Anlässlich des Jahrestags der Schlacht von Gallipoli machte Erdogan kein Hehl aus seiner Vorstellung eines am Osmanischen Reich angelehnten Einflussbereichs.
In einer Rede, die der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am 24. März im Anschluss an die Kabinettssitzung zum 110. Jahrestag des Beginns der Schlacht von Gallipoli im Ersten Weltkrieg hielt, feierte Erdogan den 1915 errungenen Sieg des Osmanischen Reichs mit Worten, die seinen neoosmanischen Träumen Ausdruck verliehen:
»Liebe Nation, dieses Jahr, am 18. März, haben wir, wie jedes Jahr, mit Stolz und als Nation den Sieg bei Gallipoli gefeiert. Im 110. Jahr nach unserem Sieg bei Gallipoli gedachten wir erneut mit Barmherzigkeit, Dankbarkeit und Gebeten für ihren Schutz unserer unsterblichen Helden, die Gallipoli auf Kosten ihres Lebens unpassierbar gemacht haben. Die Märtyrer, die aus allen Ecken unserer spirituellen Geografie kamen, von Syrien bis Gaza, von Aleppo [in Syrien] bis Täbris [im Iran], von Mossul [im Irak] bis Jerusalem [in Israel], liegen sich in Gallipoli in den Armen«, machte Erdogan deutlich, was er als Einflussbereich der Türkei ansieht.
Neoosmanische Träume
Im Januar hatte Erdogans Sohn Bilal in einer Rede auf der Istanbuler Galata-Brücke Ähnliches gesagt, wobei er sich auf den Sturz des Assad-Regimes in Syrien bezog: »Die Muslime in Syrien waren entschlossen, geduldig und haben gesiegt. Nach Syrien wird Gaza siegreich aus der Belagerung hervorgehen. Gestern die Hagia Sophia [in Istanbul], heute die Umayyaden-Moschee in Damaskus, morgen die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem«, während die Demonstranten Fahnen der Türkei und der Palästinensischen Autonomiebehörde schwenkten und »Befreit Palästina« riefen.