Die Staudämme an den Flussoberläufen in der Türkei sind neben Klimawandel und schlechtem Ressourcenmanagement der Hauptgrund für den zunehmenden Wassermangel im Irak.
Bagdad hat Ankara aufgefordert, die Wasserabgabe an Euphrat und Tigris im Oktober und November um eine Milliarde Kubikmeter pro Monat zu erhöhen, teilte ein hochrangiger Beamter des irakischen Wasserministeriums am Montag gegenüber Rudaw mit. Diese Erklärung erfolgte nach einer provisorischen Vereinbarung, die am vergangenen Freitag zwischen hochrangigen irakischen und türkischen Diplomaten über die gemeinsame Nutzung der Wasserressourcen getroffen worden war.
»Der irakische Minister für Wasserressourcen, Aoun Diab, hat eine Erhöhung der Wasserabgabe für den Euphrat und Tigris auf jeweils 500 Kubikmeter pro Sekunde gefordert. Damit würde sich die zusätzliche Gesamtmenge auf eine Milliarde Kubikmeter pro Monat belaufen«, sagte der Sprecher des irakischen Wasserministeriums Khaled Shamal. »Wir erwarten, dass dieses Jahr ein regenreiches Jahr wird, mit starken Regenfällen ab Dezember. Der Irak benötigt daher für die nächsten fünfzig Tage eine erhöhte Wasserversorgung, um die Wasserreserven zu verbessern.«
Der Appell des irakischen Wasserministeriums folgte auf die gemeinsame Pressekonferenz des irakischen Außenministers Fuad Hussein und seines türkischen Amtskollegen Hakan Fidan am Freitag in Ankara. Der hochrangige irakische Diplomat erklärte dabei, dass bald ein Entwurf für ein Rahmenabkommen über die Wasserbewirtschaftung zwischen dem Irak und der Türkei unterzeichnet werden würde. Fidan ergänzte: »Wir verstehen die Schwierigkeiten, mit denen Sie konfrontiert sind. Wir sind Brüder und Schwestern in dieser Region«, und betonte das aktive Engagement der Türkei bei der Bewältigung der Wasserprobleme des Irak. »Das Wasser von Euphrat und Tigris gehört uns allen.«
Wasserkrise
Der Irak ist stark von den Flüssen Euphrat und Tigris abhängig, die beide in der Türkei entspringen. Große türkische Staudammprojekte, darunter das Südostanatolien-Projekt (GAP), haben jedoch den Wasserfluss in den Irak erheblich reduziert und damit die Dürre, die Wüstenbildung und die Umweltzerstörung verschlimmert. Derzeit erhält der Irak weniger als vierzig Prozent seines historischen Wasseranteils.
Die Wasserkrise im Irak wird zwar durch den Klimawandel, rückläufige Niederschläge und schlechtes Ressourcenmanagement sowie durch türkische und iranische Staudämme der Türkei verursacht, doch das Fehlen umfassender Vereinbarungen zur Wasseraufteilung mit diesen Nachbarländern macht das Land anfällig für einseitige Maßnahmen an den Flussoberläufen, die seine Wasserversorgungssicherheit gefährden.
Shamal sagte am Montag, dieses Jahr »gilt als das schlimmste Wasserjahr in der Geschichte des Irak, mit einer Dürre, wie sie seit 1933 nicht mehr aufgetreten ist.« In Bezug auf das erwartete Abkommen mit Ankara merkte er an: »Das Abkommen zielt darauf ab, große Bewässerungs- und Staudammprojekte unter Beteiligung großer türkischer Unternehmen umzusetzen, die auf Wassermanagement spezialisiert sind.«





