Ilana Gritzewsky berichtete, dass sie nach ihrer Entführung am 7. Oktober ohnmächtig wurde und in Gaza wieder zu sich kam – »umringt von bewaffneten Männern, halbnackt, verängstigt und verletzlich«.
Ilana Gritzewsky, die am 30. November 2023 nach 55 Tagen in der Gefangenschaft der Hamas im Gazastreifen befreit worden, sprach mit der New York Times (NYT) über die sexuellen Übergriffe, denen sie als Geisel ausgesetzt war. Die 31-jährige Gritzewsky wurde am 7. Oktober 2023 während des Terrorangriffs von Hamas-Terroristen aus ihrem Haus im Kibbuz Nir Oz entführt. Ihr Partner Matan Zangauker befindet sich weiterhin in Gefangenschaft.
Verängstigt und verletzlich
Gritzewsky berichtete, von den Terroristen auf dem Weg in den Gazastreifen geschlagen und belästigt worden zu sein. Ein Bewaffneter verbrannte ihr Bein, indem er es gegen ein Auspuffrohr drückte, ein anderer betatschte sie wiederholt. Unterwegs wurde sie ohnmächtig und als sie im Gazastreifen in einem Gebäude auf dem Boden liegend aufwachte, war sie »umgeben von bewaffneten Männern, halbnackt, verängstigt und verletzlich«.
Sie sei sich bis heute nicht sicher, was passiert ist, während sie bewusstlos war, erklärte aber den Terroristen gestikulierend, dass sie ihre Periode habe. »Ich hatte das Gefühl, dass sie enttäuscht waren. Ich glaube nicht, dass ich jemals so dankbar für meine Periode war.«
Während der 55 Tage ihrer Gefangenschaft wurde Gritzewsky von Ort zu Ort meist oberirdisch untergebracht, unter anderem in von Zivilisten bewohnten Privathäusern und in einem Krankenhaus. Kurz vor ihrer Freilassung wurde sie in einen Tunnel verlegt.
Einer der Terroristen gab sich als Mathematiklehrer aus, ein anderer behauptete, ihr Anwalt zu sein, während die beiden ihren Schmuck gestohlen hätten. Zu Beginn der Gefangenschaft habe sie ihren Entführern mitgeteilt, an einer chronischen Verdauungskrankheit zu leiden, erhielt aber nie Medikamente.
Die Terroristen verhörten sie zu ihrem Wehrdienst, den sie vor etwa zehn Jahren abgeleistet hatte. Einmal umarmte sie ein Entführer und sagte ihr, während er seine Waffe auf sie richtete, er würde sie selbst im Fall eines Geiselaustauschs nicht freigelassen, da er sie heiraten und Kinder mit ihr haben wolle, berichtete die Israelin.
In ihrem Artikel zitierte die NYT die israelische klinische Psychologin Avigail Poleg-Dvir, die Gritzewsky seit ihrer Freilassung behandelt und die wichtigsten Details ihrer Gefangenschaft, einschließlich der Gewalt und der sexuellen Übergriffe, bestätigte. Gritzewsky hatte die Details auch der Polizei mitgeteilt.
»Ich bin nicht wirklich für meine eigene Rehabilitation verfügbar, nicht für den Körper und nicht für die Seele. Ich lebe mit der Frage: Warum ich und nicht sie? Ich habe keine Antwort«, sagte Gritzewsky in Bezug auf die nicht freigekommenen Geiseln. »Aber wenn ich draußen bin, ist das ein Zeichen dafür, dass Gott wollte, dass ich meine Stimme erhebe, um den Lebenden zu helfen, ihre Freiheit zu erlangen, und die Toten für ein angemessenes Begräbnis zurückzubringen.«
Am 7. Dezember 2024 veröffentlichte die Hamas ein dreiminütiges Video von Gritzewskys Partner Matan Zangauker, das zwar ohne Datumsangabe war, in dem er aber berichtete, seit mehr als 420 Tagen im Gazastreifen festgehalten zu werden, was darauf hindeutet, dass das Video erst kurz vor der Ausstrahlung aufgenommen worden war.
Der Mann in den Aufnahmen sie nicht jener Matan gewesen, den sie kannte, erzählte seine Freundin: »Er war dünn, hatte verängstigte Augen und schrie innerlich um Hilfe. Es hat mich gebrochen, aber es hat mir auch Hoffnung gegeben«, denn nun habe sie gewusst, »er hat überlebt«.
Übergriffe und Missbrauch
In einem NYT-Interview im März 2024 gab die befreite Geisel Amit Soussana bekannt, während ihrer Gefangenschaft sexuell missbraucht worden zu sein. Mehrere weibliche Geiseln, die im Rahmen des Abkommens im November 2023 befreit wurden, haben auf sexuellen Missbrauch hingewiesen, aber Soussana war die erste, die öffentlich über die Sexualverbrechen der Hamas sprach.
Sie berichtete, in einem Kinderzimmer festgehalten und an den Knöcheln angekettet gewesen zu sein. Mehrmals setzte sich ein Wächter neben sie auf das Bett und betastete sie unter ihrer Kleidung. Etwa zwei Wochen nach ihrer Gefangennahme befreite sich Soussana kurzzeitig von den Fesseln, um auf die Toilette zu gehen, und wurde dabei von einem Wächter angegriffen, der sie mit vorgehaltener Waffe zwang, »eine sexuelle Handlung an ihm vorzunehmen«.
Mindestens zehn der Geiseln, die während der ersten vorübergehenden Waffenruhe freigelassen wurden, waren sexuellen Übergriffen oder Missbrauch ausgesetzt, wie ein Arzt, der einige der 110 aus der Gefangenschaft befreiten Personen behandelte, Ende 2023 der Nachrichtenagentur Associated Press mitteilte. Israel untersucht zahlreiche Berichte über sexuelle Verbrechen, die während der terroristischen Infiltration am 7. Oktober 2023 begangen wurden.
Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)