Anhaltende Spannungen über die Zukunft der drusischen Bevölkerung im Süden Syriens verzögern ein israelisch-syrisches Interimsabkommen zur Deeskalation.
Yaakov Lappin
Im Zuge von bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Drusen und Beduinen im Juli dieses Jahres verübten syrische Regierungstruppen, darunter auch dschihadistische Militäreinheiten, Massaker an drusischen Gemeinden in der im Süden das Landes gelegenen Provinz Suwayida, bei denen nach verschiedenen Schätzungen mehrere hundert Menschen getötet wurden. Dies löste israelische Luftangriffe gegen diese Konvois sowie gegen militärische Ziele des Regimes in Damaskus aus.
Der Vizerektor der Universität Tel Aviv und führende Experte für die Zeitgeschichte des Nahen Ostens Eyal Zisser schätzte in einem Gespräch mit Jewish News Service, dass ein umfassenderes Abkommen zwischen Israel und Syrien kurz bevorstand, dann aber in einer Sackgasse steckenblieb: »Eine Einigung war tatsächlich kurz bevor, aber jedes Mal taucht etwas Neues auf. Tatsächlich verursacht die Frage der Drusen eine Verzögerung.«
Zisser verwies auf die israelische Forderung nach einer offiziellen Landroute, um der drusischen Gemeinschaft in der Region Jabal al-Druze im Süden Syriens Hilfe leisten zu können – eine Forderung, die von der Regierung in Damaskus unter dem Interimspräsidenten Ahmed al-Sharaa bislang abgelehnt wurde. »Israel fordert eine Transitroute für humanitäre Hilfe«, erklärte er. »Die Syrer können dem nicht zustimmen, da sie dies als Verletzung ihrer Souveränität betrachten.«
Der Professor für Zeitgeschichte schätzte, dass die Verhandlungen ohne eine erhebliche Intervention der USA wahrscheinlich nicht erfolgreich sein werden. »Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, wie die Gespräche ohne Druck seitens der USA zu einem Abschluss kommen können. Es wird Zeit brauchen und, wie bereits erwähnt, Vermittlungsbemühungen der USA.«
Zisser merkte an, dass die internationale Aufmerksamkeit derzeit durch andere Krisen in Syrien abgelenkt wird, wie beispielsweise den erneuten Konflikt zwischen den Regierungstruppen und den kurdischen Syrischen Demokratischen Kräften im Nordosten, was die Vermittlungsbemühungen weiter erschwert. Er warnte, dass die Lage im Süden nach wie vor »instabil und angespannt ist und neue Auseinandersetzungen zwischen den Drusen und dem Regime ausbrechen könnten«. Das al-Sharaa-Regime habe versucht, sowohl die drusische als auch die kurdische Minderheit in das neue Staatsgefüge zu zwingen und die Kontrolle über ihre Waffen zu erlangen.
Israelische Operationen
Währenddessen hat Israel laut einem Reuters-Bericht vom letzten Monat angeblich die Löhne von etwa 3.000 drusischen Milizionären im Süden Syriens bezahlt. Die Zahlungen, die angeblich auf die Vereinigung der drusischen Fraktionen abzielten, gingen laut dem Bericht auch mit der Lieferung von Waffen und Munition einher.
In der Agenturmeldung wird eine israelische Sicherheitsquelle mit der Aussage zitiert, die USA setzten Damaskus unter Druck, ein Sicherheitsabkommen abzuschließen, das jedoch nicht die Normalisierung der Beziehungen beinhaltet, und erwähnte einen Beamten des US-Außenministeriums, der bestätigte, dass Washington weiterhin die Bemühungen um Gespräche zwischen Syrien und Israel unterstütze, obwohl die Quelle keine Antwort darauf gab, ob ein Durchbruch unmittelbar bevorsteht.
An der israelisch-syrischen Grenze unterhält Israel weiterhin neun militärische Außenposten auf der syrischen Seite der Pufferzone von 1974, in die das israelische Militär nach dem Zusammenbruch des Assad-Regimes im Dezember 2024 vorgerückt war. Das al-Sharaa-Regime hat Israel aufgefordert, sich aus diesen Stellungen zurückzuziehen, und obwohl Israel Berichten zufolge zugestimmt hat, dies im Austausch für eine Entmilitarisierung des südlichen Syriens zu tun, haben israelische Beamte erklärt, auf der syrischen Seite des strategisch wichtigen Hermon-Gebiets bleiben zu wollen.
Israel setzt auch seine aktiven Militäroperationen zur Zerschlagung der Terrorinfrastruktur in der von ihm kontrollierten Sicherheitszone in Syrien fort. Laut einer Erklärung der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) vom 5. Oktober haben israelische Truppen in den letzten zwei Monaten Dutzende gezielte Operationen in dem Gebiet durchgeführt, um die terroristische Infrastruktur zu zerschlagen, Waffen aufzuspüren und Verdächtige festzunehmen, um dadurch die Sicherheit der Bewohner der Golanhöhen zu gewährleisten.
Am 6. Oktober identifizierten und vereitelten IDF-Späher einen Versuch, fünf Schusswaffen aus Syrien nach Israel zu schmuggeln, und nahmen zwei Verdächtige fest. In dem Gebiet sind sowohl sunnitische Dschihadisten als auch vom Iran unterstützte und von der Hisbollah orchestrierte Terrorzellen aktiv, die Anschläge auf Israel planen.
Zeitgleich bleiben auch andere Teile Syriens eine Brutstätte dschihadistischer Aktivitäten, wie ein Präzisionsschlag des US-Zentralkommandos (CENTCOM) in der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens am 2. Oktober zeigte, bei dem ein hochrangiges Mitglied der mit Al-Qaida verbundenen Terroristengruppe Ansar al-Islam getötet wurde.
Yaakov Lappin ist Korrespondent und Analyst für militärische Angelegenheiten in Israel, hausinterner Analyst am MirYam-Institut, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Alma-Forschungs- und Bildungszentrum und am Begin-Sadat-Zentrum für strategische Studien an der Bar-Ilan-Universität sowie Autor von Virtual Caliphate – Exposing the Islamist State on the Internet. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)






