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Drohnenangriffe durch Houthis: Der indirekte Krieg des Iran gegen Saudi-Arabien

Stolz präsentiert der Iran sein Drohnenarsenal
Stolz präsentiert der Iran sein Drohnenarsenal (© Imago Images / Poolfoto)

Offenbar hält sich Iran für eine unbesiegbare Supermacht. Doch er irrt, wenn er glaubt, dass ihm von Saudi-Arabien keine Gefahr drohen könne.

Die jüngsten militärischen Angriffe auf Ölanlagen des saudi-arabischen Staatskonzerns Aramco, zu denen sich die jemenitischen Houthi-Milizen bekannten, seien mit iranischen Raketen durchgeführt. Das behauptet der saudi-arabische Außenminister Adel Al-Jubeir in einem Interview, das er letzte Woche der englischsprachigen saudi-arabischen Nachrichtenwebsite Arab News gab.

„Alle Raketen und Drohnen, die nach Saudi-Arabien eingedrungen sind, sind aus iranischer Produktion oder vom Iran geliefert. Einige von ihnen kamen aus nördlicher Richtung, mehrere vom Meer her.“

Diese Einschätzung ist nicht ganz erstaunlich, weil auch die USA, die UNO und sogar der Iran selbst – mal mehr, mal weniger klar – zum Ausdruck gebracht haben, dass der Iran die Raketen liefert, die Saudi-Arabien treffen. Schon 2017 gab es einen UN-Bericht zu dieser Vermutung.

Keine Verheimlichung seitens des Iran

Das iranische Regime zeigt sich stolz: Die Houthi-Milizen hätten „in weniger als zehn Tagen 18 Operationen gegen Saudi-Arabien“ durchgeführt, sagte Ismail Qaani, der Nachfolger von Qasem Soleimani als Kommandeur der Quds-Einheiten der Iranischen Revolutionären Garden (IRGC), Mitte des Monats bei einer Konferenz in der nordostiranischen Maschhad.

Die IRGC sind hauptverantwortlich für militärische und terroristische Aktionen des Iran im Ausland. Qaani fügte hinzu, der Iran unterstütze alle derartigen bewaffneten Gruppen auf der ganzen Welt, die er als „Kräfte des Widerstands gegen die globale Arroganz“ bezeichnete.

Auch US-Präsident Joe Biden ist bekannt, dass der Iran immer wieder Saudi-Arabien angreift, selbst wenn er das nicht so offen zugibt. Doch sein General Kenneth Franklin McKenzie, der Befehlshaber des United States Central Command (CENTCOM), das für militärische Operationen der USA im Nahen Osten, Ostafrika und Zentralasien zuständig ist, sagte im Februar, er halte es für „sehr gefährlich“, dass die Verantwortlichen im Iran annähmen, dass die Drohnen- und Raketenangriffe „nicht der iranischen Politik zugeschrieben werden“ könnten. „Wir glauben, dass das alles letztlich vom Iran ausgeht.“

Im Januar hielten die iranischen Streitkräfte ein Manöver ab, über das die iranischen Medien ausführlich berichteten. Dabei präsentierten sie stolz die gleichen Drohnen, die für die Angriffe auf Saudi-Arabien benutzt werden.

Zu einem Angriff auf den saudischen Königspalast im Januar – der nicht zum ersten Mal das Ziel war – bekannte sich eine vom Iran gesteuerte irakische Miliz namens Awliya Wa’ad al-Haq („Brigade des wahren Versprechens“). Offenbar wurde der Angriff mit sprengstoffbeladenen Drohnen von irakischem Gebiet aus durchgeführt. Laut der Nachrichtenagentur AP enthüllte einer der Führer der Miliz, dass die Drohnen zum Teil aus dem Iran stammten und im Irak zusammengebaut worden seien.

Angesichts der anhaltenden Angriffe habe Saudi-Arabien die Vereinigten Staaten um Hilfe bei der Verteidigung seiner Ölanlagen gebeten, berichtet die amerikanische Nachrichtenagentur Bloomberg:

„Laut einem saudischen Beamten, der darum bat, nicht genannt zu werden, weil die Gespräche vertraulich sind, wurden die Anfragen seit Januar an die Regierung von Präsident Joe Biden gerichtet. Saudi-Arabien bitte auch andere Verbündete um Unterstützung, um die fast täglichen Angriffe auf Städte und Dörfer zu vereiteln, sagte der Beamte.“

Probt Saudi-Arabien den Gegenschlag?

