Ebrahim Raisi: So antisemitisch ist der neue iranische Präsident

Der neue iranische Präsident Raisi und der getötete Revolutionsgradenkommandeur Soleimani
Der neue iranische Präsident Raisi und der getötete Revolutionsgarden-Kommandeur Soleimani (© Imago Images / Pacific Press Agency)

In seiner Zeit als Leiter einer der wichtigsten religiösen Stiftungen des Iran gab Raisi eine 50-teilige Verfilmung der antisemitischen „Protokolle der Weisen von Zion“ heraus.

Jonathan A. Greenblatt, Newsweek

„Die Protokolle der Weisen von Zion“, eine Fälschung des russischen Geheimdienstes aus dem 19. Jahrhundert, sollten die Juden zum Sündenbock für die Nöte des Zarenreiches machen. Seitdem haben sie mehr als ein Jahrhundert lang den Hass angeheizt.

Die „Protokolle“ haben antisemitische Beschimpfungen, Übergriffe und Pogrome entfacht und dazu beigetragen, den Grundstein für den Holocaust zu legen. Seit über einem Jahrhundert warnen die Anti-Defamation League (ADL) und andere Experten davor, dass die Protokolle nichts als giftige Lügen und antisemitische Verschwörungstheorien darstellen.

Irans neu gewählter Präsident Ebrahim Raisi dagegen spielte eine aktive Rolle bei der Verbreitung der „Protokolle“ und damit bei der Förderung der Dämonisierung und Delegitimierung des jüdischen Volkes.

Diese Information, die die ADL kürzlich aufgedeckt hat, ist von großer Bedeutung, speziell zu einer Zeit, in der darüber nachgedacht wird, ob man zum Atomabkommen mit dem Iran zurückkehren soll und was ein „längeres und stärkeres“ Abkommen ausmachen würde. Raisis Erfolgsbilanz zeigt uns, dass der obsessive Hass auf den jüdischen Staat kein einmaliger Ausrutscher ist, sondern ein Hauptmerkmal seiner Karriere. (…)

Im Jahr 2016 wurde Raisi von Irans oberstem Führer ernannt, die Astan Quds Razavi Stiftung zu leiten. In dieser Funktion überwachte er die Produktion eines 50-teiligen Dokumentarfilms, der die „Protokolle der Weisen von Zion“ propagierte.

Der Dokumentarfilm wurde im iranischen Fernsehen ausgestrahlt und an Pilger im religiösen Schrein verteilt, der unter Raisis Kontrolle stand: dem Schrein von Imam Reza in Mashhad, Iran, der Ruhestätte des achten schiitischen Imams. Dieser Schrein ist eine der wichtigsten religiösen Stätte im Iran, die laut den bei der UNESCO eingereichten iranischen Aufzeichnungen (vor Corona) von 20 Millionen Pilgern pro Jahr besucht wurde.

Während die Stiftung schon vor Raisis Leitung gedruckte Ausgaben der „Protokolle“ veröffentlicht und gefördert hatte und dies auch während seiner Amtszeit weiter tat, nutzte sie nun auch die neuen Medien, um die Verbreitung der antisemitischen Protokolle zu voranzutreiben. Etwa ein Jahr nachdem Raisi die Kontrolle übernommen hatte, kündigte die Stiftung Pläne für einen Dokumentarfilm über die „Protokolle der Weisen von Zion“ an.

Im Jahr 2018 wurde der Film mit dem Titel „Der Plan des Teufels“ dann veröffentlicht und die Stiftung hielt eine Pressekonferenz in einem der historischen Höfe des Heiligtums ab. Der Regisseur des Films erklärte den Journalisten, die Juden, als „Führer der Front der Unwahrheit“, hätten in den „Protokollen“ „den ausgeklügeltsten Plan für ihre seit Jahrhunderten angestrebte dämonische Weltherrschaft niedergelegt.“

Der Film, der sowohl im Fernsehnetzwerk der Stiftung als auch in öffentlichen Fernsehsendern ausgestrahlt werde, so der Regisseur weiter, mache die Notwendigkeit der „Beseitigung“ der Juden deutlich, indem er „die Ränke der Partei des Satans, nämlich des globalen Zionismus“ anprangere.

Die Stiftung veröffentlichte eine Mitteilung, in der sie ankündigte, dass der 50-teilige Dokumentarfilm auf CD für Pilger, die den Imam-Reza-Schrein besuchen, erhältlich sei und bei den Kulturprogrammen der Stiftung an das Publikum verteilt werde.

Raisi verließ die Stiftung im Jahr 2019, als er zum Leiter der iranischen Justiz gewählt wurde, aber die Stiftung setzte das antisemitische Projekt fort, das sie während seiner Führung ins Leben gerufen hatte.

Zum Beispiel kündigte sei einige Wochen nach Raisis Abgang einen Wettbewerb zum Inhalt des Films an. Mit diesem Quiz sollten „Wege zum Kampf gegen die Tricks des Satans“ gelehrt werden. Dazu wurde die Öffentlichkeit eingeladen, online teilzunehmen, und die Pilger wurden ermutigt, ihre Antworten über spezielle Briefkästen am Imam-Reza-Schrein einzureichen. (…)

Auch nach seinem Ausscheiden aus der Stiftung hat Raisi in öffentlichen Äußerungen hasserfüllte Verschwörungstheorien propagiert und sogar zu Gewalt aufgerufen. Vergangenes Jahr behauptete er zum Beispiel,

  • dass Amerika und der „globale Zionismus“ ein Komplott schmiedeten, um alle Muslime zu unterjochen;
  • dass sie die Fäden eines globalen Medienimperiums zögen;
  • und dass sie in Denkfabriken teuflische Pläne ausbrüten und sich verschwören würden, um den Propheten Mohammed zu beleidigen.

Raisi feuerte andere Terroristen an, indem er verkündete: „Alle Zionisten wissen, dass die Hisbollah Raketen und Bomben abfeuert, so dass kein Mensch in Israel sicher sein wird.“ (…)

Die Verwüstungen, die Diktatoren von Hitler über Stalin bis hin zu Khomeini mit den „Protokollen der Weisen von Zion“ angerichtet haben, sollten uns alle dazu zwingen, die Bedrohung durch das iranische Regime ernst zu nehmen, das darauf aus ist, Atomwaffen zu erwerben und den Terrorismus in der gesamten Region zu unterstützen.

Raisi ergreift sein Präsidentenamt als Beteiligter an Verbrechen gegen die Menschheit, und kein verantwortungsbewusstes Land sollte ihn zu einem Staatsbesuch oder zu offiziellen Gesprächen empfangen. Die USA und alle Weltmächte müssen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass er keine weiteren Verbrechen gegen die Menschheit begehen kann.

(Aus dem Artikel Iran’s New President Has a Track Record of Antisemitism, der bei Newsweek erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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