Die Lebensbedingungen der Menschen im Iran haben sich so sehr verschlechtert, dass sie sich kaum noch Fleisch leisten können.
In den letzten Jahren hat der Iran mit schweren wirtschaftlichen und sozialen Krisen zu kämpfen. Die Lage hat sich so weit verschlechtert, dass selbst die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse schwierig ist. Die explodierenden Preise, die sinkende Kaufkraft und die weit verbreitete Armut haben die Gesellschaft in Verzweiflung und Unzufriedenheit gestürzt. Eines der auffälligsten Symbole dieser Situation ist, dass Fleisch für iranische Familien mittlerweile zu einem Luxusgut geworden ist.
Der Vorsitzende des iranischen Fleischverbands erklärte kürzlich, rotes Fleisch sei zu einem Luxusgut geworden – eine Aussage, die deutlich die Unerträglichkeit dieser Existenzkrise widerspiegelt. Familien, die sich früher noch Grundnahrungsmittel leisten konnten, haben jetzt Probleme, sich Fleisch zu kaufen. Während der weltweite Pro-Kopf-Fleischkonsum als Indikator für Lebensqualität und allgemeines Wohlbefinden gilt, ist diese Kennzahl im Iran auf ein Niveau gesunken, anhand dem sich nicht nur die Verschärfung der Klassengegensätze zeigt, sondern auch das allmähliche Abrutschen vieler Mittelschichtshaushalte in die Armut.
Diese Wirtschafts- und Existenzkrise hat mehrere Ursachen, die sich gleichzeitig auf das Leben der Menschen auswirken:
- Unkontrollierte Inflation: Die inflationsbedingte Teuerung ist einer der Hauptfaktoren der Schmälerung der Kaufkraft der Menschen. Der unaufhaltsame Anstieg der Preise für Lebensmittel und lebensnotwendige Güter hat die Lebensgrundlagen der Menschen in beispielloser Weise unter Druck gesetzt.
- Abwertung der Landeswährung: Der starke Wertverlust des Rial gegenüber ausländischen Währungen hat sich direkt auf die Kosten für den Import von Rohstoffen ausgewirkt und die Produktionskosten erhöht. Dies wiederum hat zu höheren Preisen für Waren und Dienstleistungen geführt.
- Arbeitslosigkeit und Einkommensrückgang: Viele Unternehmen mussten aufgrund von Sanktionen, Misswirtschaft und dem Fehlen unterstützender Maßnahmen schließen. Dies hat nicht nur zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt, sondern auch zu einem Rückgang der Haushaltseinkommen.
- Weit verbreitete Armut: Laut nationalen und internationalen Berichten lebt ein erheblicher Teil der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Die Unfähigkeit, sich Grundbedürfnisse wie Nahrung, Unterkunft und Bildung zu erfüllen, hat viele Familien schwer getroffen.
- Fehlende Unterstützung: Während sich die Wirtschaftskrise täglich verschlimmert, sind die Unterstützungsmaßnahmen der Regierung entweder wirkungslos oder fehlen gänzlich. Dies hat die Unzufriedenheit in der Öffentlichkeit weiter angeheizt.
Soziale und psychologische Folgen
Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise beschränken sich nicht nur auf Fragen des Lebensunterhalts. Wirtschaftliche Schwierigkeiten haben weitreichende Auswirkungen auf das psychologische, soziale und sogar kulturelle Wohlbefinden einer Gesellschaft:
- Zunahme von Stress und Angst: Finanzielle Belastungen und die Unfähigkeit, Grundbedürfnisse zu decken, führen zu zunehmendem Stress und psychischen Problemen in den Familien. Dieser Umstand beeinträchtigt nicht nur das individuelle Wohlbefinden, sondern wirkt sich auch negativ auf familiäre und soziale Beziehungenaus.
