Nach dem Ende der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas verbreitete der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erneut eine antisemitische Ritualmordlegende.
Das American Jewish Committee (AJC) erklärte am Dienstag, dass die Behauptungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Israel ernähre »sich vom Blut, Leben und den Tränen Unschuldiger«, die »Realität verzerrt« und den Antisemitismus schüre. Erdogan tätigte seine Aussage am Montag bei einem Ramadan-Fastenbrechen, nachdem Israel nach einer 58-tägigen Waffenruhe Ziele der Hamas im Gazastreifen angegriffen hatte. »Erdogans anhaltende Fürsprache für die Hamas und seine unerbittliche Dämonisierung Israels sollten unmissverständlich verurteilt werden«, forderte das AJC.
Der bekannte Aktivist für die Rechte der Kurden, Diliman Abdulkader, verurteilte Erdogans Äußerungen ebenfalls. »Der Terrorstaat Türkei hat buchstäblich gerade eine ganze kurdische Familie mit neun Personen, darunter sieben Kinder, abgeschlachtet. Die Türkei beherbergt, bewaffnet und sponsert den Terrorismus. Die islamistische Türkei muss aus der NATO ausgeschlossen werden«, schrieb Abdulkader. Er bezog sich dabei auf Berichte, wonach bei einem türkischen Drohnenangriff am Sonntagabend neun Zivilisten derselben Familie in einem Dorf südlich von Kobani in Syrien getötet worden waren.
Für Antisemitismus bekannt
Erdogan ist für seine Ressentiments gegen Israel, seine Verleumdungen von Juden und seine Hetzreden von Blutbeschuldigungen und Ritualmordlegenden bekannt. So bezeichnete er zum Beispiel den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu im Juni 2024 in einer Rede vor Mitgliedern seiner AK-Partei als unbarmherzigen Blutsauger: »Die Welt beobachtet die Barbarei eines Psychopathen, eines Vampirs, der sich von Blut ernährt und Netanjahu heißt, und sie sieht es live.«
Im November 2023 wiederholte er mindestens zwei Verleumdungen, die er bereits zuvor gegen Israel gerichtet hatte. Am 12. November sagte er, dass »Israel jetzt ein Land ist, das Babys tötet«, einige Tage später auf dem AK-Parteitag: »Ich sage mit gutem Gewissen, dass Israel ein terroristischer Staat ist.« Erdogan reagierte damit auf die Angriffe Israels auf die Hamas nach der Invasion der Terrorgruppe in Israel am 7. Oktober 2023, bei der ihre Terroristen und andere Bewohner des Gazastreifens etwa 1.200 Menschen ermordeten und weitere 251 entführten. Seitdem
- verglich er Netanjahu mit Hitler,
- drohte er mit der Ermordung des israelischen Premierministers,
- behauptete er, Israel stünde hinter einer Reihe von Putschversuchen in der Türkei und wolle das Land angreifen,
- rief er die islamischen Länder auf, sich gegen den israelischen »Expansionismus« zu vereinen, der muslimisches Land bis hin zu Euphrat und Tigris erobern wolle,
- hetzte er gegen die »zionistische Lobby«, die US-Präsident Donald Trump zu seinem Gaza-Plan gebracht habe.
Doch auch schon vor dem 7. Oktober 2023 und dem aktuellen Gaza-Krieg wetterte der türkische Staatschef gegen Israel, etwa während der von der Hamas durch intensiven Raketenbeschuss Israels ausgelösten Operation »Wächter der Mauern« im Mai 2021. Damals hielt Erdogan nach einer Kabinettssitzung eine ausschweifende Rede, in der er abwechselnd die Begriffe »Juden« und »Israelis« verwendete:
»Sie sind Mörder, bis zu dem Punkt, dass sie fünf- oder sechsjährige Kinder töten. Sie sind Mörder, bis zu dem Punkt, dass sie Frauen auf den Boden schleifen und in den Tod ziehen, und sie sind Mörder, bis zu dem Punkt, dass sie alte Menschen töten … Sie sind nur zufrieden, wenn sie ihr Blut saugen.«
Der damalige Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, erklärte in einer Reaktion: »Die Vereinigten Staaten verurteilen die jüngsten antisemitischen Äußerungen von Präsident Erdogan über das jüdische Volk aufs Schärfste und halten sie für verwerflich.«