeten Zahl der Todesopfer entfernt.

Das Gesundheitsministerium hatte zwar zuvor einen Fehler eingestanden, den es auf Probleme mit dem Meldesystem zurückführte, aber nicht eingeräumt, dass natürliche Todesfälle zu den Kriegsopfern gezählt wurden.

Die März-Statistik veränderte die Altersverteilung der gemeldeten Todesfälle: Von allen von der Hamas erfassten Todesfälle im Alter zwischen 13 und 55 Jahren, dem allgemeinen Kampfalter für Hamas-Terroristen, die bekannt dafür sind, Kindersoldaten einzusetzen, waren 72 Prozent Männer, wie aus der HonestReporting-Analyse hervorgeht.

Sky News gab an, dass 44 Prozent der verbleibenden Todesfälle »Männer im erwerbsfähigen Alter« waren, also im Alter von 18 bis 60 Jahren, während diese Gruppe in der vorherigen Zählung 41 Prozent ausmachte. Der Anteil der Frauen sank laut Sky News von 19 Prozent in der November-Zählung auf 17 Prozent in der korrigierten März-Zählung. Die vom Ministerium vorgelegte Liste der Todesfälle belief sich am Samstag nach den Streichungen auf 50.609.

Wichtiges Eingeständnis

Am 7. Oktober 2023 fielen etwa 6.000 Hamas-Terroristen in Israel ein, ermordeten etwa 1.200 Menschen, entführten 251 weitere und lösten damit den aktuellen Krieg aus. Um die Hamas zu zerschlagen und die Geiseln zu befreien, startete Israel eine bis heute andauernde Militäraktion, bei der laut Angaben der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) ungefähr 17.000 Terroristen im Gazastreifen getötet wurden.

Das Eingeständnis, dass natürliche Todesfälle in die Kriegsopferlisten aufgenommen wurden, ist »eine wichtige Angelegenheit«, so Aizenberg. Vor seiner Arbeit für die NGO HonestReporting, die sich auf die Aufdeckung antiisraelischer Voreingenommenheit in den Medien konzentriert, war Aizenberg an der Erstellung eines Berichts über die Todesstatistiken im Gazastreifen für die in London ansässige Denkfabrik für Sicherheitsfragen Henry Jackson Society beteiligt. Dieser Bericht vom Dezember wies darauf hin, dass die Opferzahl zu diesem Zeitpunkt auch jene etwa 5.000 Menschen umfasste, die jedes Jahr eines natürlichen Todes sterben.

Bis heute hat das Hamas-Ministerium keine Liste der natürlichen Todesfälle seit dem 7. Oktober 2023 veröffentlicht. Das jüngste Eingeständnis »bedeutet, dass jede Liste, die sie jemals herausgegeben haben, eine Mischung aus Kriegstoten und natürlichen Todesfällen ist«, so Aizenberg, und auch »zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten« nicht unterschieden wurde.

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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