- Geschwächter sozialer Zusammenhalt: Die Ausbreitung von Armut und Ungleichheit hat die Klassenschere vergrößert und den sozialen Zusammenhalt geschwächt. Diese Bedingungen können den Weg für tiefere Unzufriedenheit und sogar soziale Unruhen ebnen.
- Anstieg der Kriminalitätsrate: Die Verschlechterung des Lebensstandards und der Mangel an Arbeitsplätzen treibt Menschen in die Drogensucht und zu kriminellen Aktivitäten.
- Verlust der Hoffnung auf eine bessere Zukunft: Die Jugend hat wenig Motivation, für ihre Zukunft zu planen. Die zunehmende Auswanderung von Eliten und Fachkräften spiegelt dieses tiefe Gefühl der Hoffnungslosigkeit ebenso wider wie der Anstieg der Selbstmordraten.
Während die Menschen mit wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, spiegelt die Politik der Regierung eine Missachtung der Probleme, Sorgen und Ängste der Bevölkerung wider. Nationale Finanzmittel werden nicht in die Wirtschaft, das Sozialwesen und die produktive Infrastruktur investiert, sondern in ideologisch bestimmte Bereiche, die nichts mit den Grundbedürfnissen der Gesellschaft zu tun haben. Die mangelnde Transparenz in der Politikgestaltung und die tief verwurzelte Korruption haben nicht nur Lösungen verhindert, sondern die Krise weiter verschärft.
Das Gemeinwohl war für das herrschende System nie eine echte Priorität. Es wird erst dann zu einem schlagwortartig vor sich hergetragenen Anliegen, wenn wirtschaftlicher Druck eine Sicherheitsbedrohung und die Möglichkeit sozialer Unruhen schafft. Selbst wenn die Funktionäre aus dem Sicherheits- und Militärestablishment spüren, dass die Gesellschaft kurz vor dem Aus stehen könnte, erklären sie Fragen der Existenzsicherung nur oberflächlich zu einer Priorität – allein zu dem dem Zweck, die Stabilität des Regimes zu erhalten.
Öffentlicher Zorn
Die aktuelle Existenzkrise des Irans ist das Ergebnis von Misswirtschaft, struktureller Korruption und einer Missachtung der Bedürfnisse der Bevölkerung. Wenn ein Grundbedürfnis wie Fleisch zu einem Luxusgut wird, ist dies ein deutliches Symbol für die tiefe Kluft zwischen der Bevölkerung und der Regierungspolitik.
Diese Kluft zeigt deutlich, dass das Wohlergehen und der Lebensunterhalt der Bevölkerung für das herrschende Establishment keine Priorität haben. Vor allem die Mittel- und Unterschicht ist mit Nöten und Problemen konfrontiert, die nicht nur ihr tägliches Leben beeinträchtigen, sondern auch zu einer weit verbreiteten sozialen und psychologischen Krise geführt haben.
Die Hoffnungslosigkeit in Bezug auf die Zukunft hat den öffentlichen Zorn geschürt und die Unzufriedenheit breitet sich rasch in der Gesellschaft aus. Diese Frustration ist auf die mangelnde Planung der Regierung und ihre Gleichgültigkeit gegenüber den Problemen der Menschen zurückzuführen. Werden grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung, Unterkunft und Gesundheitsversorgung für einen großen Teil der Bevölkerung unerreichbar, vertieft sich die Kluft zwischen Regierung und Gesellschaft, was die Wahrscheinlichkeit sozialer Unruhen erhöht.
Diese Situation hat schwerwiegende Folgen für die soziale und politische Stabilität. Die durch Nachlässigkeit und Misswirtschaft der Regierung verschärfte Existenzkrise könnte zu einem Anstieg der Kriminalität, zum Zusammenbruch von Familien, zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit und zu einer noch stärkeren Abwanderung von Eliten und Fachkräften führen. Letztendlich gefährdet diese Missachtung der Grundbedürfnisse der Menschen die sozialen und wirtschaftlichen Grundlagen des Landes und treibt die Gesellschaft in den Zusammenbruch.