Wie Bloomberg unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Saudi Press Agency berichtet, hielt die saudi-arabische Marine am Sonntag Manöver ab, bei denen die Sicherung von „lebenswichtigen Anlagen“ und der „Freiheit der Schifffahrt“ geübt wurden.

Eine interessante Koinzidenz: Just zur gleichen Zeit trainierten rund dreitausend Kilometer nordwestlich, über der griechischen Insel Kreta, saudi-arabische Kampfflugzeuge des Typs F-15 Luftangriffe in einem Gebiet, das vom russischen Flugabwehrsystem S-300 überwacht wird, das auch die iranischen Streitkräfte zur Verteidigung des iranischen Luftraums nutzen.

Ein Vergeltungsangriff Saudi-Arabiens – möglicherweise gemeinsam mit arabischen Verbündeten – auf iranische Ölfelder, Raffinerien, Militäranlagen oder Regierungsgebäude ist vielleicht näher, als die meisten glauben. An eine solche Möglichkeit scheint das iranische Regime nicht zu denken. Es hält sich nicht nur für eine Supermacht, sondern für die stärkste der Welt, die in der Lage sei, „Amerika, Israel und ihre Partner und Verbündeten“ „von diesem Planeten“ zu entfernen.

Das Regime war sich auch 2019 schon sicher, dass Amerika „viel zu schwach“ sei, als dass es irgendetwas gegen die immer dreisteren Angriffe Irans auf Amerika und seine Verbündeten unternehmen könne. „Die USA haben nicht die Fähigkeit und den Willen und werden sich niemals trauen, einen militärischen Krieg gegen den Iran zu beginnen“, ließ sich der Kommandant der Iranischen Revolutionsgarde, Generalmajor Hussein Salami, im Mai 2019 zitieren.

Sieben Monate später wurde der Führer der Quds-Einheiten, Qassem Soleimani, im Irak von einer amerikanischen Rakete getötet. Tage zuvor hatte Soleimani die US-Luftwaffenbasis bei Kirkuk mit Raketen angreifen lassen, wobei ein Amerikaner getötet und vier verletzt worden waren. Zudem hatten proiranische Milizen die US-Botschaft in Bagdad gestürmt.

Obwohl man eine amerikanische Reaktion hätte kommen sehen sollen, kam sie für die meisten überraschend. Dass Amerika eine Schlüsselfigur des iranischen Regimes töten würde, hatte niemand kommen sehen.

Befreiungsschlag der Saudis?

Nun ist Saudi-Arabien nicht Amerika, die militärischen Fähigkeiten des Königreichs sind wesentlich bescheidener, und seine Städte und Ölanlagen wären einem iranischen Großangriff fast schutzlos ausgeliefert. Der materielle Schaden könnte sich schnell auf einen mindestens zweistelligen Milliardenbetrag belaufen. Aber darum auszuschließen, dass Saudi-Arabien einen Gegenangriff unternehmen könnte, ist westliche Denkungsart.

Aus Sicht des saudischen Königshauses dürfte die Demütigung durch die fortgesetzten Drohnen- und Raketenangriffe schwerer wiegen. Man darf nicht vergessen: In Saudi-Arabien kann die Beleidigung des Königs mit dem Tod bestraft werden. Wie kann es das Königshaus dann zulassen, dass sein Palast immer wieder mit Raketen und Sprengstoffdrohnen angegriffen wird und nichts dagegen unternehmen?

König Salman ibn Abd al-Aziz von Saudi-Arabien trägt den Ehrentitel Hüter beider heiligen Stätten. Er muss in seine Überlegungen einbeziehen, dass Muslime fragen könnten: Wie kann ernoch länger Hüter von Mekka und Medina sein, wenn er sich nicht einmal selbst verteidigen kann und jeder ungestraft seinen Palast angreift?

Auf die Angriffe der schiitischen „Ungläubigen“ nicht zu reagieren, wäre so, als wenn er seine Krone wegwerfen und sagen würde, dass er nicht mehr König ist. Früher oder später wird das Königshaus handeln müssen, wenn es seinen Machtanspruch aufrechterhalten will.

Den Rückhalt der Arabischen Liga hätte Saudi-Arabien zweifellos. Schon vor vier Jahren erklärte die Organisation, sie beabsichtige „nicht, dem Iran im Augenblick (!) den Krieg zu erklären“; Saudi-Arabien habe aber „das Recht, sein Territorium zu verteidigen“.

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